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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Höhenwinden, in Schattierungen von Blau und Grün die vom subsolaren Punkt wegströmten.
    Mit der VR-Brille sah ich alles in dreidimensionaler Bewegung. Aber es gab eine signifikante Störstelle, eine rote Schliere ein paar Kilometer unterhalb unsrer aktuellen Höhe. Rot hätte eine noch höhere Windgeschwindigkeit bezeichnen müssen als die momentane, aber ich wusste, dass das falsch war. Die Windgeschwindigkeit musste mit abnehmender Höhe auch abnehmen, nicht steigen. Mit dem Programm stimmte etwas nicht.
    Ich erwähnte das gegenüber Duchamp und Rodriguez, als wir uns zu einer Besprechung trafen, um zu entscheiden, wann wir zur Oberfläche absteigen würden.
    Unser Konferenzzentrum war die Beobachtungskuppel, der einzige Ort in der beengten Gondel, wo drei oder vier Leute gemütlich zusammensitzen konnten. Duchamp und ich saßen nebeneinander, wobei wir den Sichtfenstern den Rücken zuwandten.
    Rodriguez saß uns gegenüber auf dem Boden und lehnte sich gegen das Schott.
    »Alle Systeme funktionieren gemäß den Spezifikationen«, sagte Duchamp und tippte mit einem manikürten Finger auf den Monitor ihres Palmtops. »Sofern ich keine Einwände höre, erkläre ich diese Phase der Mission für beendet.«
    Rodriguez nickte. »Keine Einwände. Ich will endlich aus diesem Wind raus und auf eine ruhigere Höhe absteigen.«
    »Ruhiger«, sagte Duchamp, »aber auch heißer.«
    »Mit der Hitze kommen wir schon zurecht.«
    Sie lächelte ihn an, als ob sie ein verklausuliertes Privatgespräch führten.
    Ich meldete mich zu Wort. »Meine Karte des Windsystems hat eine Macke.« Ich hatte auch einen Palmtop mitgebracht und zeigte ihn den beiden.
    »Die rote Stelle zeigt noch höhere Windgeschwindigkeiten als die aktuellen an«, sagte ich.
    »Das ist eine Extrapolation, oder?«, fragte Rodriguez. »Sie basiert nicht auf Beobachtungsdaten.«
    »Nein. Wir sind noch nicht so tief gekommen, also haben wir auch keine Daten aus dieser Höhe.«
    »Eine Computer-Extrapolation«, sagte Duchamp wie ein Kunstkritiker, der beim missglückten Versuch eines Kinds, einen Baum zu malen, die Nase rümpfte.
    »Die Extrapolation basiert auf exakten meteorologischen Daten«, sagte ich.
    »Terrestrischen meteorologischen Daten?«, fragte Duchamp.
    Ich nickte. »Modifiziert unter Berücksichtigung der anderen Temperatur-, Druck- und chemischen Verhältnisse auf der Venus.«
    »Die Abstraktion einer Abstraktion«, sagte Duchamp mit einer wegwerfenden Geste. Rodriguez starrte auf die rote Schliere am unteren Rand meiner Karte. Er gab mir den handtellergroßen Computer zurück und sagte nachdenklich: »Sie vermuten in dieser Höhe also eine Art Scherwind?«
    »Einen Überschall-Scherwind?«, spottete Duchamp.
    »Er ist bei diesem Druck nicht überschallschnell«, sagte Rodriguez.
    Sie schüttelte den Kopf. »Alle Planetenwissenschaftler sind sich einig, dass die Super-Rotation-Winde abflauen, je tiefer man in die Atmosphäre absteigt und je höher der Druck wird. Durch den erhöhten Druck kommt erst gar kein Wind auf.«
    Rodriguez nickte nachdenklich und sagte bedächtig: »Ja, ich weiß, aber wenn es dort wirklich einen Scherwind gibt, dann ist er vielleicht ein Killer.«
    Duchamp holte Luft, ließ den Blick zwischen ihm und mir hin und her schweifen und traf dann eine Entscheidung.
    »Also gut«, sagte sie. »Wir bereiten uns auf einen starken Scherwind vor. Alle Systeme überprüfen. Alles sichern und befestigen, wie wir es beim Eintritt in die Atmosphäre getan haben.« Sie drehte sich zu mir um: »Ist das in Ihrem Sinn, Mr. Humphries?«
    Verwundert über ihren gehässigen Tonfall, schluckte ich und sagte: »Sie sind der Kapitän.«
    »Gut.« An Rodriguez gewandt sagte sie: »Tommy, das bedeutet, dass du nach draußen gehen und alle Anschlüsse und Beschlagteile von Hand überprüfen musst.«
    Er nickte verdrießlich. »Ja. Alles klar.«
    Dann drehte Duchamp sich kalt lächelnd wieder zu mir um. »Mr. Humphries, würde es Ihnen etwas ausmachen, Tom dabei zu helfen?«
    »Ich?«, fuhr ich auf.
    »Wir könnten die Verstärkung gebrauchen«, sagte sie kalt wie eine Hundeschnauze,
    »zumal die Inspektion letztlich auf Ihre Initiative zurückgeht, nicht wahr? Sie und Ihr Computerprogramm.«
    Du Miststück, sagte ich mir. Nur weil mein Computerprogramm auf ein eventuelles Problem hingewiesen hat, gibt sie mir die Schuld dafür. Nun muss ich entweder den Hals riskieren oder vor versammelter Mannschaft als Feigling dastehen.
    Rodriguez beugte sich über

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