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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Philadelphia zu schmuggeln, und dieser Erfolg beflügelte sie: Bald kehrte sie immer wieder zurück und befreite andere Familienmitglieder. Meist im Winter, wenn die Nächte länger waren und die Verfolger weniger motiviert. Die Flucht begann immer samstagabends, weil die Anzeige »Sklave entlaufen« erst montags in der Zeitung erschien und sie so einen Vorsprung hatten. Sie trug stets einen Revolver bei sich und wusste ihn auch zu benutzen. Als einmal einen ihrer Schützlinge mitten auf der Flucht der Mut verließ und er umdrehen wollte, richtete sie ihre Pistole auf ihn und sagte: »Du gehst weiter oder du stirbst hier.« Er ging weiter.
    Tubman wurde immer wieder gesucht, doch nie gefasst. Später meinte sie: »Ich war acht Jahre lang Schaffner der ›Underground Railroad‹, und ich kann etwas von mir behaupten, was die meisten Schaffner nicht sagen können – keiner meiner Züge ist je entgleist, und ich habe nicht einen Passagier verloren.« Auf einem ihrer letzten Ausflüge brachte sie ihre alten Eltern mit zurück.
    Als der Bürgerkrieg begann, brachte sie ihre genauen Ortskenntnisse von South Carolina und Florida ein, legte Landkarten an und war auch dabei, als eine Reihe von Plantagen am Combahee River angegriffen wurde. Frühmorgens lotste Harriet Tubman drei Dampfschiffe der Nordstaaten um die Minen herum ans Ufer. Während die Soldaten die Plantagen in Brand setzten und alles mitgehen ließen, was nicht niet- und nagelfest war, ließ sie die Sirenen der Dampfschiffe losheulen. Die Sklaven verstanden sofort, was die Stunde geschlagen hatte: Mit Kind und Kegel unter dem Arm rannten sie, die Schüsse ihrer Herren im Rücken, zu den Schiffen und kletterten an Bord. Über 700 Sklaven wurden so von ihr gerettet.
    Die Frau war eine echte amerikanische Heldin, mutig und nicht zu stoppen. Und als ihr Job getan war, setzte sie sich in den Zug und fuhr nach Hause. Wahrscheinlich freute sie sich auf eine ruhige Tasse Tee. Auf der Zugfahrt wurde sie vom Schaffner gebeten, sich in einen anderen Wagen zu setzen. Sie lehnte ab. Sie erklärte, wer sie war, doch es half nichts. Mit Hilfe zweier anderer Passagiere packte der Schaffner sie und schleppte sie in ein anderes Abteil …
    Historiker glauben zwar, dass bis zu 100.000 Sklaven dank der »Untergrundbahn« entkommen sind, aber im Vergleich zu ihrer Gesamtzahl war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. John Brown sollte recht behalten: Bevor es zu Ende ging, war noch viel mehr Blutvergießen notwendig.
    1861 kam es dann, wie es kommen musste.
    Vermutlich hatte Abraham Lincoln nie vorgehabt, die Sklaverei in den Südstaaten ganz abzuschaffen. Das war auch gar nicht der Streitpunkt gewesen. Es ging vielmehr darum, ob sie auch in den neuen Bundesstaaten, die im Westen nach und nach dazukamen, erlaubt sein sollte oder nicht. Lincoln und seine nagelneue Partei, die Republikaner, waren dagegen, und offenbar ein Großteil der Amerikaner auch, sonst hätten sie ihn nicht gewählt.
    Allerdings machte er keinen Hehl daraus, dass er grundsätzlich auch gegen die Sklaverei im Süden war. In einer aufrüttelnden Rede vor dem Senat sagte er: »Ein gespaltenes Haus hat keinen festen Stand. Ich glaube nicht, dass dieser Staat auf Dauer bestehen kann, wenn er halb versklavt und halb frei ist. Er wird irgendwann ganz das eine oder ganz das andere werden.« Da wussten die »southern gentlemen«, dass ein Leben unter Lincoln kein Zuckerschlecken sein würde. Noch bevor er das Präsidentenamt antreten konnte, sagten sich die Südstaaten von den USA los … Und die nächsten vier Jahre büßte Amerika für den Kompromiss, den die Gründerväter bei der Verfassung eingegangen waren.
    Der Bürgerkrieg ging erst am 9. April 1865 zu Ende. Am selben Tag waren die Sklaven frei, und der Süden stand Kopf. Plötzlich lebten vier Millionen freie Schwarze unter ihnen – 14 Prozent der Gesamtbevölkerung der USA . Und alle wahlberechtigt natürlich.
    Die Schwarzen drängten in politische Ämter. Egal, dass die meisten von ihnen aufgrund ihrer doch etwas einseitigen Ausbildung weder lesen noch schreiben konnten und in politischen Dingen nicht besonders bewandert waren: Dafür gab es ja die Nordstaatler, die in großer Zahl in den Süden strömten und sich mit den Schwarzen verbündeten. Gleich bei den ersten Wahlen nach Kriegsende kamen über 600 Schwarze in den Südstaaten in politische Ämter, meist ehemalige Sklaven. Als Hiram Revels als erster schwarzer Senator 1870 in Washington seinen

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