Planet der Illusionen (Orion 09)
unsere liebe GSD-Tante. Sie hat die offizielle Leitung dieser Aktion. Wir sind nur brave Soldaten.«
Sie sahen sich an, nickten betrübt und machten sich daran, den ohnmächtigen Propheten aus dem Boot zu bringen. Atan Shubashi und Tamara Jagellovsk erwarteten sie schon in dem kleinen Nebenraum, der zwischen Startkabine und Startschacht lag.
»Mein Held!« sagte Tamara mit einem unechten Lächeln. »Das habt ihr fein gemacht, Männer!«
»Das wissen wir, Genossin!« knurrte Mario zurück. »Aus dem Weg.«
Tamara schloß hinter ihnen das Schott, während sie Roger Uurth, der noch immer besinnungslos war, in die Kommandokanzel hinaufschleppten.
Uurth lag zwischen ihnen am Boden und rührte sich nicht.
»So!« sagte Cliff mit Nachdruck. »Was jetzt kommt, ist ausschließlich dein Problem, Tamara. Was fangen wir mit ihm an?«
Sie alle waren einigermaßen ratlos.
»Wenn wir Roger Uurth zur Erde bringen – und das müssen wir, weil Villa es angeordnet hat –, dann besteht die Gefahr, daß er uns beeinflußt und mit den Schreckensbildern infiziert, die wir zur Genüge kennen!«
Atan Shubashi war ausnahmsweise sehr ernst, als er diesen Einwand brachte. Er und Hasso kannten die Bilder des grausamen Krieges.
»Richtig«, sagte Cliff und sah sich um.
Ein Lautsprecher knackte, und die Stimme von Lydia van Dyke stand plötzlich im Raum, als sei die Frau selbst anwesend.
»HYDRA an ORION: Betrachten Sie einmal die Schirme!«
Cliff wirbelte herum, stützte sich mit beiden Händen am Rand des runden Bildschirms ab und starrte die Vergrößerung an.
»Das ist ja interessant ...«, murmelte er.
Er sah deutlich, daß Roger Uurth der Verantwortliche gewesen war. In die Teile der Stadt, die das Schiff beobachtete, war wieder eine relative Ordnung eingekehrt, obwohl Uurth nicht länger als eine Viertelstunde lang bewußtlos war. Er mußte das Medium sein, die Schlüsselfigur und der Sender jener Bilder. Die Fahrzeugkolonnen lösten sich auf die Menschen verschwanden in den Häusern, und die dichten Ringe um die Raumschiffe waren so gut wie verschwunden. Überall in den Straßen sah man Bewegung, Aufbruch und eine langsam anlaufende Ordnung.
»Wir haben den Beweis dafür, daß der Spuk nur dann wirkt, wenn Uurth bei Bewußtsein ist«, sagte Cliff heiser. »Also wird es das beste sein, wir frieren ihn ein und liefern ihn als ›Prophet, gefroren‹ bei Villa ab.«
Tamaras Lächeln war ohne jeden Humor.
»Woraufhin Villa ihn natürlich aufweckt. Das hat zur Folge, daß die gesamte Basis 104 in Wahnsinn fällt.«
»Villa hat mehr Möglichkeiten, sich und uns zu schützen als wir hier im Raumschiff. Wir werden versuchen, ihn zu verhören, dann schläfern wir ihn ein und rasen zur Erde zurück. Einverstanden?«
Cliff stand da und deutete auf den Mann, der jetzt hilflose, langsame Bewegungen machte und mit den Beinen zuckte.
»In Ordnung, Cliff. Wir starten zur Erde.«
Cliff dankte Tamara mit einem Nicken, griff zum Mikrophon und schaltete den Kanal auf die Schiff-zu-Schiff-Verbindung. Laut sagte er:
»ORION an HYDRA: Wir starten in wenigen Sekunden zur Erde. Bitte, übernehmen Sie die weitere Beobachtung, General. Sollten wir gebraucht werden, so bleiben wir über Hyperraumfunk erreichbar.«
Augenblicklich erwiderte Lydia:
»Verstanden, ORION. Danke. Ende.«
Die Lautsprecher schwiegen, die Sichtschirme verdunkelten sich, als Helga die Verbindung trennte. Mario de Monti der neben zahllosen anderen an erster Stelle die Koordinaten der Erde im Gedächtnis hatte, stand bereits am Eingabeelement des Computers. Die Tasten klapperten lustig.
Hasso stand auf und warf ein:
»Ich bin im Maschinenraum.«
Und nicht ganz zwei Minuten später stieg der Diskus des Schiffes, der bis dahin nahezu unbeweglich fünftausend Meter über der Stadt geschwebt war, höher und höher. Als er im All war, beschleunigte er, und die Maschinen arbeiteten mit höchster Belastung.
Die ORION war unterwegs zur Erde.
Und an Bord trug sie etwas, das hochexplosiv war. Es wirkte lautlos, aber es war furchtbarer als eine Wasserstoffbombe oder ein Overkillangriff. Die Besatzung verharrte vorläufig noch in einer Art nervöser Spannung, weil niemand wußte, wie sich alles ändern würde, sobald Uurth erwacht war.
»Wie lange wirken diese Spritzen, Tamara?« fragte Cliff kurz.
Die blonde GSD-Beamtin sah auf die Uhr und erwiderte:
»Noch eine Stunde.«
»Gibt es ein Mittel, mit dem du Roger Uurth schnell betäuben kannst? Herzhaken oder Karateschläge
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