Planeten 05 - Saturn
sollten.«
»Aber…«
»Es ist seine Party. Ich kann nichts für Sie tun.«
Wilmots Abbildung verschwand plötzlich. Cardenas starrte mit offenem Mund in die Luft. »Er hat einfach aufgelegt!«
»Ich schätze, du wirst Eberly anrufen müssen«, sagte Gaeta.
Wutentbrannt wies Cardenas das Telefon an, eine Verbindung zu Eberly herzustellen. Stattdessen erschien Morgenthaus Konterfei.
»Dr. Eberly ist damit beschäftigt, seine Ansprache für die heute Abend stattfindende Versammlung vorzubereiten«, sagte sie aalglatt. »Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?«
»Sie können die Sicherheitsleute zurückrufen, die an meinem Labor postiert wurden, und mich wieder an die Arbeit gehen lassen«, blaffte Cardenas. »Und zwar sofort.«
»Das wird sich leider nicht machen lassen«, sagte Morgenthau ungerührt. »Wir werden mit einer gefährlichen Situation konfrontiert. Es gibt eine Flüchtige, und wir haben Grund zu der Annahme, dass sie vielleicht in Ihr Labor einbricht und Nanobots freisetzt, die alle Bewohner des Habitats gefährden könnten.«
»Eine Flüchtige? Sie meinen wohl Holly?«
»Sie ist psychotisch. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie einen Menschen umgebracht hat. Und wir wissen, dass sie Oberst Kananga angegriffen hat.«
»Holly? Sie soll jemanden angegriffen haben?«
»Holly ist doch noch nie gewalttätig geworden«, sagte Gaeta.
»Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
Morgenthaus Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an.
»Anscheinend hat Miss Lane aus irgendeinem Grund ihr Medikament abgesetzt. Sie ist in einem labilen Zustand. Ich kann Ihnen ihr Dossier schicken, wenn Sie einen Beweis für ihre Verfassung brauchen.«
»Tun Sie das«, sagte Cardenas schroff.
»Das werde ich.«
»Aber ich weiß immer noch nicht, was das nun mit meinem Labor zu tun hat«, sagte Cardenas.
Morgenthau seufzte wie eine Lehrerin, die sich mit einem zurückgebliebenen Kind abmüht. »Wir wissen, dass sie ein gutes Verhältnis zu Ihnen hatte, Dr. Cardenas. Wir dürfen aber nicht das Risiko eingehen, dass sie in Ihr Labor gelangt und gefährliche Nanobots freisetzt. Das würde…«
»Es gibt überhaupt keine gefährlichen Nanobots in meinem Labor!« Cardenas explodierte förmlich. »Und selbst wenn es welche gäbe, müsste man sie nur mit ultraviolettem Licht bestrahlen, und schon wären sie deaktiviert.«
»Ich weiß wohl, dass das für Sie so einfach ist«, sagte Morgenthau geduldig. »Doch für den Rest von uns stellen Nano-Maschinen eine gefährliche Bedrohung dar, die alles Leben in diesem Habitat auslöschen könnten. Folglich müssen wir äußerst vorsichtig im Umgang mit ihnen sein.«
Cardenas kochte vor Wut. »Aber begreifen Sie denn nicht, dass …«, hob sie an.
»Es tut mir Leid«, sagte Morgenthau ungerührt. »Das Thema ist erledigt. Ihr Labor bleibt solange geschlossen, bis Holly Lane in Gewahrsam ist.«
Drei Tage, sechs Stunden und 17 Minuten bis zur Ankunft
Gaeta sah, dass Cardenas außer sich war vor Zorn. Sogar Tavalera, der normalerweise einen passiven und düsteren Eindruck machte, schaute finster auf die Stelle, wo Morgenthaus Abbildung sich befunden hatte.
»Holly ist nicht verrückt«, murmelte Tavalera.
»Ich glaube das auch nicht«, sagte Cardenas.
»Morgenthau glaubt es aber«, sagte Gaeta dezidiert. »Und Eberly und wohl auch der Rest der Führungsriege.«
Cardenas schüttelte zornig den Kopf. »Und Wilmot rührt keinen Finger in dieser Sache.«
»Die Sache ist ernst, Kris«, sagte Gaeta. »Holly soll angeblich jemanden umgebracht haben.«
»Wen denn?«, fragte Tavalera.
»Die einzige Person, die kürzlich gestorben ist, war Diego Romero«, sagte Cardenas auf dem Weg in die Küche. »Er ist ertrunken.«
»Und Holly soll das getan haben?«, sagte Tavalera.
Cardenas antwortete nicht. Sie ging um die Arbeitsplatte der Küche und holte Päckchen aus dem Gefrierschrank.
Gaeta sah, dass die Nachrichtenlampe des Telefons auf ihrem Schreibtisch blinkte. »Ein Anruf für dich, Kris.«
»Würdest du ihn bitte für mich entgegennehmen?«
Es war Hollys Dossier. Es wurde an die Wand des Wohnzimmers projiziert, und die drei studierten es.
»Sie hat eine bipolare Depression und ist manisch depressiv«, sagte Gaeta.
»Aber das bedeutet noch lang nicht, dass sie gewalttätig ist«, sagte Cardenas.
Tavalera schaute säuerlich. »Das glaube ich nicht. Das sieht ihr gar nicht ähnlich.«
Cardenas schaute ihn für einen Moment an und sagte dann:
»Ich glaube es
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