Planeten 03 - Venus
mit der Würde, die ein Mann noch aufzubringen vermag, wenn er mit einem geschwollenen blauen Auge gezeichnet ist.
»Und?«, fragte Fuchs nachdrücklich.
»Er hat Selbstmord begangen«, antwortete Bahadur auf Englisch.
»Wirklich?«
Bahadur wies auf das Messer, das neben Sanja auf der Koje lag.
Fuchs stellte weitere Fragen in der asiatischen Sprache. Bahadur gab Antworten. Aus ihrem Tonfall schloss ich, dass Bahadurs Antworten nicht aussagefähig waren.
Schließlich stieß Fuchs einen tiefen Seufzer aus. »Dann hat Sanja sich also vor Scham, weil er eure Meuterei verraten hat, selbst die Kehle durchgeschnitten«, fasste er zusammen.
»Ja, Captain. Das ist die Wahrheit.«
Fuchs musterte ihn voller Abscheu. »Und wer begeht als nächster Selbstmord?
Amarjagal? Oder Humphries?«
Ich hätte mich fast wieder übergeben. »Das kann ich nicht sagen, Captain«, erwiderte Bahadur. »Vielleicht niemand.«
»Ach ja?«
»Wenn wir diesen schlimmen Ort verlassen, wird niemand mehr sterben müssen.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Fuchs. Seine eisblauen Augen waren kälter als je zuvor.
»Vielleicht hast du recht. Komm mit mir.«
Er ging zur Luke, und Bahadur folgte ihm. »Du auch«, sagte er und wies auf den Mann mit dem Wischlappen.
Er war einer der Meuterer in der Pumpenstation gewesen. »Und du«, sagte er zu der Frau, die auch dabei gewesen war.
Die drei Meuterer wechselten Blicke. Der Rest der Besatzung wich vor ihnen zurück, als ob sie befürchteten, sich durch ihre Gegenwart anzustecken.
»Und Sie, Humphries«, sagte Fuchs. »Kommen Sie mit mir.«
Er führte uns vier den Gang entlang zur Nase des Schiffs und dann über eine Leiter zu einer Luke, die ins Unterdeck eingelassen war.
»Aufmachen!«, befahl er Bahadur.
Ich verfolgte irritiert, wie der Mann den Standardcode in die elektronische Steuerbox eingab, die in die massive Metallluke integriert war. Sie öffnete sich einen Spalt weit, und Bahadur zog mit beiden Händen, um sie ganz zu öffnen. Die Luke musste schwer sein, denn Bahadur grunzte vor Anstrengung.
»Hier ist eine der drei Rettungskapseln der Lucifer«, sagte Fuchs in Englisch und wies nach unten. »Reichlich Platz für euch drei und noch ein paar andere. Ihr könnt damit in den Orbit aufsteigen und euch von der Truax aufnehmen lassen.«
Bahadur machte große Augen. »Aber Captain ...«
»Kein aber«, sagte Fuchs schroff. »Ihr wollt das Schiff verlassen, und hier ist euer Ticket in den Orbit. Steigt ein!«
»Keiner von uns weiß, wie man navigiert«, wandte Bahadur mit einem skeptischen Blick auf seine zwei Kumpane ein.
»Es ist alles voreingestellt«, sagte Fuchs knochenhart. »Ich werde die Startsequenz von der Brücke aus steuern. Die Kapsel ist so programmiert, dass sie die Atmosphäre verlässt und automatisch in eine Umlaufbahn geht. Ich werde der Truax mitteilen, dass sie euch aufnehmen soll. Ihr werdet dann mit ihr zur Erde zurückfliegen.«
Die Frau stieß etwas hervor.
Fuchs lachte rau. »Ganz recht. Ich werde der Truax sagen, dass ihr Meuterer und Mörder seid und dass sie euch in Gewahrsam nehmen sollen.«
Die drei berieten sich für einen Moment, wobei sie eher ängstlich als zornig wirkten.
»Es liegt bei euch«, sagte Fuchs. »Entweder fliegt ihr sofort zur Truax hoch, oder ihr bleibt und befolgt meine Befehle.«
»Wenn wir bleiben und die Befehle befolgen, gibt es dann kein Verfahren?«, fragte Bahadur zaghaft.
Fuchs schaute ihm in die flehenden Augen. »Ich könnte euren jämmerlichen Versuch einer Meuterei wohl vergessen. Und wir können Sanjas Tod als Selbstmord verbuchen.«
»Captain!«, protestierte ich.
Er ignorierte mich und hielt den Blick fest auf Bahadur gerichtet. »Nun?«, fragte er das Besatzungsmitglied. »Wie sieht’s aus?«
Bahadur warf einen kurzen Blick auf die zwei Kameraden. Ich fragte mich, wie sehr sie des Englischen mächtig waren und wie gut sie diesem Gespräch zu folgen vermochten.
»Wir bleiben, Captain«, beschloss Bahadur schließlich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
»Wirklich?«
»Jawohl, Captain.«
»Und ihr werdet alle meine Befehle befolgen?«
»Jawohl, Sir.«
»Ohne zu murren? Ohne euch zu beschweren?«
»Jawohl, Captain.«
»Alle drei?« Fuchs deutete auf die beiden anderen. »Es werden keine ... Selbstmorde mehr vorkommen?«
»Wir sind uns einig, Captain Sir«, sagte Bahadur. Die anderen zwei nickten missmutig.
Fuchs schaute sie mit einem breiten Grinsen an. Aber es lag kein Humor
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