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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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die mit Händen und Füßen sich wehrte, ihm entreißen?
    Aus welcher Perspektive auch immer ich es betrachtete, es war eine verfahrene Kiste.
    Wir verließen die Erde am darauffolgenden Tag und schlugen die zwei Monate dauernde Trajektorie zur Venus ein. Wir würden mehr Brennstoff verbrauchen als auf der minimal-energetischen Trajektorie, aber ich glaubte, dass die Verringerung der Flugdauer um die Hälfte die Mehrkosten durchaus rechtfertigte.
    Ich spürte den Schub kaum, als wir aus der Umlaufbahn ausscherten. Ich stand in einer Ecke der Brücke und gab ein Interview für die Medien, während die Besatzung ihre Aufgaben erledigte.
    Auf zur Venus! Das war mal wieder eine positive Schlagzeile, zu Nutz und Frommen der Menschheit: Van Humphries machte sich auf, um dem Höllenloch des Sonnensystems die sterblichen Überreste seines Bruders zu entreißen. Als ich mir die Abendnachrichten des Senders anschaute, zeigten sie aber mehr Computersimulationen von der möglichen Beschaffenheit der Venusoberfläche als Bilder von mir.
    Und mein Vater machte sich noch immer Sorgen wegen Fuchs und überhäufte mich mit kryptischen Botschaften. Wo war er? Was hatte er vor? Das bereitete mir auch Sorge.
    Aber egal. Wir waren auf dem Weg zur Venus. Nur das zählte.
     

TRAUM
     
    Ich wusste, dass ich träumte, aber irgendwie kam es darauf nicht an. Ich war wieder ein Kind, ein Kleinkind, das gerade die ersten Schritte machte. Ein erwachsener Mann ragte vor mir auf, streckte die Arme aus und rief mich zu sich.
    »Komm schon, Van! Du schaffst es. Komm zu mir!«
    Im Traum vermochte ich das Gesicht nicht zu erkennen. Die Stimme klang nett und freundlich, doch das Gesicht war irgendwie vor mir verborgen.
    »Komm schon, Van! Mach einen Schritt. Komm schon!«
    Es war enorm schwierig. Es fiel mir viel leichter, mich am Möbelstück festzuhalten, das ich mit den knubbeligen kleinen Fingern packte. Oder einfach hinzuplumpsen und auf allen vieren weiterzukrabbeln. Aber die Stimme rief mich zu sich, halb ermutigend, halb bittend, und schließlich ließ ich los.
    Ich machte einen unsicheren Schritt, dann noch einen.
    »Guter Junge! Guter Junge, Van.«
    Ich sah sein Gesicht. Es war mein Bruder Alex. Er war selbst noch ein Kind, neun oder zehn Jahre alt, aber er half mir und ermutigte mich. Ich versuchte, zu ihm zu gehen. Ich trotzte der Gefahr und versuchte mit wackligen Schritten in seine ausgebreiteten Arme zu kommen.
    Doch die Knie gaben nach, und ich plumpste auf den Boden.
    »Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall, Kümmerling. Völlig hoffnungslos.« Plötzlich dräute mein Vater über mir. Er hatte einen angewiderten Ausdruck im Gesicht.
    »Die alten Griechen hätten dich auf einem hohen Berg ausgesetzt und den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.«
    Alex war nicht mehr da. Ich erinnerte mich, dass er tot war. Ich setzte mich auf den Boden und flennte wie ein Baby.

TRANSIT
     
    Ich hatte mich natürlich ein paar Mal mit der Besatzung getroffen, bevor wir die Erde verließen. Mit der Crew der Hesperos, meine ich. Die Truax hatte eine eigene Crew – ein volles Dutzend ergrauter, erfahrener Männer und Frauen –, mit der ich im Grunde aber nichts zu tun hatte. Captain Duchamp war für diesen Teil der Mission zuständig. Es war meine Besatzung, die Besatzung der Hesperos, um die ich mich kümmerte.
    Außer Duchamp und Rodriguez gab es nur noch vier weitere: Drei Techniker für Kommunikation, Lebenserhaltung und Sensorsysteme und den Schiffsarzt. Die Kommunikations- und Sensortechniker waren Frauen in meinem Alter; ziemlich unscheinbare Techies, die nur Fachchinesisch redeten und ansonsten unter sich blieben.
    Das gleiche galt für den Burschen von der Lebenserhaltung, nur dass er dicklich und ziemlich sauertöpfisch war – einer von der Sorte, die den Eindruck vermittelte, dass das kleinste technische Problem schon den Weltuntergang bedeutete.
    Aber sie mussten gut sein. Sie waren von Rodriguez und Duchamp bestätigt worden.
    Natürlich wurden alle Systeme vom Zentralrechner des Schiffs gesteuert; die menschlichen Techniker wurden nur für Reparaturen und Wartungsarbeiten benötigt.
    Ich hatte erst mit dem Gedanken gespielt, dafür Roboter einzusetzen, doch Rodriguez hatte mich überzeugt, dass Menschen vielseitiger und flexibler waren. Obendrein billiger.
    Das einzige Besatzungsmitglied, mit dem ich fast täglich zu tun hatte, war der Arzt, Dr. Waller. Er hatte Tabletten für meine Blutarmut und achtete darauf, dass ich mich in einem

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