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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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abgeleistet hatte und er kein Recht hatte, mir eine Doppelschicht aufzubrummen. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass er der Kapitän und in dieser Eigenschaft die höchste Instanz war.
    »Jawohl, Sir«, sagte ich und erhob mich.
    Marguerite stand auch auf. »Ich komme mit dir«, sagte sie. »Ich möchte diesen Moment um nichts in der Welt verpassen.«
    Der Blick aus dem Sichtfenster enthüllte nach wie vor nur gelblich-graue Wolken. Fuchs’ sogenanntes Beobachtungszentrum war kaum mehr als eine Anordnung von Messgeräten, die um ein paar dicke Sichtfenster gruppiert waren. Die Fenster selbst waren geschlossen gewesen, als Marguerite und ich zum ersten mal hierher gekommen waren. Hitzeschilde natürlich. Ich hatte ein paar Minuten gebraucht, um herauszufinden, wie man sie öffnet.
    »Es ist warm hier oben«, sagte Marguerite. Ihr Gesicht war von einem glitzernden Schweißfilm überzogen.
    »Nicht nur hier«, erwiderte ich. »Je tiefer wir kommen, desto heißer wird es.«
    Sie berührte das Sichtfenster mit den Fingerspitzen und zog sie schnell zurück.
    »Heiß, was?«, fragte ich unnötigerweise. »Man kann aber auch kein Kühlmittel durch die Fenster leiten; das würde ihre Transparenz zerstören.«
    Auf dem Computerterminal, das in die Wand unterhalb der Sichtfenster integriert war, rief ich eine Prinzipskizze der Kühlsysteme des Schiffs auf. Das Kühlmittel wurde durch die Hülle gepumpt und zur Wiederaufbereitung zu den Wärmeaustauschern zurückgeführt. Die Wärmeaustauscher speisten die gesammelte erhitzte Flüssigkeit dann in die Triebwerke ein, die den Flug kontrollierten.
    Die Hitze der Venus unterstützte also die Steuertriebwerke der Lucifer. Das gleiche System hatten wir natürlich auch in der Hesperos eingebaut. Es kühlte nicht nur das Schiff, sondern kam auch den Triebwerken zugute.
    Unterdessen wurde es immer wärmer. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Der Overall klebte mir am Leib.
    Marguerite stieß ein nervöses Lachen aus. »Wenigstens ist es eine trockene Hitze. Die Luftfeuchtigkeit draußen muss bei Null liegen.«
    Ich warf einen Blick auf die Sensoranzeigen. Die Lufttemperatur auf der an deren Seite der Sichtfenster hatte den Siedepunkt längst überschritten. Und wir waren noch immer mehr als dreißig Kilometer über der Oberfläche. Der Wasserdampf in der Atmosphäre war nicht mehr messbar. Nach menschlichem Ermessen herrschte dort draußen eine Luftfeuchtigkeit von Null.
    »Er sagte, dass wir bald die Wolken verlassen würden«, murmelte Marguerite und starrte nach draußen in den allgegenwärtigen gelbgrauen Dunst.
    »Ja, aber wir wissen nicht, wie ...«
    »Hast du das gesehen?«, rief Marguerite.
    Für einen Sekundenbruchteil hatten die Wolken sich soweit gelichtet, um einen Blick auf etwas zu erhaschen, das wie fester Boden tief unter uns aussah. Doch dann zog die Wolkendecke sich wieder zu.
    »Wir müssen kurz davor sein«, sagte ich.
    Dann rissen die Wolken auf, und wir tauchten unter sie. Marguerite und ich schauten auf die ferne Landschaft aus ödem Gestein. Es war ein desolater Anblick, nichts außer hartem steinigem Grund, soweit das Auge reichte – nackter Fels mit grauen Schattierungen und schwachen Maserungen hier und leichteres Material dort, das an Speckstein oder Bimsstein erinnerte.
    »Wir sind die ersten Menschen, die einen Blick auf die Oberfläche der Venus werfen«, sagte Marguerite atemlos und mit leiser Stimme.
    »Es gibt Radarbilder«, sagte ich. »Und Fotos von Sonden...«
    »Aber wir sind die ersten, die es mit eigenen Augen sehen«, sagte sie.
    Ich musste ihr Recht geben.
    »Funktionieren alle Instrumente?«, fragte sie.
    Ich überflog die Anzeigen. »Zeichnen alle auf.«
    Sie starrte auf die Szene der Verwüstung, als hätte sie den Blick nicht davon abzuwenden vermocht. Der Boden dort unten wirkte heiß, seit Äonen gebacken, von Temperaturen ausgeglüht, die heißer waren als jeder Ofen.
    »Wir wechseln bald in die Nachtseite«, sagte Marguerite mehr zu sich selbst als zu mir.
    Ich erkannte geologische Formationen an der Oberfläche. Ich sah eine Reihe von Kuppen und die Rillen einer druckverformten Region. Am Horizont schienen Berge aufzuragen, obwohl es sich dabei vielleicht nur um ein Trugbild handelte, das durch die dichte Atmosphäre hervorgerufen wurde. Als ob ich versucht hätte, Unterwasserformationen zu identifizieren.
    »Schau!«, sagte ich und deutete auf die besagte Stelle. »Ein Krater.«
    »Er muss einen Durchmesser von fünfzig

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