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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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die Truax noch die Erzroute zwischen dem Asteroidengürtel und dem Erde/Mond-System befahren hatte. Ich stelle fest, dass sie angemessen eingerichtet war, wenn auch etwas schäbig. Trotzdem war das Klappbett recht kommod, und die Wandbildschirme funktionierten alle.
    Der Raum war so groß, dass man sich nicht eingesperrt fühlte. Es gab keine Fenster, aber ich vermochte Hintergrundbilder aus meiner Videothek auf die Wandbildschirme zu legen.
    Ich kontrollierte die Schränke und die Toilette. Meine Kleidung und die Hygieneartikel waren alle vorhanden. Gut. Der Medizinschrank war mit dem Enzymvorrat bestückt, und drei Spritzen waren ordentlich in der Schublade neben dem Waschbecken arrangiert. Fein.
    Dennoch hatte die Kabine eine seltsame Aura. Als ob der Geist des Vorbesitzers noch hier herumspukte. Ich sollte mich auch nie richtig wohlfühlen. Zumal der integrierte Schreibtisch und die anderen Einrichtungsgegenstände nicht nach meinem Geschmack waren.
    Damit musste ich mich aber arrangieren. Ich gab mir eine Injektion und setzte mich an den Schreibtisch. Es wartete Arbeit auf mich. Duchamp war der Kapitän, na gut. Aber wie kam sie überhaupt dazu, unsre Astronomin rauszuschmeißen und sie durch jemanden zu ersetzen, der mir nicht einmal vorgestellt worden war? Noch dazu einen Biologen.
    Ich stellte über den Interkom ihren Aufenthaltsort fest. Nach ein paar Sekunden erschien ihr herbes hageres Gesicht auf dem Bildschirm.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen, Captain«, sagte ich, wobei ich das letzte Wort nur ansatzweise betonte.
    »Wir stecken gerade mitten in einer Systemüberprüfung«, sagte sie mit versteinertem Gesichtsausdruck. »Ich werde in einer Stunde und ...« – sie wandte den Blick für einen Moment ab – »... elf Minuten abkömmlich sein.«
    »In meinem Quartier«, befahl ich.
    Sie nickte, und der Bildschirm wurde schwarz.
    Ich wartete in der Eignerkabine, obwohl ich auch auf die Brücke zu gehen vermocht hätte. Dazu hätte ich keine zehn Schritte den Gang entlanggehen müssen. Aber ich hatte sie bewusst zu mir zitiert. Sie war zum Kapitän ernannt worden und hatte diesen einen Kampf gewonnen.
    Aber ich bin der Eigner, sagte ich mir, und sie wird mir nicht auf der Nase herumtanzen. Hoffte ich zumindest.
    Eine Stunde und zwölf Minuten später klopfte sie einmal an die Tür, öffnete sie und betrat die Kabine. Ihre Kombination sah noch immer gepflegt und frisch aus. Falls der Systemcheck sie irgendwie angestrengt hatte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Ich blieb im Sessel sitzen. Mit einer Geste bedeutete ich ihr, im nächsten Sessel Platz zu nehmen. Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander, doch zum ersten Mal, seit ich ihr begegnet war, wirkte sie angespannt. Gut, sagte ich mir.
    »Es geht um dieses neue Besatzungsmitglied«, sagte ich. »Es steht nicht in Ihrem Ermessen, Personalentscheidungen zu treffen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte sie.
    »Wie kommen Sie dann dazu, unsre Astronomin ausgerechnet durch eine Biologin zu ersetzen? Sie können doch nicht...«
    »Der Umstand, dass sie eine Biologin ist, hat nicht den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben«, unterbrach sie mich barsch.
    »Was?« Ich musste ein paar Mal geblinzelt haben. »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Ihr Name ist Marguerite Duchamp. Sie ist meine Tochter.«
    »Ihre Tochter!«
    »Meine Tochter.«
    »Das ist übelste Vetternwirtschaft! Wir brauchen keinen Biologen. Ich will auch keinen Biologen. Sie können nicht einfach Ihre Tochter auf diese Mission mitnehmen!«
    Duchamp hob eine Augenbraue und sagte: »Meine Tochter kommt mit mir.«
    »Das ist unmöglich«, sagte ich so fest, wie es mir nur möglich war.
    »Schauen Sie«, erwiderte Duchamp mit unverhohlener Ungeduld, »Ihr Vater will mich loswerden. Na gut. Aber ich werde meine Tochter nicht auf ein und demselben Planeten mit diesem alten Sack lassen. Nicht mit ihm! Verstanden?«
    Ich starrte sie mit offenem Mund an. Unter der eiskalten Oberfläche loderte sie vor Zorn. Und ich kannte auch den Grund. Mein Vater hatte sie abserviert, weil er ein Auge auf ihre Tochter geworfen hatte. Und das brachte sie in Rage.
    Der Volksmund sagt, das Höllenfeuer brennt nicht so heiß wie der Zorn einer Frau.
    Aber was ist mit dem Zorn einer Frau, die wegen ihrer Tochter sitzen gelassen wurde?
    Dann fragte ich mich, wie die Tochter sich wohl dabei fühlte. Beschützte Duchamp ihre Tochter vor der Geilheit meines Vaters? Oder musste sie die Widerspenstige,

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