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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Einschaltquoten erzielen, sagte ich mir. Leider sahen die Verantwortlichen der Sender das anders. Sie wiesen mich darauf hin, dass Nachrichten von der Hesperos während der ersten paar Tage interessant wären, auf der langen Reise zur Venus aber bald langweilig würden. Sie räumten aber auch ein, dass nach unsrer Ankunft Liveberichte von der Venus eine Sensationsstory wären – aber wiederum nur für ein paar Tage. Danach würde die Story den Reiz verlieren und öde Routine werden.
    »Das ist Wissenschaftskram«, sagte ein Manager, der, wie sich herausstellte, ein früherer Freund von mir war. »Wissenschaftskram ist langweilig.«
    Sie waren jedenfalls nicht bereit, die Kosten für einen Reporter und die Versicherung zu tragen. Es war Duchamp, die vorschlug, dass ich den Part des Expeditionsreporters übernehmen und sozusagen das Gesicht und die Stimme der Hesperos-Mission darstellen solle. »Wer wäre besser dafür geeignet?«, fragte sie rhetorisch. Mir sagte die Idee zu. Dadurch entfiel auch die Notwendigkeit, eine zusätzliche Person mitzunehmen. Ich würde täglich einen persönlichen Bericht über den Fortschritt der Expedition verfassen. Ich würde jeden Haushalt im Erde/Mond-System erreichen. Das wäre der Knüller. Selbst wenn die Sender meine Beiträge nicht jeden Tag veröffentlichten, hätten die Leute doch unbeschränkten Zugang zu ihnen. Während ich die täglichen Berichte abfasste, fragte ich mich oft, ob mein Vater mich auf Sendung sah.
    Duchamp war nicht blöd. Nachdem kein Grund mehr bestand, einen Reporter mitzunehmen, hatte sie mir in einer anderen Sache den Wind aus den Segeln genommen: Mein Einwand, dass sie unsre Astronomin durch eine Biologin – ihre Tochter – ersetzt hatte, hatte sich damit erledigt.
Fait accompli
. Sie hatte mich virtuos manipuliert, und es machte mir nicht einmal etwas aus, obwohl wir beide wussten, dass wir keinen Biologen an Bord brauchten. Duchamp tat das aus persönlichen Gründen.
    Es war mir egal. Ich war sogar froh, dass Marguerite bei uns war. Außer der täglichen Berichterstattung hatte ich nämlich keine Verpflichtungen an Bord der Hesperos. Die Zeit dehnte sich wie ein Kaugummi, während wir zur Venus flogen und dann in eine Umlaufbahn um den Planeten gingen. Marguerite hatte auch nur wenig zu tun, was den Borddienst betraf, auch wenn sie immer recht geschäftig wirkte, wenn ich sie sah.
    Oft war sie in der kleinen Räumlichkeit, die sie zum Labor umfunktioniert hatte. Wenn ich die Brücke verließ und zum Sichtfenster in der Nase der Gondel ging, kam ich zwangsläufig am Labor vorbei, das kleiner war als eine Telefonzelle.
    Die ziehharmonikaartige Falttür war zurückgezogen. Ich blieb stehen und fragte: »Sind Sie beschäftigt?«
    »Ja«, sagte Marguerite. Das war auch eine dumme Frage. Sie hackte auf der Tastatur eines Laptops herum, einem von mehreren Geräten, die sie auf dem brusthohen Regal der Kabine deponiert hatte. In dem Raum war kein Platz für einen Stuhl, nicht einmal für einen Hocker; Marguerite arbeitete im Stehen.
    »Ach so. Ich wollte gerade den Tagesbericht schreiben und dachte mir, dass ich vorher noch kurz in die Kombüse gehe ...« Meine Stimme erstarb; sie beachtete mich gar nicht.
    Mit einem Finger tippte sie auf der Tastatur des Laptops herum, während sie mit der anderen Hand eine Maus bediente und wechselnde Abbildungen auf einem anderen Monitor aufrief. Die Darstellungen wirkten wie Mikroskopfotos von Bakterien oder ähnlich ekligem Zeug. Entweder das oder grottenschlechte naive Kunst.
    Ich zuckte die Achseln in Anerkenntnis meiner Niederlage und ging durch den engen Gang zur Kombüse. Sie bestand nur aus ein paar Tiefkühl- und Mikrowellengeräten an einer Seite des Gangs. Auf der anderen Seite stand eine einzelne primitive Bank. Von dort hatte man durch ein schräges Fenster der Gondel einen Blick auf die große gekrümmte Masse des Planeten, der wie eine gigantische goldene Lampe glühte.
    Ich ließ mich auf die Bank fallen und schaute auf die gelblichen Wolken der Venus. Sie veränderten ständig ihre Form. Ich hatte fast den Eindruck, in ein Feuer zu schauen – ein unglaublich faszinierender, geradezu hypnotischer Anblick. Die Färbung der Wolken schien sich mit jeder Umkreisung zu ändern. Im Moment sah sie beinahe kränklich aus, gelb wie Galle. Vielleicht erkenne ich mich darin wieder, sagte ich mir.
    So fühlte ich mich nämlich, traurig und krank und einsam.
    »Was dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
    Ich

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