Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
schaute auf, und da stand Marguerite vor mir. Ich sprang auf.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte ich erfreut.
    Sie setzte sich neben mich, und ein Parfümduft stieg mir in die Nase – aber sehr dezent, ein wunderbarer Kontrast zum metallischen Geruch des Schiffs.
    »Es tut mir Leid, dass ich sie eben einfach habe stehen lassen«, sagte sie. »Ich hatte gerade die letzten UV-Messungen der Atmosphäre laufen lassen. Manchmal steigt die Intensität ganz schön an.«
    »Ja, sicher. Ich verstehe.«
    Marguerite war in Gedanken noch immer bei der Arbeit. »Irgendetwas in diesen Wolken absorbiert ultraviolettes Licht«, sagte sie.
    »Sie glauben, es sei biologisch? Eine Lebensform in den Wolken?«
    Sie setzte zum Nicken an, besann sich dann aber. Als ob sie eine altgediente Wissenschaftlerin wäre, unterdrückte sie die Begeisterung und sagte nüchtern: »Ich weiß nicht. Vielleicht. Wir werden es erst dann mit Sicherheit wissen, wenn wir in die Wolken absteigen und Proben nehmen.«
    »Was ist denn mit den ganzen Proben, die die unbemannten Sonden vor Jahren genommen haben?«, fragte ich unbedacht.
    »Dort haben sich keine Anzeichen von lebenden Organismen gefunden.«
    Plötzlich wurden Marguerites dunkle Augen von Ärger umwölkt. »Sie waren dafür nicht ausgerüstet. Sie waren mit Trübungsmessern für die Messung der Tröpfchengröße bestückt, aber keine war auch nur mit einem Instrument ausgerüstet, das für den Nachweis biologischer Aktivitäten geeignet gewesen wäre. Dumbo der fliegende Elefant hätte vorbeiflattern können, ohne dass diese saublöden Robots es gemerkt hätten.«
    »Dann waren die Sonden nicht mit biologischen Sensoren ausgerüstet?«
    »Keine einzige«, sagte sie. »Die Venus ist ein toter Planet. Das ist nun mal die offizielle Version.«
    »Aber Sie glauben das nicht.«
    »Noch nicht. Nicht, ehe ich selbst nachgeschaut habe.«
    Plötzlich sah ich Marguerite mit anderen Augen. Sie war eine ebensolche Löwin wie ihre Mutter, wenn sie sich für etwas engagierte.
    »Wie lang werden wir noch in der Umlaufbahn bleiben?«, fragte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Wir tasten gerade die Äquatorregion mit dem Radar ab und suchen nach Hinweisen auf das Raumschiffswrack meines Bruders.«
    »Müsste das Schiff sich denn nicht in seine Einzelteile zerlegt haben?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete ich. »Die Atmosphäre ist so dick, dass sein Schiff wahrscheinlich runtergegangen ist wie ein Schiff, das im Meer versinkt. Ich meine, der Druck an der Oberfläche entspricht dem Druck in einem Kilometer Tiefe in einem irdischen Ozean.«
    Sie ließ sich das für einen Moment durch den Kopf gehen. »Dann wäre es also nicht mit einem Flugzeugabsturz auf der Erde zu vergleichen?«
    »Oder mit einer Rakete, die im Boden einschlägt. Nein. Eher wie die Titanic auf den Grund des Atlantik gesunken ist.«
    »Sie haben bisher noch nichts gefunden?«
    »Noch nicht«, sagte ich. Die Hesperos war in einer Zwei-Stunden-Umlaufbahn um den Äquator, und wir hatten den Planeten bislang dreißigmal umkreist.
    »Wie groß ist die Chance, dass Sie überhaupt etwas finden?«
    »Nun, wir kennen den Punkt des ersten Eintritts in die Atmosphäre, den Breitengrad und den Längengrad. Aber wohin das Schiff abgedriftet ist, während es in den Wolken war, darüber können wir nur spekulieren.«
    »Er hatte keine Verfolgungsboje?«
    »Das Signal brach ab, als er die Wolkendecke durchstieß. Also müssen wir die Äquatorialregion weiträumig absuchen.«
    Marguerite schaute an mir vorbei auf die wirbelnden Wolken, die das Antlitz der Venus verschleierten. Sie starrte sie an, als ob sie imstande sei, sie mit schierer Willenskraft zu teilen. Ich betrachtete das Profil ihres Gesichts.
    Wie sehr sie doch ihrer Mutter glich! Das gleiche Gesicht, und doch irgendwie weicher und sanfter. Das brachte mich darauf, dass ich meinem Vater überhaupt nicht ähnlich sah. Alex war nach Vater gekommen. Die Leute hatten oft gesagt, dass Alex wie eine jüngere Ausgabe von Martin Humphries aussähe. Aber ich ähnelte meiner Mutter, sagten sie.
    Der Mutter, die ich nie gekannt hatte.
    Marguerite wandte sich wieder mir zu. »Sind Sie wirklich ein Planetenforscher?«
    Die Frage erstaunte mich. »Ich versuche zumindest, einer zu sein«, sagte ich.
    »Und wieso arbeiten Sie dann nicht daran? Das ist Ihr Planet dort draußen, und Sie streunen im Schiff umher wie ein kleiner Junge, der sich verlaufen hat.«
    »Ich habe einen umfangreichen Instrumentensatz, mit dem ich

Weitere Kostenlose Bücher