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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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den schmalen Raum, der uns trennte und packte mich auf derb-freundschaftliche Art am Knie.
    »Kommen Sie, Mr. Humphries, es wird schon nicht so schlimm werden. Ich bin auf Schritt und Tritt bei Ihnen, und später können Sie Ihren Enkelkindern davon erzählen.«
    Falls ich lang genug lebe, um Enkelkinder zu bekommen, sagte ich mir. Aber ich schluckte die Furcht hinunter und sagte mit gezwungener Ruhe: »Sicher. Das wird bestimmt aufregend.«
    Das war es ganz bestimmt.
    Im Wesentlichen bestand unsre Aufgabe darin, alle Verbindungen zu kontrollieren, über die die Gondel mit der Gashülle über uns verbunden war. Das war ein Auftrag, zu dem jeder Klempner befähigt war und der keine besondere Ausbildung voraussetzte.
    Aber wir wären draußen, in einer fast hundert Grad heißen Wolke aus
    Schwefelsäuretröpfchen und in einer Höhe von mehr als fünfzig Kilometern über der Oberfläche.
    Rodriguez führte mich in einem zweistündigen Crashkurs im VR-Simulator in die Materie ein. Sechs Haupt- und sechs Sekundärstreben mussten kontrolliert werden. Sie die
    verbanden
    Gondel mit der Gashülle; falls sie der Belastung nicht standhielten, würden wir auf die rotglühende Oberfläche krachen wie ein Hammer auf einen Amboss.
    Akira Sakamoto, unser griesgrämiger Lebenserhaltungstechniker, half mir persönlich in den Raumanzug. Es war derselbe, den ich beim Überwechseln von der Truax benutzt hatte, nur dass die Außenhaut nun mit einer speziellen hitzebeständigen Keramik besprüht worden war. Der Anzug erschien mir steifer als zuvor, ob wohl Sakamoto mir versicherte, dass die Keramik die Bewegungsfreiheit nicht beeinträchtigte.
    Ohne ein Wort und ohne einen erkennbaren Ausdruck in seinem Pfannkuchengesicht legte er mir das Sicherheitsgeschirr an, arretierte es und vergewisserte sich, dass beide Leinen richtig aufgewickelt waren, damit ich mich nicht in ihnen verfing.
    Dr. Waller war Rodriguez behilflich. Der vermochte ohne Hilfe in den Anzug zu steigen, brauchte aber jemanden, der um ihn herumging und sich davon überzeugte, dass die Dichtungen unbeschädigt waren und die Stromkabel und Lebenserhaltungs-Schläuche ordnungsgemäß an den Tornister angeschlossen waren.
    Marguerite kam auch zur Luftschleuse und schaute stumm zu, wie wir uns startfertig machten. Ich zitterte leicht, als ich in den unförmigen Anzug stieg, der durch die neue Keramikbeschichtung silbrig schimmerte. Aber ich wurde mir mit gelindem Erstaunen bewusst, dass ich weniger vor Angst als vor Aufregung zitterte. Ich wusste, dass ich mir vor Angst fast in die Hose hätte machen müssen, aber irgendwie passierte das nicht. Ich würde etwas tun, etwas, das getan werden musste, und obwohl es gefährlich war, wurde ich mir bewusst, dass ich mich sogar darauf freute.
    In einem Winkel des Bewusstseins sprach eine hämische Stimme die berühmten letzten Worte. Wie viele Narren sich schon auf das Abenteuer gefreut haben, bei dem sie getötet wurden.
    Doch als Marguerite mich beobachtete, schien mir das egal zu sein. Ich glaubte, einen Anflug von Bewunderung in ihren Augen gesehen zu haben. Zumindest hoffte ich, dass es Bewunderung war und nicht etwa Belustigung wegen des dummen Machismo, den ich zur Schau stellte.

DRAUßEN
     
    »Okay, wir machen es genauso, wie wir es in der Sim geübt haben.« Rodriguez’ Stimme drang rau und belegt aus dem Helmlautsprecher – er wirkte eindeutig angespannt, obwohl er sonst immer alles auf die leichte Schulter nahm.
    Ich nickte und wurde mir dann bewusst, dass er mich durch den getönten Kugelhelm gar nicht sah. »Alles klar«, erwiderte ich. Wie ein richtiger Astronaut, sagte ich mir.
    Er ging vor mir in die Luftschleuse, pumpte die Luft ab und ging dann nach draußen.
    Nachdem das äußere Schleusenschott sich geschlossen hatte und die Schleuse wieder mit Luft gefüllt worden war, wechselte die Kontrolllampe für das innere Luk auf Grün.
    Mein Raumanzug war definitiv steif. Trotz der mahlenden Servomotoren an den Ellbogen und Schultergelenken musste ich mich wirklich anstrengen, um die Arme zu bewegen.
    Bevor ich den Schleusenschalter mit der behandschuhten Hand erreichte, drückte Sakamoto ihn schon. Sein teigiges Gesicht war so sauertöpfisch wie immer.
    Doch er machte eine leichte Verbeugung, die erste Bekundung von Respekt, die ich bisher von ihm gesehen hatte.
    »Danke«, sagte ich, als ich die Schleuse betrat und hoffte, dass er mich durch den Helm überhaupt hörte.
    Während die Luft aus der Schleuse gepumpt wurde

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