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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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das Wrack aufspürten, wenn wir den Äquator der Venus abflogen.
    Der Mann an der Lebenserhaltungskonsole war einer der Rädelsführer der Verschwörung, die wir in der Besatzungsunterkunft gesehen hatten – ein stattlicher Asiate namens Bahadur. Er war einen ganzen Kopf größer als ich, mit breiten Schultern und muskelbepackten Armen. Er hatte eine Glatze und einen dichten schwarzen Bart. Die Haut hatte eine gelbliche, fast ungesunde Färbung, und die Augen verrieten, dass er etwas im Schilde führte.
    Fuchs sprach kaum ein Wort mit uns während der Schicht. Doch nachdem die nächste Schicht uns abgelöst hatte, trat er hinter uns in den Gang.
    »Humphries«, rief er, »folgen Sie mir. Sie auch, Balladur«, fügte er als Nachsatz hinzu.
    Er führte uns zur Krankenstation und sagte Bahadur, er solle sich neben den Tisch stellen. Weil in der beengten Station nicht genug Platz für uns drei war, blieb ich auf dem Gang an der Luke stehen.
    »Bahadur, Sie machen mir einen unzufriedenen Eindruck«, sagte Fuchs in Englisch.
    »Ich, Captain?« Die Stimme des Manns war leise und tief, fast ein Bass. Ich war überrascht, dass er überhaupt Englisch sprach, doch dann erinnerte ich mich daran, dass Englisch die Standardsprache unter Raumschiffsbesatzungen war.
    »Ja, Sie. Irgendwelche Beschwerden? Irgendwelche Probleme, über die Sie mit mir sprechen wollen?«
    Bahadur blinzelte ein paarmal. Offensichtlich jagten sich bei ihm die Gedanken. »Ich verstehe nicht, Captain«, sagte er schließlich.
    Fuchs stemmte die Fäuste in die Hüften und wechselte dann in die asiatische Sprache, der er sich auf der Brücke bedient hatte. Er musste die Frage wiederholt haben.
    Bahadur schwenkte den Kopf langsam von einer Seite zur andern. »Nein, Sir«, sagte er in Englisch. »Ich habe keine Probleme, die ich mit Ihnen besprechen müsste.«
    Fuchs ließ sich diese Antwort für ein paar Momente durch den Kopf gehen. »Gut. Das freut mich«, sagte er dann.
    »Kann ich jetzt gehen, Captain?«
    Fuchs war nur eine Handbreit von ihm entfernt, so dass Bahadur an den Tisch stieß.
    »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?« fragte Fuchs unverhohlen höhnisch. »Ich möchte nämlich nicht, dass ein Mitglied meiner Besatzung unzufrieden ist.«
    Bahadur runzelte die Stirn, dass die Brauen eine durchgezogene Linie bildeten. »Ich bin zufrieden, Captain«, sagte er dann.
    »Das ist fein. Und der Rest der Besatzung? Sind die Leute auch alle zufrieden?«
    »Ja, Captain. Zufrieden.«
    »Gut. Dann richten Sie ihnen von mir aus, dass ich sehr unglücklich darüber wäre, sie ängstlich wie einen Haufen verschreckter Kaninchen zu sehen.«
    Bahadur schwankte nach hinten, als ob er einen Schlag ins Gesicht bekommen hätte.
    »Rufen Sie ihnen in Erinnerung, dass ich jedem Einzelnen von euch erklärt habe, dass dies eine gefährliche Mission würde. Erinnern Sie sich noch?«
    »Jawohl, Captain«, sagte Bahadur langsam. »Sie sagten, es würde Gefahren geben.«
    »Und eine große Belohnung zum Schluss. Erinnern Sie sich auch daran?«
    »Eine große Belohnung. Jawohl, Captain.«
    »Gut«, sagte Fuchs mit falscher Jovialität. »Erinnern Sie die Besatzung auch daran.
    Gefahren – aber hinterher eine große Belohnung.«
    »Das werde ich tun, Captain .«
    »Ja.« Fuchs’ Gesichtsausdruck wurde eisenhart. »Und sagen Sie ihnen auch, ich will nicht, dass meine Besatzung heult und jammert wie ein Haufen alter Weiber. Sagen Sie ihnen das.«
    Bahadurs Glatze wackelte wie der Kopf einer Marionette. Fuchs machte ihm Platz, und der Mann schob sich an ihm vorbei durch die Luke und rannte davon wie ein Schuljunge, der vorm Zorn des Rektors flüchtet.
    Ich wandte den Blick vom enteilenden Besatzungsmitglied ab und richtete ihn auf Fuchs, der noch immer mit in die Hüften gestemmten Fäusten dastand. Dann war das also die kalkulierte Gewaltanwendung des Kapitäns gewesen. Er hatte den Mann zur Minna gemacht.
    »Überrascht?«, fragte Fuchs spöttisch ob der Ehrfurcht, die mir ins Gesicht geschrieben stehen musste. »Was hatten Sie denn erwartet? Dass ich ihn zu Brei schlage?«

SPIONIEREN
     
    Ich muss gestehen, dass ich genau diese Reaktion von Fuchs erwartet hatte: Dass er gegenüber dem Besatzungsmitglied im gleichen Gewaltausbruch explodierte, wie es bei unserer ersten Begegnung der Fall gewesen war.
    Aber dazu war er viel zu schlau. Er hatte den massigen Mongolen mit moralischer Überlegenheit und beißendem Spott eingeschüchtert. Dennoch fragte ich mich, ob das auf

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