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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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schwang die Tür vom Korridor auf, und Duchamp trat unaufgefordert ein. Sie trug die gleiche beigefarbene Fliegerkombination wie Rodriguez, doch an ihr wirkte sie schneidiger und autoritärer, fast wie eine Militäruniform.
    »Ihr seid beide hier. Gut«, sagte sie.
    Rodriguez sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Es ist auch gut, dass Sie hier sind, Dee. Wir müssen ...«
    Duchamp deutete mit einem langen manikürten Finger auf ihn, als ob sie mit einer Pistole auf ihn zielte. »Tommy, es macht mir nichts aus, wenn Sie in Gegenwart des Eigners informell mit mir sprechen, aber nennen Sie mich niemals Dee oder sonst wie vor der Besatzung.«
    »Wer sagt überhaupt, dass Sie der Kapitän sind?«, fragte Rodriguez barsch.
    »Der Mann, der diese Expedition bezahlt, der sagt das.«
    »Ich bekomme meine Befehle von diesem Mr. Humphries.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Ich bekomme meine Anweisungen von jenem Mr. Humphries.« Sie wies zur Decke. Mein Vater lebte nämlich noch immer in Selene City.
    Sie drehten sich beide zu mir um. Ich stand langsam auf und fragte mich, was ich tun solle. Entscheide dich!, trieb ich mich selbst an. Triff eine Entscheidung und handle danach.
    »Wenn Sie einmal die eingegangene Post sichten«, sagte Duchamp kalt, »dann werden Sie sehen, dass er die Banken veranlassen wird, sämtliche Zahlungen für diese Expedition einzustellen, falls ich nicht der Kapitän bin. Sie werden unverrichteter Dinge nach Hause gehen müssen und das Preisgeld verlieren.«
    »Den Teufel wird er!«, knurrte Rodriguez. Er drehte sich wieder er zu mir um, wobei fast auf Tuchfühlung ging und sagte ernst: »Soll Ihr Vater doch drohen, womit er will.
    Wenn wir erst mal im Orbit sind, kann er uns gar nichts mehr wollen. Wir fliegen zur Venus, führen die Mission durch, und dann brauchen Sie sein verdammtes Geld nicht mehr. Wenn wir nach Hause kommen, sind Sie ein Held, eine Berühmtheit! Auch ohne
    Ihren alten Herrn.«
    »Glauben Sie auch nur für einen Moment«, konterte Duchamp, »dass die Besatzung die Risiken dieser Mission auf sich nehmen wird, wenn sie erfährt, dass ihr die Heuer gestrichen wurde?« Sie lachte rau. »Sie kommen nicht mal vom Boden weg.«
    Ich spürte Übelkeit in mir aufsteigen. Ich war verwirrt und fühlte mich in ein Dutzend verschiedene Richtungen gezogen. Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schrie sie an: »Wieso könnt ihr beiden das nicht unter euch ausmachen? Wieso müsst ihr mich da reinziehen?«
    »Weil Sie der Eigner sind«, sagte Duchamp. »Sie sind der Leiter der Expedition«, sagte Rodriguez gleichzeitig.
    »Ob es Ihnen gefällt oder nicht«, fuhr Duchamp fort, »Sie haben hier das Sagen. Sie tragen die Verantwortung. Sie sind derjenige, der die Entscheidung zu treffen hat.«
    Das stimmt überhaupt nicht, sagte ich mir. Mein Vater hat nach wie vor das Sagen. Er trifft in Wirklichkeit die Entscheidungen. Ich bin nur eine Marionette, die an seinen Fäden zappelt. Er zwingt mich, die Entscheidung in seinem Sinn zu treffen.
    »Nun?«, fragte Rodriguez. »Wie sieht’s aus?«
    Die Hände baumelten an der Hüfte. Der Magen drehte sich mir um. Die Knie wurden weich wie Gummi.
    »Sie hat recht«, hörte ich mich sagen. »Wenn mein Vater die Finanzierung sabotiert, dann wird die Besatzung nicht einmal an Bord des Raumclippers dort draußen kommen«, gestand ich und fühlte mich hundeelend dabei.
    »Aber ich könnte doch ...«, sagte Rodriguez.
    »Nein, nein«, unterbrach ich ihn. Ich war den Tränen nahe, aber riss mich zusammen.
    »Sie wird der Kapitän. Ich kann es nicht riskieren, diese Mission zunichte zu machen. Mir sind die Hände gebunden.«
    Duchamp gestattete sich ein selbstgefälliges Grinsen. »Danke«, sagte sie und ging zur Tür. Als sie nach der Klinke griff, drehte sie sich noch einmal halb um und sagte:
    »Übrigens, es hat eine Änderung bei der Besatzung gegeben. Nunnaly ist draußen. Ich habe eine Biologin an ihre Stelle gesetzt.«
    Sie öffnete die Tür und verließ mein Büro. Ich stand nur da – froh, dass die Entscheidung endlich getroffen war, besorgt wegen Rodriguez’ möglicher Reaktion und perplex, weil Duchamp unsren Astronomen durch einen Biologen ersetzt hatte.
    Einen Biologen? Wozu denn? Es war doch völlig ausgeschlossen, dass es Leben auf der Venus gab.
    Rodriguez holte mich mit einem schroffen »Okay, das war’s dann« in die Realität zurück.
    Er hatte die Hände an der Hosennaht zu Fäusten geballt und erweckte

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