Planeten 03 - Venus
bessere Auflösung müssen wir tiefer gehen«, sagte Duchamp. »Unter die Wolkendecke sinken und optische Sensoren einsetzen.«
»Teleskope«, murmelte ich.
»Ja.«
»Welche Region ist das?«, fragte Marguerite hinter mir.
»Aphrodite«, sagte ihre Mutter. »Es ist eine Hochlandregion, die mehr als zwei Kilometer höher liegt als die umgebenden Ebenen«, sagte Rodriguez.
»Dann muss es dort auch kälter sein«, sagte ich.
Duchamp lächelte nachsichtig. »Natürlich ist es dort kälter. Die Bodentemperatur fällt auf angenehme vierhundert Grad ab.«
Ich wusste, dass die durchschnittliche Temperatur im Tiefland vierhundertfünfzig Grad betrug.
»Sind wir bereit für den Eintritt in die Atmosphäre?«, fragte ich.
»Der Hitzeschild ist überprüft worden«, erwiderte Duchamp. »Der Antrieb ist bereit.«
»Und noch immer keine Antwort von Fuchs?« Riza meldete sich von der
Kommunikationskonsole. »Er ist vor zwei Stunden auf halber Strecke um den Planeten in die Wolkendecke eingedrungen. Ich habe seine Eintrittsposition von der IAA.«
»Dann hat er das Wrack also nicht geortet?« Duchamp schüttelte den Kopf. »Wenn wir diesen Reflex registriert haben, dann hat er ihn auch registriert.«
»Sein Eintritt erfolgte ziemlich genau in der Äquatorialebene«, sagte Riza. Sie schien fast um Verzeihung bitten zu wollen. »Er wird höchstwahrscheinlich in der Region mit dem Lichtpunkt durch die Wolken stoßen.«
Ich spürte ein dumpfes Pochen im Kiefer und merkte, dass ich di e Zähne zusammengebissen hatte. »Na schön«, sagte ich. »Dann sollten wir besser auch durch die Wolkendecke stoßen.«
Duchamp nickte und drückte eine Taste in der linken Armlehne des Sitzes. »Captain an Besatzung: Auf Eintrittsstation. Bereit für Atmosphäreneintritt in zehn Minuten.« Sie hob die Hand und schaute mich an. »Brücke vom nicht diensthabenden Personal räumen.«
Ich folgte ihrem Wink mit dem Zaunpfahl und zog mich in den Gang zurück.
Marguerite war schon vorgegangen.
»Wo wollen Sie hin?«, rief ich ihr nach.
»Ins Labor. Ich will den Eintritt aufzeichnen.«
»Die automatischen Sensoren...«
»Sie sind nicht darauf programmiert, nach organischen Molekülen und anderen exotischen Spezies Ausschau zu halten. Außerdem will ich den Eintrittsvorgang auf Video aufnehmen. Das wird sich gut machen in Ihrer Nachrichtensendung.«
Ich wollte etwas entgegnen und spürte, dass Rodriguez hinter mir stand.
»Sie hat Sie auch von der Brücke geworfen?«
Er grinste mich an. »Meine Eintrittsstation ist vorne beim Lebenserhaltungs-Techniker.« Er quetschte sich an mir vorbei und ging den Gang entlang.
Das Problem war, dass ich keine offizielle Eintrittsstation hatte. Wenn es streng nach Vorschrift zugegangen wäre, dann hätte ich mich nun in die Koje legen und dort bleiben müssen, bis wir den Hitzeschild abgestoßen hatten. Aber ich dachte überhaupt nicht daran.
Ich folgte Rodriguez. »Habt ihr dort noch Platz für eine dritte Person?«, fragte ich.
»Wenn Ihnen der Körpergeruch nichts ausmacht«, sagte er über die Schulter.
»Ich habe heute Morgen geduscht«, sagte ich und beeilte mich, zu ihm aufzuschließen.
»Ja, aber es wird dort oben ziemlich warm werden. In der Koje haben Sie es bequemer.«
Ich schob trotzig das Kinn vor. »Sie brauchen sich um mein Wohlbefinden nicht zu sorgen.«
Rodriguez warf mir über die Schulter einen Blick zu. »Gut, Sie sind der Boss. Wenn Sie es unbedingt so wollen, dann kommen Sie mit.«
»Wie kommen Sie eigentlich mit Duchamp zurecht?«, fragte ich, während ich ihm durch den Gang folgte.
»Gut«, sagte er, ohne den Schritt zu verlangsamen oder sich nach mir umzudrehen.
»Keine Probleme.«
Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton.
»Sind Sie sicher?«
»Wir haben die Dinge zwischen uns geklärt. Wir kommen klar miteinander.«
Er klang seltsam ... fast fröhlich. Als ob er Witze risse und ich ihn nicht verstünde.
Wir kamen an Marguerites winzigem Labor vorbei. Die Ziehharmonika-Tür stand offen, und ich sah sie über eine handtellergroße Videokamera gebeugt in der Kabine stehen.
»Sie müssen sich für den Eintritt anschnallen«, sagte Rodriguez zu ihr. »Es wird ein ziemlich unruhiger Flug werden.«
»Ich werde ihr helfen«, sagte ich. »Sie gehen schon vor, und ich werde nachkommen.«
So bin ich eben, immer höflich und zuvorkommend.
Rodriguez wirkte für einen Moment unsicher, doch dann nickte er zustimmend. »Ihr
beide müsst euch für den Eintritt
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