Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
ganz so, als würde ich dein Gehirn aus seiner Schale entfernen.«
    »Aber ich bin nicht das Gehirn des Schiffs«, widersprach Anakin. »Ich kann es fühlen - ich fühle, dass es selbstständig denkt. Alle Saatpartner haben sich vereint und denken selbst, oder?«
    Fitch sah Obi-Wan an. »Ein kluger Bursche. Wird er der Pilot sein?«
    »Er wird das Schiff fliegen«, bestätigte Obi-Wan.
    »Nein«, meinte Fitch, »du bist nicht das Gehirn, junger Eigner, nicht im wörtlichen Sinn. Das Schiff denkt selbst, mehr oder weniger, aber so lange es noch jung ist, braucht es dich, genau wie während seiner Vollendung, sonst, nun, sagen wir, gerät es in Verwirrung. Wie ein Säugling. Ihr beide seid von jetzt an seine Aufpasser.« Fitch stand auf und kehrte über den Steg zu der Wiege zurück, die das Schiff unterdessen weiter angehoben hatte, um die Inspektion der Unterseite zu ermöglichen. Die Handwerker drängten sich durch die Luke ins Innere und schleppten Ausrüstungsgegenstände herbei, die den beiden Jedi vertraut waren: Subraumkommunikatoren, kompakte Instruktionssets für die Unterweisung nichtsekotanischer Reparaturdroiden, Sklavenschaltungen und Kontrollsysteme für die Ankunft über Planeten mit dichtem Verkehr, Transponder und Notsignale, Hyperantriebsregler, Instrumentenkonsolen, zwei weitere Beschleunigungsliegen für Passagiere sowie Dutzende von Klein- und Kleinstteilen, deren Anfertigung man offenbar nicht den Saatpartnern und den Jentari überlassen hatte.
    Jetzt, da das Schiff so hoch über dem Boden schwebte, konnten sie es erstmals in voller Größe bestaunen - und Obi-Wan war ebenso in Bewunderung hingerissen wie sein Pada-wan.
    In seiner Jugend war Obi-Wan beinahe genauso sehr in alles Technische vernarrt gewesen wie Anakin. Auch er hatte flugtüchtige Raumschiffmodelle gebaut und davon geträumt, einmal Pilot zu werden. Doch mit der Zeit und mit zunehmendem Alter und unter Qui-Gons Führung hatte er diese Wünsche einer größeren Vision seiner Pflichten und seiner selbst untergeordnet.
    Doch er hatte seinen Traum nie wirklich aufgegeben. Sein eigenes zwölf Jahre altes Selbst, das schon so lange durch die Härte der Existenz als Jedi-Ritter zurückgehalten worden war, schloss sich Anakin auf dem Steg an. Gemeinsam, Meister und Schüler, gingen sie um das Schiff - ihr Schiff - herum und sprachen nur mit leiser, bewundernder Stimme.
    »Ist es nicht wunderschön«, murmelte Anakin mit großen Augen.
    »Es ist ohne jeden Zweifel das schnittigste Schiff, das es gibt«, erwiderte Obi-Wan.
    Der Rumpf lag breit und niedrig in der Wiege. Es gab drei Hauptsegmente, wie drei glatte ovale Kiesel, die man miteinander verbunden und verschmolzen hatte. Der Vorderteil des Rumpfs war messerscharf, hier konzentrierte sich das innere Glühen und ließ den Rand im Abendhimmel fluoreszieren. Die Ränder dahinter waren weniger scharf und entlang der beiden rückwärtigen Segmente von den Austrittsdüsen der Triebwerke, Hitzeaustauschern und Schildleitungen unterbrochen. Waffen gab es keine. Das Schiff maß etwa dreißig Meter in der Breite und fünfundzwanzig Meter vom Bug bis zum Heck. Von vorne betrachtet bildeten die beiden rückwärtigen Rumpfsegmente ein V mit einem spitzen Winkel von ungefähr fünfzehn Grad.
    Als sie ihren Rundgang beendeten, öffneten sich zwei breite Sichtluken wie Schlitzaugen in dem Frontsegment.
    Ein Techniker spähte durch eine der Luken zu ihnen herüber, lächelte den neuen Eignern zu und reckte anerkennend den Daumen in die Höhe.
    »Denkt nur, wo wir damit überall hinfliegen können!«, sagte Anakin.
    »Wenn der Tempel uns irgendwohin fliegen lässt«, gab Obi-Wan zu bedenken.
    »Die werden uns schon lassen. Sie werden bestimmt wissen wollen, was unser Raumschiff alles kann. Das weiß ich.«
    Obi-Wan war sich dessen weniger sicher, doch das war nicht der richtige Zeitpunkt für Einwände. Er hatte seine erste Musterung beendet - zumindest den bewundernden Teil - und stand jetzt mit verschränkten Armen vor dem sekotanischen Schiff. Er brachte all seine Sinne in Übereinstimmung und ließ die Macht wieder die Herrschaft übernehmen.
    »Anakin«, sagte er leise.
    Sein Padawan drehte sich zu ihm um; seine Miene war plötzlich ernst geworden. »Ich weiß«, nickte er. »Ich fühle es.«
    »Das Zentrum der Welle«, fuhr Obi-Wan fort. »Deine Prüfung, nehme ich an.«
    Das Gesicht des Padawan verlor jegliche Farbe. »Hat das nicht Zeit. bis wir das Schiff fliegen?«
    Obi-Wan antwortete nicht.

Weitere Kostenlose Bücher