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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Amerikaner, mit Hilfe des ROTC (dem Reserveoffizier-Ausbildungskorps), einem Programm, bei dem der Staat das Studium finanziert, im Gegenzug muss man sich als Offizier verpflichten.
    Viele Amerikaner entscheiden sich für das ROTC , um studieren zu können. Man könnte fast behaupten, die Armee sei eine Art heimlicher Sozialstaat: Großzügige Bedingungen garantieren, dass Soldaten, je nachdem, welchen Deal sie unterschreiben, eine Ausbildung bekommen, Arbeitslosenunterstützung oder Rente. Deshalb strömen so viele arme Menschen, Migrantenkinder und all diese Typen, die in der High School nie richtig zugehört haben, wenn sie denn überhaupt auftauchten, dorthin: Es ist oft die bessere Karrierewahl.
    Als mein Vater seine Ausbildung als Ingenieur abgeschlossen hatte, wurde er eingezogen. Der Zweite Weltkrieg tobte schon. Auf den Formularen, die er ausfüllte, befand sich auch folgende Frage: »Können Sie sich vorstellen, mit Schwarzen zu dienen?«
    Die Frage verwunderte ihn. Er wusste nicht, dass damals kaum ein Weißer mit »Ja« darauf antwortete. Aus reiner Ignoranz machte er sein Kreuz: »Ja.«
    Als er dann in den Krieg zog, hatte er die Anmeldeformulare längst vergessen. Er freute sich, als er erfuhr, was seine Aufgabe war: Er würde einen Trupp von Ingenieuren leiten. Das Gute daran: Er musste nicht an der Front kämpfen, sondern direkt dahinter Brücken und Straßen bauen.
    Dann erfuhr er, warum ihm dieses Glück zuteil wurde: Sein Trupp bestand ausschließlich aus Schwarzen. Er war der einzige Weiße.
    »Dieses Kreuzchen hat mein Leben gerettet«, sagte er mir später. »Die Armee glaubte damals noch, Schwarze seien feige und könnten nicht kämpfen. Also wurden sie nicht für den Dienst mit der Waffe eingeteilt. Während die anderen Typen, die sich geweigert hatten, mit Schwarzen zusammenzuarbeiten, an der Front gestorben sind, haben wir in aller Ruhe dahinter Landebahnen angelegt.«
    Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Diskriminierung beim Militär schließlich so peinlich, dass Präsident Harry S. Truman persönlich einen Erlass herausgab, der die Rassentrennung innerhalb der Armee aufhob und dazu rassistische Äußerungen von Soldaten unter Strafe stellte.
    Nachdem die Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern eine ganze Reihe von Rassentrennungsgesetzen gekippt hatte, sah es kurzzeitig so aus, als ob der Albtraum nun vorbei sei.
    Doch dann folgte der Rückschlag. Amerikaner hatten nicht nur vor der neuen Konkurrenz durch Schwarze Angst, sie hatten auch bald die Nase voll davon, immer als Rassisten beschimpft zu werden. Zudem sie sich doch nun seit Jahren solche Mühe mit immer neuen Antidiskriminierungs-Regeln gaben, um jede Art von Unrecht wieder auszubügeln!
    In seinem Buch Rights Gone Wrong bringt es Richard Thompson Ford auf den Punkt: Die theoretische Diskussion des Themas »Diskriminierung« hat inzwischen längst jede Bodenhaftung verloren. Wer lange genug nach einem Anlass sucht und sich der Sprache der »political correctness« wahllos bedient, findet bei allem und für jeden irgendwo eine Benachteiligung. Es fängt mit »reverse discrimination« an (wenn der Weiße einen Nachteil erleidet, weil man dem Schwarzen einen ersparen will) und endet damit, dass behauptet wird, ein Gesetz diskriminiere schon dann, wenn es Aspekte wie weiß und schwarz überhaupt in Betracht ziehe.
    Heute gibt es in Amerika mehr Arten von Diskriminierung als Frühstücksflocken im Supermarkt: Arbeitgeber dürfen zwar aus Bewerbungsunterlagen nichts über das Alter des Arbeitsuchenden erfahren, das könnte ja zur Altersdiskriminierung führen – Senioren kriegen deshalb aber auch nicht mehr Jobs als vorher. Männer dürfen keine schlüpfrigen Witze mehr im Büro reißen, es ist aber fraglich, ob das allein ihren Kolleginnen zu besseren Karrierechancen verhilft. Ist eine Anti-Diskriminierungsbewegung noch ernst zu nehmen, wenn sie versucht, den Muttertag zu verbieten, weil dadurch Männer benachteiligt werden?
    Politiker haben mittlerweile gelernt, mit dem Rassismus zu flirten, ohne sich eindeutig schuldig zu machen. Als der Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich 2011 empört erklärte, dass Schwarze lieber Jobs fordern sollten statt Essensmarken, blieb er dabei ganz politisch korrekt: Er benutzte das Wort »Afroamerikaner«. Man darf Schwarze nämlich nicht als »faule Schmarotzer« beschimpfen, wie zur Zeit der Sklaverei, das wäre rassistisch. Stellt man aber »Afroamerikaner« als »Sozialhilfeempfänger« hin

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