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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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und damit seine wahre Berufung entdeckte. Sobald es nur ging, wurde er Waldläufer und Pelzhändler. Auch als er selbst schon 10 Kinder hatte, verschwand er jeden Herbst allein, mit Kollegen oder Brüdern in die Wildnis und kehrte im Frühling mit Hunderten von Reh- und Biberhäuten zurück. Auch Bärenfelle waren ab zu darunter.
    Bald wandte man sich an ihn, wann immer es um die Wildnis oder um die Indianer ging. Er arbeitete als Landvermesser, legte Straßen an, gründete Siedlungen, hatte zeitweise selbst eine Farm mit sieben Sklaven, betrieb eine Taverne, wurde Pferdehändler und Landspekulant. Auch politisch war er aktiv, als Offizier, Sheriff und Abgeordneter der »Virginia General Assembly«. Er ließ wirklich nichts aus.
    Beruflich kam er gut mit den Indianern aus, nicht aber politisch: In verschiedenen Kriegen stand er ihnen im Kampf gegenüber. Im Unabhängigkeitskrieg wurde er schließlich von den Shawnee, die Verbündete der Engländer waren, gefangen genommen. Sie adoptierten ihn, wie das bei manchen Stämmen Brauch war, um gefallene Mitglieder zu ersetzen, und gaben ihm den Namen Sheltowee – Große Schildkröte. Monate später erst flüchtete er in die (einst von ihm gegründete) Stadt Boonesborough, nachdem er erfahren hatte, dass die Indianer diese angreifen wollten. Dank seiner Warnung konnten die Städter die Shawnee nach einer 10-tägigen Belagerung dann glücklich in die Flucht schlagen, woraufhin Boone aus lauter Dankbarkeit wegen Hochverrat vor Gericht gestellt wurde: Er sei so lange fort gewesen, er sei doch bestimmt zu den Indianern übergelaufen … Vor Gericht bekam er zwar recht, aber seine unehrenhafte Entlassung aus der Armee war eine Schmach, die ihn sein Leben lang schmerzte. (Und wenn wir ehrlich sind: War es ihm in all den Monaten als Ehrenmitglied der Shawnee wirklich nicht möglich gewesen, früher zu entkommen?)
    Unter den Indianern wurde er so legendär, dass er zu einer Art begehrten Trophäe wurde, auf die sie Jagd machten. 1780 war er gerade mit seinem Bruder Ned unterwegs, als sie von Shawnee überfallen wurden. Unser Held entkam, aber sie töteten seinen Bruder. Die Indianer dachten jedoch, sie hätten Boone selbst erwischt. Also schnitten sie dem Bruder den Kopf ab, damit sie zu Hause damit prahlen konnten.
    Als er fünfzig war, wurde Boones Geschichte veröffentlicht, und über Nacht war er berühmt. Er verkörperte alles, was die »überzivilisierten« Menschen in der frühen Phase der Industrialisierung suchten: Das ursprüngliche, echte Leben, die Freiheit in der Wildnis, wo kein Gesetz herrschte, nur die wilde Natur.
    Boone wurde zum Romanhelden – sogar in England, Frankreich und Deutschland. Bald schon tötete er Bären mit bloßen Händen und schwang sich wie Tarzan an Lianen von Baum zu Baum. Selbst der englische Dichter Lord Byron verewigte ihn 1822 in einem Gedicht als glücklich-selbstgenügsamen Freigeist und Naturmenschen.
    Die bekannteste Episode aus seinem Leben ereignete sich 1776: Seine Tochter Jemima wurde mit zwei weiteren Mädchen von den Shawnee verschleppt. Boone und seine Kumpels jagten ihnen nach, überfielen die Indianer zwei Tage später während einer Rast, vertrieben sie und brachten die Mädchen zurück. Das war ebenjener Vorfall, den ein halbes Jahrhundert später James Fenimore Cooper zu Der letzte Mohikaner verarbeitete, besser verdichtete, und damit Daniel Boone zum Godfather aller Cowboys machte.
    Wenn wir uns Wildwest-Geschichten vorstellen, kommen uns als Erstes Cowboys und Indianer in den Sinn. Doch wir vergessen dabei ausgerechnet jene Typen, denen wir den Traum vom Wilden Westen eigentlich verdanken:
    Die berühmteste Schießerei des Wilden Westens fand am O. K. Corral statt, einer Koppel in Tombstone, Arizona, nur ein paar Kilometer von Mexiko entfernt. Auf der einen Seite standen fünf Nichtsnutze, auf der anderen die Vertreter des Gesetzes: die drei Brüder Wyatt, Morgan und Virgil Earp sowie Doc Holliday.
    Die zwei Gruppen, die sich gegenseitig schon seit Jahren gedroht hatten, trafen am Mittwoch, dem 26. Oktober 1881, um drei Uhr nachmittags auf dem menschenleeren Platz unweit der Fremont Street aufeinander. Sie standen nur zwei Meter voneinander entfernt. Mit Revolvern, Schrotflinten und Gewehren feuerten sie los. Als die Knallerei aufhörte, waren Morgan und Virgil Earp sowie Doc Holliday verwundet; drei ihrer Gegner tot.
    Die Szene wird in Dutzenden von Wildwestfilmen nachgespielt, und nach jedem Film folgt eine lange

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