Planet der Illusionen (Orion 09)
Waffe, zielte flüchtig und schoß. Der Spurstrahl der Energiewaffe zerschmolz dicht neben der Kante des Betonblocks das Material und brannte eine rauchende Vertiefung entlang einer Seite des Würfels. Die Planetarier die versucht hatten, den Würfel zu stürmen, ließen los und zogen sich zurück.
Der Schrei war zu einem zornigen Kreischen geworden. Cliff McLane trat auf einige Hände, die sich um den oberen Rand des Betons krallten, holte dann kurz aus und fällte Roger Uurth mit einem Herzhaken. Der Prophet in seinen Armen wurde schlaff und sackte in den Knien zusammen.
»Ich halte ihn, Cliff!« sagte Mario mit großer Gelassenheit.
Er bückte sich, griff Uurth um die Hüften und warf sich den leichten Körper über die Schultern. Die Ketten klirrten und klapperten leise, und die Kunststoffblume fiel aus dem Haar des Mannes.
Die LANCET schwebte über ihnen.
»Ich wehre die Leute ab.«
Cliff zog seine HM 4 und brannte um sich und Mario einen Kreis in den Beton. Zu seinem Glück war niemand aus der Menge bewaffnet; es hätte ein böses Ende nehmen können. Mario de Monti holte tief Atem und griff mit einer Hand nach der obersten Sprosse der Leiter, dann zog er sich hoch. Seine Schultern und der halbe Körper des Propheten verschwanden in dem kugelförmigen Beiboot, dann auch seine Füße. Hasso erhöhte das Antigravpotential der LANCET, und dann war Cliff mit einem Riesensatz an der Leiter. Er schoß förmlich in die Schleuse des Bootes hinein, die doppelseitig geöffnet war.
»Toll!« keuchte er. »Oberst McLane als Kidnapper!«
Hasso zog den Starthebel bis zum Anschlag durch. Die LANCET schwebte senkrecht nach oben und ließ das Geschrei der Menge hinter sich. Langsam schlossen sich die Schleusentore, die Landestützen wurden eingezogen, die Leiter verschwand. Hasso beschleunigte und richtete das Boot auf den Standort der ORION aus. Roger Uurth lehnte in dem Winkel, der von der Kuppelwandung und dem ausgeschnittenen Boden gebildet wurde.
»Das hätten wir geschafft, Cliff!« sagte Mario. Cliff war immer wieder erstaunt über die blitzschnellen Reaktionen des Ersten Offiziers. Es schien, als speichere Mario sämtliche Energie bis zum Zeitpunkt des Handelns. Dann explodierte er förmlich.
»Ja. Villa wird seine helle Freude an uns haben.«
Cliff betrachtete den bewußtlosen Mann dicht vor ihm, dann rümpfte er die Nase.
»Merkwürdig«, sagte er leise. »Anscheinend müssen alle Propheten leichter stinken. Man glaubt ihnen sonst die Askese nicht so recht.«
Wortlos erhöhte Hasso die Durchsatzleistung des kleinen Luftumwandlers unter dem Steuerpult. Dann bremste er die Fahrt des Kugelkörpers ab und steuerte die LANCET aus. Sie schwebten seitwärts aus, bis sie über der Fläche des Raumschiffes waren.
Fünftausend Meter über dem Erdboden.
Lautlos und gespenstisch schoben sich die Segmente des Landeschachtes auseinander, bis ein Loch entstanden war. Eine Öffnung, etwas größer als der Durchmesser der LANCET. Ein genau ausgerichtetes Traktorstrahlenfeld ergriff das Raumfahrzeug und bugsierte es langsam in den Schacht hinein. Magnetische Blöcke griffen ein und rollten entlang der Startschienen abwärts.
Die Öffnung in der Schiffshülle schloß sich, und durch das dünne Metall der LANCET-Wandungen hörten die drei Männer das hohle Zischen, mit dem sich der Raum wieder mit Luft füllte. Dann leuchtete die Kontrollampe auf, die anzeigte, daß der Raum geflutet war.
»Aussteigen!« sagte Cliff.
Noch immer war er verblüfft über die Wirkungsweise des Medikaments. Er hatte nicht ein einzigesmal die Wirkung der Hypnose gespürt. Jetzt aber hatten sie das Medium im Schiff, und die nächsten Tage würden heiter werden.
Hasso nahm seine Gedanken vorweg und fragte skeptisch:
»Und was wird, wenn unsere Crew plötzlich von einer unwiderstehlichen Sehnsucht nach dem Weltraum befallen wird – aber ohne Schutzanzug?«
Cliff grinste verwegen.
»Und wenn wir den gesamten Flug unter Einwirkung der Medikamente machen müssen ... wir bringen Uurth dorthin, wo er hingehört!«
Mario war bereits auf der Leiter und blickte hoch.
»Wir könnten losen«, schlug er vor.
»Weswegen?«
»Der, der verliert, muß das Schiff nach Terra bringen. Die anderen lassen sich in den Kälteschlafkammern einfrieren. Nein! Wir baden Uurth und frieren ihn ein. Das ist die Lösung!«
»Langsam«, erwiderte Cliff und versuchte, den schlaffen Körper in die Nähe der inneren Schleusentür zu bringen. »Fragen wir erst einmal
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