Planeten 03 - Venus
Daten erfasse«, sagte
ich. Es klang schwach und defensiv, selbst für meine Ohren.
»Aber Sie fangen doch gar nichts an mit den Daten. Sie analysieren sie nicht und verwenden sie auch nicht, um die Betriebsparameter der Sensoren zu ändern. Sie lassen die Programme einfach in den ursprünglichen Einstellungen schleifen.«
»Die Daten gehen an Professor Cochrane am Caltech. Wenn sie möchte, dass an den Instrumenten etwas verändert wird, sagt sie mir Bescheid, und ich nehme die Änderungen dann vor.«
»Wie eine wissenschaftliche Hilfskraft«, sagte Marguerite. »Oder ein trainierter Schimpanse.« Das hatte gesessen. »Nun ... ich habe auch noch andere Dinge zu tun, müssen Sie wissen.«
»Und das wäre?«
»Ich schicke jeden Tag meine Berichte ab.« Sie zog missbilligend die Mundwinkel herunter.
»Das müssen Sie doch in zehn Minuten erledigt haben.«
Komischerweise fand ich das zum Lachen. Ich vertrage normalerweise keine Kritik, aber Marguerite hatte leider nur zu recht.
»Oh nein«, antwortete ich mit einem unterdrückten Lachen. »Das dauert eher eine halbe Stunde.«
Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher, aber auch nur ein bisschen. »Dann schau’n wir mal.
Ich gebe Ihnen acht Stunden Schlaf und anderthalb Stunden für die Mahlzeiten ... das macht vierzehn unnütz vertane Stunden pro Tag! Wenn ich vierzehn Stunden zur freien Verfügung hätte, dann würde ich einen ganzen Satz Biosensoren zusammenbauen, um die Wolken zu untersuchen, wenn wir in sie eintauchen.«
»Ich könnte Ihnen dabei helfen«, schlug ich vor.
Sie tat so, als ob sie sich das Angebot durch den Kopf gehen ließ. »Ähem ... Haben Sie denn irgendwelche Kenntnisse in Molekularbiologie?«
»Leider nicht.«
»Spektroskopie? Sind Sie fähig, ein Massenspektrometer auseinanderzunehmen und es wieder so zusammenzubauen, dass es auf organische Moleküle anspricht?«
Ich musste wie ein Idiot gegrinst haben. »Äh ... hätten Sie ein Handbuch dafür? Ich bin durchaus imstande, Anweisungen Folge zu leisten.«
Nun lächelte sie auch. »Ich glaube, Sie sollten lieber bei m
Ihre Fachgebiet bleiben.«
»Planetare Physik.«
»Ja. Aber werden Sie endlich mal aktiv! Wissenschaft besteht nicht nur darin, auf die Anzeigen der Instrumente zu starren.«
»Das stimmt wohl. Die Sensoren zeigen bisher aber nichts an, das die alten Sonden nicht schon vor Jahrzehnten gemeldet hätten.«
»Sind Sie sicher? Haben Sie die Daten auch gründlich gesichtet? Sie wollen mir erzählen, es gäbe keinerlei Veränderung? Keine Anomalien, keine unerklärlichen Signale in den eingehenden Daten?«
Bevor ich mir eine Antwort zurechtzulegen vermochte, drang Duchamps Stimme aus dem Wandlautsprecher. »Mr. Humphries, das Radar hat etwas erfasst, bei dem es sich vielleicht um ein Wrack handelt. Würden Sie bitte auf die Brücke kommen?«
AUFKLÄRUNG
Rodriguez war auch schon wieder auf der Brücke, als wir dorthin kamen, und wo alle drei Plätze belegt waren, war die Brücke einfach zu klein, als dass Marguerite und ich uns auch noch hätten hineinquetschen können. Ich schlüpfte durch die Luke und blieb dort stehen. Marguerite blieb hinter mir im Gang und sah mir über die Schulter.
Es war heiß und stickig auf der Brücke. Sie war mit zu viel Ausrüstung vollgepackt, die vernehmlich summte. Und es waren zu viele Leute hier drin, die Wärme abstrahlten.
Die Luft war zum Schneiden dick, und zugleich schien sie sich dem Siedepunkt zu nähern.
Der Hauptbildschirm vor Duchamps Kommandantensitz zeigte ein Radarstandbild: Dunkle Schemen und durcheinander gewürfelte Landformationen mit einem hellen Fleck in der Mitte. Rodriguez beugte sich im Stuhl vor und studierte die Abbildung.
Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
»Das könnte es sein«, sagte er und deutete auf mich. »Es ist definitiv Metall; die Computeranalysen lassen keinen Zweifel daran.«
Ich starrte angestrengt auf den Lichtklecks. »Können wir eine höhere Auflösung bekommen? Anhand dieser Darstellung kann man nicht sagen, worum es sich handelt.«
Bevor Riza sich von der Kommunikationskonsole zu melden vermochte, sagte Duchamp ruppig: »Wir haben sie so stark vergrößert, wie es uns möglich war. Besser kriegen wir’s nicht hin.«
»Es liegt innerhalb der Signatur«, sagte Rodriguez, »die das Schiff Ihres Bruders gehabt haben müsste, als es zum Zeitpunkt und am Ort, der uns bekannt ist, runterging. Das ist das einzig metallische Objekt in der ganzen Region.«
»Für eine
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