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Planet außer Kurs (Orion 02)

Planet außer Kurs (Orion 02)

Titel: Planet außer Kurs (Orion 02) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schiffswand zu sehen war und auf den Schirmen. Die meisten waren ausgeschaltet. Tickende Geräusche. Ab jetzt hatte McLanes Mannschaft vierhundert Sekunden Zeit, das Schiff zu verlassen.
    Cliff kontrollierte sorgfältig seine Uhren, Skalen und Anzeigen.
    Alles stimmte der Vorgang lief.
    McLane tat alles mit schnellen, zielbewußten Bewegungen, die zeigten, daß langjährige Übung dahintersteckte. Er setzte den Helm auf, regulierte die Aggregate der Anzugsversorgung ein und stellte sich in den Lift. Die halbrunde Tür schloß sich, der Lift hielt eine Ebene tiefer. Cliff stürmte hinaus und blieb neben Mario stehen.
    Die Unterhaltung ging jetzt über die Helmfunkgeräte.
    »Kommandant an alle. Kann Raumvakuum erzeugt werden?«
    Namentlich erfolgten die Meldungen.
    »Sigbjörnson – klar.«
    »Legrelle – Anzug versorgt.«
    »Shubashi – klar!«
    »Jagellovsk – klar.«
    »Monti – versorgt.«
    »In Ordnung«, hörte man die Stimme McLanes. »Mario – öffne den Verschluß der LANCET-Abschußkammer.«
    Mario bewegte einen Hebel, und das Schiff öffnete sich an einer Stelle.
    Ein Schacht von knapp neun Metern Durchmesser führte bis hier herunter, und an den Flanken der annähernd runden LANCET sah man das All, den Hyperraum. Und – jetzt war der Hyperraum von einem drohenden, purpurnen Glühen erfüllt!
    »Hast du die Schaltuhr eingestellt, Mario?« fragte Cliff scharf.
    »Ja. Vorlauf fünf Sekunden. Wenn ich diesen Knopf hier drücke, haben wir fünf Sekunden Zeit, an Bord der LANCET zu gehen und die Schleuse zu schließen.«
    Cliff zögerte noch etwas.
    »Der Warnruf an die Schiffe, die um die ›Nova‹ herumschwirrten, ist gehört worden, Helga?«
    »Du kannst beruhigt sein«, erwiderte Helga.
    »Dann drücke den Knopf!« sagte Cliff. Mario schaltete die Automatik ein, die das Beiboot aus dem Schiff katapultieren sollte, warf sich herum und enterte die breite Leiter in die LANCET-Schleuse. Cliff folgte.
    Die Schleuse schloß sich, und die sechs Besatzungsmitglieder erwarteten den Andruck des Ausschleusemanövers.
    Die fünf Sekunden vergingen.
    Cliff und Mario sahen sich an. Ihre Gesichter waren schweißüberströmt.
    »Die Schaltung hat versagt ...«, stammelte de Monti. Sie sahen hinaus.
    Der mittlere Teil der Anlage in der Kammer glühte dunkelrot. Glas schmolz vor den Armaturen, und hintereinander schlugen die schweren Palladiumsicherungen durch. Das Glühen von draußen war stärker geworden. Todesangst ergriff McLane.
    »Raus!« keuchte er. »Notanlage in Tätigkeit setzen!«
    Die Schleuse öffnete sich weit; Cliff, Hasso und Mario stürzten hinaus.
    Die ORION VII zog unbeirrbar dem Ort des Zusammenstoßes entgegen. Und die sechs Besatzungsmitglieder waren gefangen. Kostbare Sekunden vergingen in totaler Ereignislosigkeit.

 
9
     
    Die fünf Personen, die um den runden Tisch in Wamslers Büro saßen, waren kaum mehr wiederzuerkennen. Müdigkeit, abgrundtief und elementar, zeichnete tiefe Linien in die Gesichter. Die Augen über schlaffen Tränensäcken waren rot, blutunterlaufen, und sie lagen inmitten tiefer Schatten. Es war aber nicht so sehr die Müdigkeit, die kennzeichnend war, sondern das tiefe Wissen über die Unabwendbarkeit des Schicksals. Alles schien hoffnungslos. Tiefe Verzweiflung hatte sich der fünf Männer bemächtigt.
    Kublai-Krim sah Sir Arthur an, der einen breiten Streifen aus dem Lichtschreiber durch beide Hände gleiten ließ und die Meldungen heruntermurmelte. Krim saß gebeugt auf einem niedrigen Hocker vor dem Informationsgerät.
    »Ob sich die Regierung endlich entschließen kann, eine Entscheidung zu treffen?« fragte Kublai-Krim.
    Sir Arthur zuckte matt die Schultern und sah auf.
    »Wenn dieser Wennerstein die Lage genau darstellt, und wenn er die nötigen Erklärungen abgibt ... gleichzeitig mit Nachdruck ... aber ich bin skeptisch. Ich glaube nicht daran.«
    Marschall Wamsler ging unruhig im Raum auf und ab, die breiten Hände auf dem Rücken verschränkt.
    Er betrachtete die Sternenprojektion voller tiefer Sorge und mit sichtbarer Unruhe.
    »Hören Sie gut zu«, sagte Villa, diesmal ohne den sarkastischen Unterton, den man von ihm gewohnt war.
    »Ja, sicher ...«
    »Die Auskunft der Zentralen Rechenanlage spricht eindeutig gegen eine Evakuierung.«
    Vier Augenpaare richteten sich auf den kleinen, grauhaarigen Mann, der es irgendwie immer noch schaffte, ruhig zu bleiben und beherrscht zu wirken.
    Oberst Henryk Villa nickte.
    »Das hat seinen Grund«, sagte er leise.

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