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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Rodriguez, als er zurückkam und gerade den Schraubenschlüssel in den Werkzeuggürtel stecken wollte. Aber er griff daneben, und das Werkzeug verschwand aus dem Blickfeld. Eben hatte er es noch in der Hand – und plötzlich war es weg. Ich wurde mir bewusst, dass mir das gleiche widerfahren würde, falls die Leinen rissen.
    »War es das?«, fragte ich. »Sind wir fertig?«
    »Ich muss noch die Hülle nach Anzeichen von Verdampfung durch die Eintrittshitze überprüfen«, sagte Rodriguez. »Sie können aber schon reingehen.«
    »Nein, ich bleibe bei Ihnen«, erwiderte ich spontan.
    Also kletterten wir langsam die Sprossen hinauf, die in die gewölbte Form der Gashülle eingelassen waren, während der heiße Wind an uns vorbeifegte. Ich wusste, dass der Atmosphärendruck in dieser Höhe zu niedrig war, um uns wirklich gefährlich zu werden, aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass der Wind an mir zerrte und mich herumschubste.
    Wir kamen nur langsam voran, erklommen eine Sprosse nach der anderen, wobei wir erst eine Leine lösten und sie dann an einer höheren Sprosse befestigten, um dann die nächste Sprosse zu
    erklimmen und die andere Leine zu lösen. Wie Bergsteiger machten wir keinen Schritt, ehe wir nicht beide Leinen sicher befestigt hatten.
    Ich hörte Rodriguez’ Atem in den Lautsprechern. Er atmete schwer und schnaufte bei jedem Schritt.
    Duchamp verfolgte natürlich jeden unsrer Schritte von drinnen. Aber ich wusste, dass weder sie noch sonst jemand rechtzeitig würde eingreifen können, falls wir in Schwierigkeiten gerieten. Rodriguez und ich waren hier draußen auf uns allein gestellt.
    Es war ein beängstigendes und erhebendes Gefühl zugleich.
    Schließlich erreichten wir den langen Steg, der sich über die Oberseite der Hülle zog.
    Rodriguez kniete sich hin und betätigte den Schalter, der das filigran wirkende Sicherungsgeländer ausfuhr, das auf ganzer Länge des metallenen Gitterrosts verlief.
    Dann befestigten wir die Leinen an der Reling, die sich hüfthoch vom Anfang bis zum Ende des Stegs erstreckte. Eine Reihe von Klampen ragte aus dem Rand des Stegs wie die Poller auf einer Rennyacht, um die man die Taue der Segel schlingt.
    »Auf dem Gipfel der Welt«, sagte Rodriguez fröhlich.
    »Ja«, sagte ich mit bebender Stimme.
    Zusammen gingen wir zur Knollennase der Hülle, wo der große Hitzeschild gesessen hatte. Ich sah die Stümpfe der Bolzen, mit denen der Schild befestigt gewesen war. Sie waren geschwärzt von den Sprengbolzen, die sie abgeschert hatten. Rodriguez bückte sich und inspizierte den Bereich um die Nase, wobei er etwas vor sich hinmurmelte wie ein Arzt, der einem Patienten bei einer Untersuchung die Brust abklopft. Dann gingen wir langsam zum hinteren Ende, wobei er die Führung übernahm. Die Leinen glitten an der Sicherheitsreling entlang.
    Ich sah es zuerst.
    »Was ist das für eine Verfärbung?«, fragte ich und wies auf die besagte Stelle.
    Rodriguez grunzte und ging dann ein paar Schritte nach hinten. »Hmm«, nuschelte er.
    »Sieht wie eine Verätzung aus, nicht?«
    Ich erinnerte mich plötzlich, dass diese Wolken aus Schwefelsäure bestanden.
    Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, sagte Rodriguez: »Die Schwefelsäure kann’s nicht sein. Sie reagiert nicht mit dem Cermet.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte ich.
    Er lachte. »Seien Sie unbesorgt. Sie greift nicht einmal das Gewebe Ihres Anzugs an.«
    Sehr beruhigend, sagte ich mir. Aber die schwarzen Flecken auf der Cermet-Haut der Gashülle waren immer noch da.
    »Kommt das vielleicht von der Eintrittshitze?«
    Ich spürte förmlich, wie er unter dem Helm nickte. »Als die erhitzte Luft über den Schild geströmt ist, muss sie das hintere Ende der Hülle angesengt haben.«
    »Die Sensoren haben hier aber keine Temperaturspitze gemeldet«, sagte ich.
    »Vielleicht war sie so gering, dass sie unterhalb des Messbereichs lag. Wenn wir den Bereich erweitern, werden wir es vielleicht sehen.«
    »Ist das ein ernsthafter Schaden?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte er. »Aber wir müssen die Hülle mit Druck beaufschlagen, um sicherzustellen, dass sie nicht leckt.«
    »Wie lang wird das dauern?«, fragte ich deprimiert.
    »Fast einen ganzen Tag«, sagte er nach reiflicher Überlegung.
    »Wieder ein verlorener Tag.«
    »Sorgen wegen Fuchs?«, fragte er.
    »Ja, natürlich.«
    »Er wird wahrscheinlich selbst Probleme haben – he!«
    Das Sicherheitsgeländer neben Rodriguez brach plötzlich weg. Ein ganzer Abschnitt verschwand im

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