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Planet im Aufbruch

Planet im Aufbruch

Titel: Planet im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Sommer, immer eine Jahreszeit der Enttäuschungen, war ungewöhnlich kurz und kühl gewesen, und die Sammler von Flechten und Moosen waren frühzeitig mit geringer Ernte zurückgetrieben worden, und die winterfesten Gräser hatten keine Samen gebildet. Der Winter war noch nie so früh gekommen, hatte noch nie mit solch schrecklichen Stürmen eingesetzt, und ihre Tiere, ihre Vorratskammern waren noch nie so mager gewesen.
    Der Kornkönig Hargoth und seine Zauberpriester, alles schmale graue Männer mit grauen Masken, die ihre Gesichter vor der Kälte schützen sollten, stellten sich zum Ritual auf. Hargoth, der zugleich die Dunkle Göttin und die alte Sonne anbetete, sprach mit der Herrin der Kälte. Als das geschehen war, schwieg er eine Weile.
    Dann sagte er: »Ich werde die Fingerknochen des Frühlingskindes werfen.«
    Er warf sie, dreimal und wieder dreimal und noch dreimal. Hinter seiner Maske waren nur die blanken Augen zu sehen. Dampf stieg aus seinem Mund, als er sprach.
    »Sie weisen nach Süden«, sagte er. »Immer wieder. Dort ist das Leben und die alte Sonne. Hier herrschen Tod und die Göttin. Wir müssen uns jetzt entschließen, wem wir angehören wollen.«
    Er blickte zum fernen Himmel auf und schrie: »Wo ist unser Erlöser, der Sterngeborene, der uns in eine bessere Welt führen sollte?«
    »Er war ein falscher Prophet«, sagte einer der Priester, der mit Stark und Hargoth nach Thyra gezogen war und überlebt hatte. »Die Schiffe haben Skaith verlassen. Uns sind die Straßen zu den Sternen verschlossen.«
    Hargoth ging zu den Türmen, in denen sein Volk lebte. Er sagte: »Uns sind sie vielleicht verschlossen, aber unseren Kindern oder Kindeskindern werden sie sich öffnen. Jede Art von Leben ist besser als der Tod.«
    Wieder warf er die Fingerknochen. Und wieder wiesen sie nach Süden.
     

 
12.
     
    Der Fallarin Alderyk hockte auf einem Felsen, blickte auf die Landschaft hinaus und mochte sie gar nicht leiden.
    Er war die kalte, klare Wüste des Nordens gewohnt, und es bereitete ihm Mühe, die dampfige Luft dieser Niederungen zu atmen, und die üppige Vegetation schien ihm verschwenderisch und abstoßend zugleich. Und jetzt erstreckte sich vor ihm bis zum Rand der Welt eine sich bewegende Fläche, die Meer genannt wurde.
    Sein Freund Vaybars neben ihm sagte: »Vielleicht war unser Entschluß falsch, der weisen Frau zu folgen.«
    Alderyk sagte brummend: »Wenigstens tun wir das, was wir uns vornahmen, als wir in den Süden aufbrachen. Wir lernen eine Menge über die Welt, in der wir leben.«
    Der Söldner war ein guter Führer gewesen. Er hatte nur einmal einen Fehler gemacht. Er hatte einen Verrat versucht, wollte sie vor eine Stadt führen, in der eine Truppe lag, die stark genug gewesen wäre, sie zu überwältigen. Gerd hatte es vereitelt, und die Hunde hatten ihm eine Lektion darüber erteilt, wie töricht es sei, ein Rudel Telepathen an der Nase herumführen zu wollen. Er hatte den Versuch nicht wiederholt.
    Er hatte sie über schlechte und wenig begangene Wege geführt, und sie waren nur auf einige Landstreicher oder bewaffnete Bauern gestoßen, die sich in ihren Dörfern einschlossen und sie nicht an der Weiterreise hinderten und nur unverschämte Preise für die Nahrungsmittel verlangten, die sie ihnen über die Mauern herabließen.
    Sie hatten jetzt endlich das Meer erreicht. Sie hatten ein häßliches Dorf entdeckt, das unterhalb der Stelle, an der die Fallarin saßen, an den Felsen klebte. Kleine, runde Häuser, die von weißem Vogeldreck überzogen waren und zwischen denen breite Stufen zu einem kleinen Hafen hinabführten. Der Hafen hatte offenbar nur einen Fehler. Er beherbergte keine Schiffe.
    Alderyk breitete seine Flügel aus. Eine feuchte, matte Brise stieg vom Meer auf. Er fing sie mit seinen Flügeln ein, und sie drückte sich an ihn und zerzauste ihm das Fell. Sie roch nach Salz und Fisch. Es war eine faule Brise, und dumm war sie auch, aber sie konnte reden. Er streichelte sie und lauschte.
    Vaybars neben ihm tat das gleiche, mit ihm die anderen vier Fallarin, die nebeneinander am Rand der Felswand saßen. Die Brise redete mit ihnen allen, freute sich über ihre Gesellschaft. Es war ein sanftes, träges Plaudern, in dem sie Wasser gegen hohle Schiffsrümpfe schwappen, leere Segel schlagen und lockeres Tauwerk knarren hörten.
    Halk beobachtete sie und wartete mit leiser Ungeduld.
    Der Rest der Gruppe lagerte versteckt am Waldrand, der fast bis an den Felsabsturz reichte.

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