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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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keinem von euch die Schuld an.« Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
    Obi-Wan empfand die Qual des Jungen wie einen kleinen Dolch in den eigenen Eingeweiden.
    »Nicht mal meine Mutter wusste, was sie mit mir anfangen sollte«, murmelte Anakin.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür am anderen Ende der Kammer und Obi-Wan und Mace blickten auf, um zu sehen, wer dort stand.
    Eine kleine Frauengestalt in den Gewändern des Tempels trat in den Kreis und eine glockenhelle Stimme erfüllte den Raum wie Gesang. »Habe ich es mir doch gedacht. Hier ist wohl eine kleine Inquisition im Gange, wie?«
    Mace erhob sich und setzte angesichts der sarkastischen Bemerkung, ein breites Lächeln auf. »Willkommen, Thracia.«
    Obi-Wan senkte respektvoll den Kopf.
    »Anakin, darf ich mich an deine Seite stellen?« Thracia Cho Leem schritt langsam in die Mitte der Ratskammer, wo Obi-Wan und Anakin standen. Ihr graues Haar war zu einer dicht anliegenden Kappe gestutzt, die ihren langen Schädel bedeckte, und ihre Adlernase sog prüfend die kühle Luft ein, als wollte sie jeden der Anwesenden nach seinen Ausdünstungen beurteilen. Der Blick ihrer großen strahlenden Augen, deren Iris an ultramarinblaue Perlen erinnerten, wanderte über die leeren Stühle. Sie raffte ihre langen, dunklen Gewänder zusammen, schlug die Ärmel zurück und enthüllte starke, dünne Arme. Schließlich reckte sie das Kinn vor. »Ich hätte dich wohl von meiner Rückkehr in Kenntnis setzen sollen, Mace«, sagte sie.
    »Es ist mir stets eine Ehre, Thracia«, gab Mace zurück.
    »Ihr scheint euch gegen diesen Jungen hier verschworen zu haben.«
    »Es könnte schlimmer sein«, meinte Mace. »Die meisten Ratsmitglieder sind heute nicht hier. Yoda wäre gewiss viel strenger als ich.«
    »Dieser Baumstumpf mit Riesenohren hat nicht die geringste Ahnung von menschlichen Kindern. Und du übrigens auch nicht. Du warst nie verheiratet, Mace! Ich schon. Ich habe zahlreiche Söhne und Töchter, auf zahlreichen Welten. Manchmal glaube ich, ihr solltet hier alle mal eine Weile ausspannen, so wie ich es getan habe, euch mal echte Luft um die Nase wehen lassen und erleben, wie sich die Macht im täglichen Leben manifestiert, anstatt immer nur trübselig herumzuschleichen und zu lernen, wie man ein Lichtschwert schwingt.«
    Maces Lächeln verwandelte sich in einen Ausdruck schieren Entzückens. »Es ist wunderbar, dich nach so vielen Jahren wieder bei uns zu haben, Thracia.« Sein Tonfall verriet nicht das geringste Anzeichen von Ironie. Er war tatsächlich froh, dass sie den Raum betreten hatte, und dass sie die Runde überraschte, schien ihm sogar noch mehr zu gefallen. »Was schlägst du, hinsichtlich des jungen Skywalker vor?«
    »Mit mir stimmt irgendwas nicht«, fiel ihm Anakin ins Wort, dann presste er die Lippen aufeinander und ließ den Blick durch die Ratskammer schweifen.
    »Unsinn!«, rief Thracia und runzelte verärgert die Stirn. Sie war ungefähr so groß wie Anakin und sah ihm daher gerade in die Augen. »Niemand von uns kann in das Herz eines anderen schauen. Und auch die Macht ist so barmherzig, das nicht für uns zu übernehmen. Ich frage dich, mein Junge, was willst du beweisen?«
    »Sie wissen, was geschehen ist?«, erkundigte sich Obi-Wan.
    »Ihr beide seid heute von oben bis unten mit Schleim bespritzt und nach Müll stinkend nach Hause gekommen. Alle im Tempel reden davon«, erklärte Thracia. »Anakin macht den Leuten Spaß. Er hat mehr Energie und neues Leben in diesen düsteren alten Haufen gebracht, als irgendwer, an den ich mich erinnern könnte. Einschließlich Qui-Gon Jinn. Also, Junge, was willst du damit beweisen?«
    »Ich will gar nichts beweisen. Aber ich muss wissen, wer ich bin, wie Obi-Wan mir immer wieder sagt.«
    Thracia streckte einmal mehr schnüffelnd die Nase in die Luft und musterte Obi-Wan mit einer Mischung aus Zuneigung und strengem Scharfblick. »Obi-Wan hat vergessen, dass er auch mal ein Kind war.«
    Obi-Wan schenkte ihr ein schmallippiges Grinsen. »Qui-Gon wäre sicher nicht Ihrer Meinung gewesen.«
    »Qui-Gon! Nun, er war ein Kind, sein ganzes Leben lang, und klüger als die meisten! Aber genug des Geplänkels. Ich spüre hier eine echte Gefahr.«
    »Es hat einen Attentatsversuch gegeben«, sagte Obi-Wan. »Ein Blutcarver.« »Wir halten es für möglich, dass abtrünnige Elemente der Republik daran beteiligt waren«, erklärte Mace.
    »Er wusste alles über mich«, fügte Anakin hinzu.
    »Alles?«, wollte Thracia wissen

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