Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
zurückzukehren.
    »Bist du dort unten eingeschlafen?«, ertönte Fuchs’ barsche Stimme im Kopfhörer.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die unmittelbare Aufgabe. Er musste wieder auf der Brücke sein, sagte ich mir, und das Kommando wieder übernommen haben. Bis zum nächsten Schlaganfall.
    »Ich habe den Anzug angelegt und betrete die VR-Kammer«, sprach ich ins Helmmikro.
    »In Ordnung«, erwiderte er. »Du kannst sofort mit der Hecate-Simulation anfangen.«
    »Gut«, murmelte ich und stapfte zur Luke, die zur VR-Kammer führte.
    Der spezielle Schutzanzug wies natürlich die Merkmale eines regulären Raumanzugs auf, obwohl er mich eher an die plumpen antiken Taucheranzüge erinnerte, die Tiefseetaucher vor der Erfindung des Neoprenanzugs getragen hatten. Ein massiver Metallhelm mit einem kleinen Visier, ein plumper Rumpf, Arme und Beine aus dickem Cermet und Stiefel, die sich anfühlten, als seien sie aus Beton gegossen. Der Anzug wurde von einem Leitungsgeflecht durchzogen, in dem ein Kühlmittel zirkulierte. In den Röhren befand sich das eigentliche Kältemittel, und der Rückentornister, den ich auch noch tragen musste, enthielt eine miniaturisierte Version des Kryostat-Typs, mit dem in Physiklabors Gase wie Wasserstoff und Helium verflüssigt wurden.
    Also stapfte ich durch die Luke wie ein Monster in einem alten Horrorvideo, wobei die Servomotoren des Anzugs bei jedem Schritt surrten und aufjaulten. Ohne die Servos hätte ich nie die Kraft aufgebracht, Arme und Beine zu bewegen.
    Die VR-Kammer war eine Abteilung mit kahlen Wänden. Ein Besatzungsmitglied hatte eine Pritsche reingestellt, die für die Simulation als provisorische Liege im Cockpit der Hecate dienen sollte. Die VR-Brille lag auf der Pritsche, dazu ein Paar Datenhandschuhe und Gamaschen. Ich brauchte ein paar Minuten, um das Visier des Helms zu öffnen und mir die Brille auf die Nase zu setzen. Noch länger dauerte es, die Handschuhe anzuziehen und die Gamaschen über die unförmigen Stiefel zu streifen. Fuchs knurrte die ganze Zeit ungeduldig.
    »So, wie du dich anstellst, würde es meinem Blutdruck besser bekommen, wenn ich die Hecate selber fliege«, nörgelte er.
    Das war das erste Mal, dass ich hörte, wie er seinen Blutdruck vor der Besatzung erwähnte. Meine Langsamkeit musste ihm wirklich zusetzen.
    »Ich nehme jetzt auf die Liege Platz«, sagte ich, nachdem ich das Helmvisier wieder geschlossen hatte.
    »Wurde auch Zeit«, murmelte er.
    Ich hatte mich kaum auf der Liege ausgestreckt, als die Sicht plötzlich verschwamm und bunte Schlieren mir vor den Augen tanzten. Im ersten Moment glaubte ich, dies sei ein neues Symptom der Anämie, doch dann klärte die Sicht sich wieder, und ich schaute auf die Steuerkonsole der Hecate. Die VR-Simulation hatte eingesetzt, und die Brille zeigte mir, was ich sehen würde, wenn ich dieses kleine Schiff wirklich flog.
    Über der Konsole sah ich das Wrack der Phosphoros, zerfetzte und verbogene Teile der Metallhülle des Schiffs. Ich wusste zwar, dass es sich um eine grafische Illusion handelte, die der Computer für das VR-Programm generierte, doch wirkte diese dreidimensionale Darstellung überaus real auf mich.
    Die imaginäre Hecate schwebte drei Kilometer über dem imaginären Wrack der Phosphoros, sagten die virtuellen Werte mir. Ich vermochte nichts im Innern des Wracks zu erkennen, weil wir keine Ahnung hatten, was sich darin verbarg. Ich musste nun lernen, die Hecate sicher zum Wrack hinunterzubringen, das Innere nach den sterblichen Überresten von Alex zu durchsuchen und sicher zur Lucifer zurückzukehren.
    Die Steuerung des Schiffs war denkbar einfach, zumal der Computer mir die meiste Arbeit abnahm. Ich fuhr nur mit den behandschuhten Fingerspitzen über die Sensorfelder, und das Schiff reagierte fast verzögerungsfrei. Wer auch immer das Steuersystem entwickelt hatte, war ein Meister seines Fachs: Die Bedienung erfolgte intuitiv.
    Mit der Rechten regelte man Nicken und Gieren, mit der linken das Rollen. Um eine Linkskurve zu fliegen, bewegte man den rechten Zeigefinger nach links über die Sensorfläche. Um die Maschine runterzuziehen, bewegte man den Mittelfinger über das Sensorfeld. Mit dem rechten Pedal betätigte man die Schubdüsen im Heck des Schiffs; mit dem linken Pedal betätigte man die Ruder, die aufgehängt waren wie die Steuerruder eines Unterseeboots.
    Einfach. Aber nicht leicht.
    Am Anfang stellte ich mich ausgesprochen blöd an. Fuchs fluchte bei meinen unbeholfenen

Weitere Kostenlose Bücher