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Planet außer Kurs (Orion 02)

Planet außer Kurs (Orion 02)

Titel: Planet außer Kurs (Orion 02) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Die gläsernen, hellen Kugeln auf der Oberseite der LANCET kamen aus dem diffusen Licht näher; die Schleuse stand weit offen.
    Hasso griff nach einer Leiste, zog sich hinein und blieb stehen. Sein Griff an Cliffs Gürtel hatte sich noch nicht gelockert, trotz der verschmorten Handschuhe.
    »An Bord!« sagte Hasso und spürte, wie Helga die LANCET erneut beschleunigte.
    Sekunden später hangelte sich auch der Erste Offizier in den Schleusenraum und schloß die Platte hinter sich und verriegelte die Sicherungen mit beiden Händen.
    »De Monti an Bord!« sagte er laut.
    Die innere Schleusentür öffnete sich. Hasso drehte den Kopf und sah, daß Atan ohne Helm neben der Steuerung saß und begann, Cliffs Helm zu öffnen. Cliffs Gesicht war seltsam wächsern, die Lippen zeigten eine leicht bläuliche Färbung.
    »Sauerstoff!« sagte Atan mit geübtem Blick.
    »Es waren nur Sekunden!«
    Hasso öffnete das Ventil seines kleinen Tanks und steckte ein Ende des Schlauches Cliff in den Mund. Die Lungen des Commanders füllten sich mit hochprozentigem Sauerstoff.
    »Los, Helgamädchen!« sagte Mario laut. »Weg, so schnell wir können!«
    Die LANCET mit ihrem eingebauten Raumschiffsmotor beschleunigte unaufhörlich. Atan hatte ausgerechnet, in welche Richtung des verwirrenden Riemannschen Kontinuums sie flüchten mußten, und diese Richtung behielt Helga bei. Noch immer war die Detonation nicht erfolgt, aber sie mußte jede Sekunde das merkwürdige Halbdunkel spalten.
    Cliff kam zu sich.
    Er öffnete die Augen und sah in das Gesicht Hassos. Der Raumingenieur hatte inzwischen gesehen, daß der Sauerstofftank Cliffs von dem Strahl kochenden Isolatorenöls zerstört worden war.
    »Wo sind wir?« fragte Cliff, atmete mehrere Male durch und begann dann, sich hochzustemmen.
    »In der LANCET und auf der Flucht«, sagte de Monti, ebenfalls ohne Helm.
    »Ist schon ...?« fragte Cliff. Mario und Hasso schüttelten die Köpfe.
    »Nein.«
    Dann, plötzlich, verschwand der helle Schimmer, der das pulverige Grau des Hyperraumes durchflutet hatte. Die LANCET befand sich weiterhin in dem sternenlosen, grenzenlosen Medium und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die mit herkömmlichen Instrumenten nicht zu messen war. Die Flucht verlief in atemloser Stille ... sechs Augenpaare starrten durch die halbrunden Plexolkuppeln nach draußen.
    Noch war alles offen – nichts war entschieden. Würde die Wucht der Explosion auch die HYDRA, die irgendwo hier umherirrte und auch die LANCET erfassen und zerstören?
    Niemand wußte es.
    Die letzten Sekunden vergingen ...
     
    *
     
    Einhundertfünfzigtausend Kilometer in der Sekunde.
    Das war die Geschwindigkeit einer Kugel aus planetarer Materie, die einen Äquatorialumfang von rund 80.000 Kilometern hatte und etwa die Dichte der Erde. Und – sie war umgeben von einem Halo aus Wasserstoff. Leuchtendem, heißem Wasserstoff mit der Temperatur von fünftausend Grad Kelvin. Diese Kugel raste durch den dreidimensionalen Raum; eine hellglühende Sonne, die jede Sekunde um neuntausend Kilometer größer wurde. Das brennende Gas dehnte sich aus, und in den Teleskopen der Erde und auf den Schirmen der Kontrollstationen wuchs die Sonne.
    Sie brachte das glühende Verderben ins terranische System.
    Zweihundertsechzigtausend Kilometer in der Sekunde.
    Das war die Geschwindigkeit eines Diskus aus Stahl, Kunststoff und Glas, aus Metallen und Maschinen, aus Isoliermaterialien und aus Vorräten jeder Art. Der Diskus raste im Hyperraum, automatisch gesteuert – und auf den Meter genau – auf einen mathematisch fixierten Punkt zu.
    Auf diesen Punkt raste auch die Sonne zu, der Planet, die ›Nova‹.
    An diesem Punkt trafen sich zwei Dinge aus Welten mit verschiedenen Bezugssystemen.
    Der Irrläufer und die ORION VII ...
    Trafen sie aufeinander, zerstörten sie sich gegenseitig. Das war beabsichtigt. Niemand aber wußte, was die sekundären Folgen waren. Zerfetzte das Universum, glühte der Hyperraum aus, wurden kosmische Kräfte frei oder wurden andere kosmische Kräfte vernichtet? Wie groß war der Explosionsradius?
    Noch vier Sekunden.
    Noch drei.
    Zwei.
    Eine Sekunde.
    Dann spaltete ein greller Blitz die Dunkelheit.
    Ein gewaltiger Donner rollte, scheinbar von einem Ende des Universums bis zum anderen, durch den Hyperraum. Der klaffende helle Spalt schloß sich wieder, und an der Stelle des Zusammenstoßes erschien eine dunkelrote Kugel. Die Kugel zerbrach in Zeitlupentempo in etwa dreihundert Stücke, von denen

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