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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fest umrissene Leitlinien sowie unumstößliche Disziplin zu setzen. Dennoch wusste er von allen Jedi am ehesten einen guten Witz zu schätzen und legte während ihrer Debatten gerne geschickt platzierte philosophische Fußangeln aus.
    Was das körperliche Training anging, zählte er zu den schwierigsten Gegnern, weil seine Aktionen bisweilen vollkommen unerwartet erfolgten. Was immer er anscheinend tun oder nicht tun wollte, konnte sich leicht als Finte erweisen, um ein ganz anderes Ergebnis zu erzielen.
    Der Mann besaß eine Art schöpferischer Launenhaftigkeit, die sich jeder Analyse durch den Verstand hartnäckig widersetzte. Dies war einer der Gründe, warum Mace Windu den Rang eines Jedi-Meisters bekleidete.
    Dekadente Zyniker im Senatsdistrikt, die nur wenig über die Jedi wussten, sahen in ihnen lediglich die freudlosen, düsteren Schirmherren einer verstaubten alten Religion, die Fetzen eines vergilbenden Stoffs glichen, der schon bald durch einstrahlendes neues Gewand ersetzt werden würde, durch ein Zeitalter chirurgischer Präzision und kalter, nüchterner Tatsachen. Doch Mace Windu erinnerte jeden, der ihm begegnete, daran, dass die Jedi-Ritter ein dynamischer und durchaus lebendiger Orden waren, voller Widersetzlichkeit und mit einer Vitalität, die nur sehr schwer - manche sagten auch unmöglich - auszutilgen sein würde.
    Sobald Obi-Wan und Anakin geduscht und sich den Gestank und die Silikonrückstände von der Haut geschrubbt hatten, stiegen sie die Treppe hinauf und betraten einen alten, jedoch wunderschön in Stand gehaltenen Turbolift, der sie zu den Höhen des schimmernden Ratsturms hinauftrug. Die Nachmittagssonne fiel durch die großen Fenster der Ratskammer, und der kreisrunde Raum war in ein altehrwürdiges goldenes Leuchten gehüllt, das indes nicht auf Anakin fiel, dessen schmächtige Gestalt vom Schatten eines hoch aufragenden verwaisten Stuhls verdunkelt wurde.
    Der Padawan sah ziemlich verwirrt aus.
    Obi-Wan stand neben ihm, wie es sich für einen Meister gehörte, dessen Schüler Gefahr läuft, aus dem Tempel gewiesen zu werden.
    Vier Meister waren anwesend. Die übrigen Stühle blieben leer. Mace Windu hatte den Vorsitz. Obi-Wan erinnerte sich an mehrere disziplinarische Anhörungen, denen sich sein eigener Meister Qui-Gon Jinn hatte unterziehen müssen, doch keine davon war in einer derart aufgeladenen Atmosphäre abgehalten worden wie diese. Daran konnte auch Mace Windus leicht amüsierte Miene nichts ändern.
    »Anakin Skywalker ist nun seit drei Jahren bei uns und er hat sich seither als begabter Schüler erwiesen«, begann Mace. »Mehr als nur begabt. Als brillant und mit Fähigkeiten und Kräften ausgestattet, von denen wir gehofft hatten, dass er sie entwickeln und beherrschen würde.«
    Mace erhob sich und ging um das Paar herum; seine Gewänder raschelten bei jedem Schritt seiner langen Beine leise. »Doch allzu große Selbstsicherheit ist eine Herausforderung, der jeder Padawan widerstehen muss, denn dahinter kann sich Sorglosigkeit verbergen, der es an einem Zentrum und an einem Zweck mangelt. Was uns in der Jugend hell zu strahlen scheint, weist in späteren Jahren bereits dunkle Flecken auf und zerfällt im Alter vollends. Einem Jedi ist eine solche Schwäche nicht gestattet.« Er blieb vor dem Jungen stehen. »Anakin Skywalker, worin besteht dein Irrtum?«
    Obi-Wan trat vor und wollte das Wort ergreifen, doch Mace Windus Hand fuhr in die Höhe und seine Augen funkelten warnend. Obwohl ein Meister seinen Padawan verteidigen muss, gab es nicht den geringsten Zweifel, dass der Rat diesmal davon absehen würde.
    Obi-Wan fürchtete das Schlimmste: dass das Urteil längst gesprochen war und Anakin aus dem Tempel verbannt werden würde.
    Anakin sah Mace mit großen Augen an; er war ungewöhnlich still.
    Mace ließ nicht locker. »Ich frage dich noch einmal. Was war dein Fehler?«
    »Ich habe Schande über den Orden und den Tempel gebracht«, antwortete Anakin rasch mit hoher, leiser Stimme.
    »Das ist zu ungenau. Noch einmal. Dein Fehler?«
    »Ich habe die Gesetze der Stadtverwaltung gebrochen und. und.«
    »Nein!«, fuhr Mace dazwischen und sein Lächeln verschwand. An seine Stelle trat ein strenger Gesichtsausdruck, der an die dunkle Unterseite einer Wolke erinnerte, die soeben noch von der Sonne beschienen war.
    Anakin zuckte zusammen.
    »Obi-Wan, erkläre deinem Padawan, welchen Fehler er gemacht hat. Schließlich ist dieser Fehler denselben Wurzeln erwachsen wie dein

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