Planeten 03 - Venus
erübrigen.«
Ich meldete mich zu Wort. »Im Computer der Truax sind meine kompletten medizinischen Daten gespeichert. Sie könnten die Formel des Enzyms von dort anfordern.«
Fuchs wollte schon den Kopf schütteln, hielt dann aber inne. »Die Truax, eh?«
»In der Umlaufbahn um diesen Planeten«, sagte ich. »In weiter Ferne von der Erde.«
Er ließ sich das durch den Kopf gehen, während er den Ärmel herunterließ und den Klettverschluss des Bündchens schloss. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Frag den medizinischen Computer der Truax ab. Aber mehr nicht! Du wirst mit niemandem sprechen. Kein Wort, verstanden?«
»Ja, ich habe verstanden«, sagte Marguerite. »Danke.«
Dann schaute sie mich an. Ich begriff erst nach einem Moment, was sie von mir erwartete.
»Danke, Captain«, nuschelte ich.
Er tat das mit einer Handbewegung ab. »Aber Sie brauchen trotzdem noch eine Transfusion, stimmt’s?«
»Bis ich in der Lage bin, das Enzym zu synthetisieren«, sagte Marguerite.
»Sofern du dazu überhaupt imstande bist«, sagte Fuchs, »die Lucifer ist nicht mit einem biomedizinischen Labor ausgestattet, wie du weißt.«
»Ich werde mein Bestes geben«, sagte Marguerite.
»Gut.« Fuchs erhob sich. »Gehen wir zum Krankenrevier und bringen diese verdammte Transfusion hinter uns.«
Auf Marguerites Geheiß legte ich mich auf den Tisch, und Fuchs setzte sich auf einen Stuhl, den sie in die enge Krankenstation zwängte. Er wirkte völlig entspannt und kaute auf diesen Pillen herum. Ich vermochte den Anblick nicht zu ertragen, wie die Nadel sich in meinen und Fuchs’ Arm bohrte und schloss die Augen.
Wie ich so dalag, erinnerte ich mich an meine anderen Probleme.
»Ich kann nicht in die Besatzungsunterkunft zurück«, sagte ich.
»Wieso nicht?«, fragte Fuchs ruhig.
Ich öffnete ein Auge und sah, dass die verdammte Kanüle, die in seinem Arm steckte, sich mit rotem Blut füllte. Ich unterdrückte ein Schaudern und konzentrierte mich auf Marguerite, die mit einem sorgenvollen Ausdruck im schönen Gesicht über uns stand.
»Nach dem, was mit Bahadur und den anderen passiert ist«, wollte ich erklären.
»Es gibt nichts, wovor Sie Angst haben müssten«, sagte Fuchs.
»Ich habe auch keine Angst«, antwortete ich. Das stimmte sogar. Ich wunderte mich selbst darüber, aber ich hatte wirklich keine Angst vor ihnen.
»Was dann?«, fragte Fuchs unwirsch.
»Ich kann nur nicht mit Leuten im selben Raum schlafen, die mich am liebsten umgebracht hätten.«
»Ach«, sagte Fuchs herablassend, »Sie mögen keine Grobiane als Zimmergenossen?«
»Das ist nicht witzig«, tadelte Marguerite ihn.
»Ich mache auch keine Witze«, sagte Fuchs. »Sagen Sie, Humphries, was meinen Sie, wo ich Sie unterbringen soll, wenn nicht in der Mannschaftsunterkunft?«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
»Es gibt sonst keinen Platz an Bord«, sagte Fuchs, »es sei denn, Sie wollen auf dem Boden schlafen.«
»Ist mir auch egal...«
»Und dann wären Sie allein«, fuhr er fort. »Ungeschützt. In der Mannschaftsunterkunft würden wenigstens ein paar Leute auf Sie aufpassen: Sanja und Amarjagal zum Beispiel. Niemand wird es wagen, Ihnen die Kehle durchzuschneiden, wenn Zeugen in der Nähe sind.«
»Wie soll ich überhaupt schlafen, wenn ein paar Leute im Raum mir die Kehle durchschneiden wollen?«
Fuchs lachte glucksend. »Keine Sorge, es wird Ihnen nichts passieren. Sie haben ihr Pulver verschossen.«
»Ich kann dort nicht schlafen.«
»Das ist kein Kreuzfahrtschiff, Humphries«, sagte er mit Nachdruck. »Sie werden meine Befehle befolgen, wie alle anderen auch. Sie schlafen in Ihrer Koje. Reißen Sie sich zusammen! Sie können zumindest den Anschein erwecken, dass Sie keine Angst vor ihnen haben.«
»Aber Sie verstehen nicht...«
Fuchs lachte bitter. »Nein, Sie verstehen nicht. Sie gehen in die Mannschaftsunterkunft zurück. Ende der Diskussion.«
Mein Leben liegt in seiner Hand, sagte ich mir. Ich kann überhaupt nichts tun. Also hielt ich den Mund und schloss die Augen, als Marguerite mir den Infusionsschlauch aus dem Arm zog.
»Lassen Sie mein Blut für ein paar Minuten durch den Körper zirkulieren«, sagte Fuchs belustigt. »Das müsste Ihnen genug Mut machen, in Ihre Koje zu kriechen und zu schlafen.«
Ich war wütend auf ihn. Aber ich sagte nichts.
Nicht einmal, als er Marguerite den kräftigen Arm um die Schulter legte und die beiden sich von der Krankenstation zu ihren Quartieren begaben.
Sie bereiteten
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