Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
Kilometern haben«, sagte Marguerite. »Er wirkt neu«, sagte ich.
    »Meinst du? Ruf mal das Kartenprogramm auf und überprüfe es.«
    Ich tat wie geheißen, und der Wandbildschirm zeigte denselben Krater auf der Radarkarte.
    »Dort unten findet kaum Erosion statt«, erinnerte ich mich. »Dieser Krater wird noch in hundert Millionen Jahren wie neu aussehen.«
    Marguerite blickte skeptisch. »Bei der Hitze und der ätzenden Atmosphäre?«
    »Es findet zwar eine chemische Verwitterung des Gesteins statt, aber sie läuft sehr langsam ab«, erklärte ich ihr. »Und die Temperatur ist konstant. Es gibt keinen Heiß-Kalt-Zyklus, durch den das Gestein sich abwechselnd ausdehnt und schrumpft. Dadurch findet auf der Erde nämlich Erosion statt, dadurch und durch Wasser. Auf der Venus geschieht das nicht.«
    Sie nickte und fragte: »Nehmen die Teleskope das auch alles auf?«
    Zum zehnten Mal kontrollierte ich die Instrumente und den Computer, der die Sensoren überwachte. Sie alle mühten sich redlich und zeichneten jedes Bit und Byte an Daten auf: Optische, Infrarot, gravimetrische, und es lief sogar das Neutronenstreuungs-Spektrometer, obwohl wir noch viel zu hoch über dem Boden waren, um irgendetwas zu erkennen. Wir blieben dort für Stunden und sahen die Landschaft sich unter unseren Augen entfalten. Als die Lucifer über den Terminator driftete und in die Nachtseite der Venus eintauchte, vermochten wir den Boden immer noch gut zu erkennen. Er glühte rot.
    »Ich habe den Eindruck, einen Blick in die Hölle zu werfen«, murmelte ich.
    »Nur dass es dort unten keine verdammten Seelen gibt«, sagte Marguerite leise .
    »Es gibt doch welche«, hörte ich mich antworten. »Wir sind die verdammten Seelen.
    Wir können von Glück sagen, wenn wir hier heil wieder rauskommen. Um uns zu retten, müsste schon ein Wunder geschehen.«
    Wir blieben fast genau für acht Stunden im Beobachtungszentrum. Als die Zeit fast abgelaufen war, ertönte die computergenerierte Plärrstimme des Schiffs-Interkoms:
    ›DIE GESAMTE BELEGSCHAFT DER DRITTEN SCHICHT MELDET SICH IN FÜNFZEHN MINUTEN AUF STATION.‹
    Ich spürte, das ich einen Heißhunger hatte. Trotzdem wandten Marguerite und ich uns nur zögerlich von diesen Sichtfenstern ab, als ob wir befürchteten, etwas zu verpassen.
    Obwohl wir wussten, dass es dort unten nichts zu sehen gab außer weiterem hitzedurchglühtem Gestein.
    Bis auf eins – das Wrack eines Raumschiffs.
    Wir waren noch zu hoch, um das Wrack der Phosphoros mit bloßem Auge zu erkennen, aber ich hoffte, die Teleskope und die elektronischen Verstärker würden sie orten.
    Dann wurde ich mir bewusst, dass wir vielleicht auch auf die Überreste der Hesperos stießen. Möglicherweise wartete sogar der tote Rodriguez im Raumanzug irgendwo zwischen diesen glühenden Felsen auf uns.
    Wir setzten uns zu einem Imbiss in die Kombüse, und dann ging ich zur Brücke. Vorher brachte ich Marguerite noch zu ihrem Quartier.
    »Ich hege noch immer die Hoffnung, in dieser Höhe etwas biologisch Interessantes zu finden«, sagte sie zu mir, »obwohl ich bezweifle, dass irgendetwas in einer solchen Hitze zu überleben vermag.«
    Ich musste grinsen. »Deine letzte biologische Entdeckung hätte uns fast das Genick gebrochen.«
    Sie fand das nicht witzig. Ihre Miene verdüsterte sich, und ich hätte mich selbst dafür ohrfeigen können, weil ich sie wieder an den Tod ihrer Mutter erinnert hatte.
    Fuchs war nicht auf der Brücke, als ich mich zum Dienst meldete, aber er tauchte wenig später mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf. Ich fragte mich, wie er sich seine kalkulierte Demonstration von Gewalt vorstellte. Ich erinnerte mich daran, wie er mich zusammengeschlagen hatte und fragte mich, ob die Gewalt, von der er gesprochen hatte, die gleiche ›Qualität‹ hätte.
    Im ganzen Verlauf der achtstündigen Schicht herrschte eine gespannte Ruhe auf der Brücke. Die Lucifer ging immer tiefer, während wir um die Nachtseite des Planeten flogen und die Oberfläche unter uns mit allen Messinstrumenten, einschließlich des Radars abtasteten. Wir kannten Alex’ letzte gemeldete Position; er hatte gerade den Äquator überquert, als die Boje die Übertragung abgebrochen hatte. In der letzten Sendung hatte er gemeldet, dass das Schiff auseinanderbrach und die Besatzung in die Rettungskapsel überwechselte. Wir vermuteten, dass er irgendwo nahe des Äquators runtergegangen sein musste oder zumindest in der unmittelbaren Umgebung, so dass unsre Sensoren

Weitere Kostenlose Bücher