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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zurückgefunden.
    Wir gingen ins weitläufige Wohnzimmer zurück. Die Robotreiniger hatten die Glasscherben schon beseitigt.
    »Die habe ich wohl zum letzten Mal gesehen«, sagte ich.
    Sie lächelte sarkastisch. »Sie werden deinen Wutanfall schon wieder vergessen ... solang du Geld hast.«
    »Sei nicht so zynisch«, sagte ich. Die Vorstellung, dass sie sich nur deshalb mit mir abgaben, weil ich sie in ihren jeweiligen Disziplinen sponserte, gefiel mir nicht. Es war natürlich richtig, dass ich der größte Mäzen für Francescas unvollendete Oper war, und wo ich nun darüber nachdachte – hatte Quenton mich ebenfalls um ein Darlehen gebeten, um seine Mannschaft zu finanzieren. Das war auch schon über ein Jahr her, und er hatte noch kein Wort über die Rückzahlung verloren.
    Wie sie wohl reagieren würden, wenn sie erfuhren, dass ich pleite war? Ich hatte bisher nicht den Mut gehabt, ihnen zu sagen, dass ich über kein Einkommen mehr verfügte.
    Ich lebte von den Darlehen, die die Banken mir mit Blick auf das Zehn-Milliarden-Dollar-Preisgeld widerwillig gewährt hatten. Obwohl viele dieser Bankiers langjährige Freunde von mir oder der Familie waren, wuchs ihre Nervosität mit jedem Monat, der verstrich. Als ob es ihr Geld gewesen wäre, mit dem sie hantierten! Ich hatte den Bankern aber nichts von Lars Fuchs gesagt, zumal sie anscheinend nicht so gut über ihn informiert waren wie mein Vater.
    Gwyneth und ich gingen wortlos auf die Terrasse hinaus, um die letzten Momente des Sonnenuntergangs zu betrachten: Der mit purpurnen Wolken gefleckte Himmel färbte sich flammendrot. Das Meer glitzerte dunkelrot. In dieser Höhe klang das Geräusch der an den Terrassen sich brechenden Wellen wie ein leises Seufzen.
    Gwyneth sah wunderschön aus in dem knöchellangen Abendkleid aus Goldlamé. Sie legte den Kopf auf meine Schulter, und ich legte ihr den Arm um die Hüfte.
    »Ich bin auch auf dein Geld angewiesen«, sagte sie fast flüsternd. »Vergiss das nicht.«
    Als ich Gwyneth vor zwei Jahren kennen gelernt hatte, war sie eine Ballettschülerin in London gewesen. Dann hatte sie beschlossen, einen Abschluss in Kunstgeschichte an der Sorbonne zu machen. Nun studierte sie Architektur in Barcelona. Ich ließ sie in dem Apartment wohnen, das ich dort besaß. In den zwei Jahren, die ich sie kannte, hatten wir noch nie das Wort Liebe in den Mund genommen. Nicht einmal im Bett.
    »Das ist nicht wichtig«, sagte ich.
    »Aber für mich.«
    Ich wollte gar nicht wissen, wie sie das meinte. Ich genoss ihre Gesellschaft; und auf irgendeine Art und Weise brauchte ich sie wohl auch. Brauchte ihren gesunden Menschenverstand, ihre ruhige Kraft.
    Sie löste sich von mir, nachdem die Sonne hinter dem Horizont versunken war. Ich wies auf die Jalousientüren, und wir gingen wieder ins Haus.
    »Du hast sicher erkannt«, sagte Gwyneth, als wir auf der Couch unter dem Turner saßen, der mein Ein und Alles war, »dass die meisten von ihnen froh sind, dass sie nicht mit dir fliegen müssen.«
    »Ja«, erwiderte ich mit einem Nicken, »ich glaube, dass ich Erleichterung in ihren Gesichtern gesehen habe. Aber nicht in Quentons.«
    Sie lächelte. »Quenton vermag seine wahren Gefühle nur besser zu verbergen.«
    »Aber er wollte unbedingt mit.«
    »Am Anfang«, sagte sie. »In den letzten paar Wochen hat seine Begeisterung aber deutlich abgenommen. Ist dir das nicht aufgefallen?«
    »Nein. Was meinst du, wieso ...«
    Gwyneth hob in einem angedeuteten Achselzucken die Schultern. »Ich habe das Gefühl, dass Quenton – und die anderen – sich ihrer Angst immer stärker bewusst wurden, je näher der Zeitpunkt kam, an dem du zu deiner Expedition aufbrechen würdest.«
    »Angst?«
    »Natürlich.«
    »Und hattest du auch Angst?«
    »Natürlich«, wiederholte sie.
    Ich sank in die Kissen zurück und ließ mir das für eine Weile durch den Kopf gehen.
    »Und doch waren alle damit einverstanden. Du auch.«
    »Es hat sich zuerst auch aufregend angehört. Zur Venus fliegen und all das. Aber es ist gefährlich, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Ich habe auch Angst«, entfuhr es mir, ehe ich mir überhaupt bewusst wurde, was ich sagte. »Aha«, sagte sie.
    »Ich will das eigentlich gar nicht durchziehen. Ich will es wirklich nicht.«
    »Und wieso tust du es dann doch?«
    »Ich brauche das Preisgeld.«
    Gwyneth seufzte. »Am Ende geht es doch immer ums Geld, nicht wahr?«
    »Ich habe mich selbst zum Idioten gemacht.«
    »Nicht, wenn du es durchziehst«, sagte sie.

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