Planeten 05 - Saturn
und gar nichts zu tun«, sagte er.
»Wenn Sie sie finden«, sagte Cardenas, »dann bringen Sie sie hierher. Wir werden für ihre Sicherheit sorgen, bis die ganze Sache sich aufgeklärt hat.«
»Ja, gut.«
Nachdem Tavalera gegangen war, hatten Cardenas und Gaeta nichts weiter zu tun. Also schauten sie die Nachrichten, die zeigten, wie die Menge auf dem Versammlungsplatz am See immer größer wurde. Die Rednertribüne war noch leer, doch dafür paradierten ein paar kleine Bands durch die Menschenmenge, um die Leute mit ihrem Sound in Stimmung zu bringen. Sie stellte fest, dass viele leere Stühle im Gras verteilt waren.
»Wir werden keine Schwierigkeiten haben, einen Platz zu finden«, murmelte Cardenas.
Gaeta erhob sich aus dem Armstuhl und setzte sich neben Cardenas auf das Sofa. Sie schauten sich auf Tuchfühlung das Video an. Trotz ihrer Verliebtheit sagte Cardenas sich, dass Gaeta in einer, spätestens in zwei Wochen seine Sachen packen und sich anschicken würde, das Habitat zu verlassen. Sein Ionentriebwerks-Schiff war bestimmt schon auf dem Weg hierher, sagte sie sich. Soll ich mit ihm gehen? Würde er das überhaupt wollen?
Das Telefon klingelte. Cardenas rief die Botschaft auf den Monitor auf. Es war das Dossier von Susan Lane aus den Akten des Hauptquartiers der Neuen Moralität in Atlanta.
»Sie haben die falsche Lane erwischt«, sagte Gaeta.
Doch dann erschien das unverkennbare Konterfei von Holly.
»Sie muss ihren Namen geändert haben«, sagte Cardenas.
»Ist das etwa ein Zeichen für Instabilität?«
Sie lasen das Dossier durch und ließen jedes Wort und jede Statistik auf sich wirken.
»Geistige und emotionale Probleme werden aber nicht erwähnt«, sagte Gaeta.
»Auch keine Medikation.«
»Die Hundesöhne haben ihr Dossier gefälscht. Sie wollen sie verladen.«
Cardenas speicherte die gesamte Datei in ihrem Palmtop ab.
Dann sprang sie auf.
»Wir werden zur Versammlung gehen und Eberly damit konfrontieren«, sagte sie.
»In Ordnung«, sagte Gaeta.
Als er jedoch die Eingangstür aufschob, standen vier stämmige Männer und Frauen in den pechschwarzen Gewändern des Sicherheitsdienstes im Gang. Sie hatten kurze schwarze Knüppel am Koppelgürtel hängen.
»Oberst Kananga möchte mit Ihnen sprechen«, sagte eine der Frauen, die die Anführerin zu sein schien. »Nach der Versammlung. Er bittet Sie hier zu bleiben, bis er zu Ihnen kommt.«
Wortlos schob Cardenas die Tür zu und ging zum Sofa zurück.
»Sie müssen über alles Bescheid wissen«, sagte Gaeta.
»Sie haben das Apartment verwanzt«, sagte Cardenas und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. »Sie hören jedes Wort, das wir sagen. Und sie wissen jetzt auch über Hollys Dossier aus Atlanta Bescheid.«
»Dann wissen sie auch, dass Tavalera in den Tunnels nach ihr sucht«, sagte Gaeta mit einem Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht.
Die letzte Wahlkampfveranstaltung
Inmitten der sie umschwärmenden Leute war ein Gespräch kaum möglich. Eberly und Morgenthau gingen nebeneinander den Pfad entlang, der zum Veranstaltungsort am See führte.
Vyborg war dicht hinter ihnen, und Kananga und zwei seiner kräftigsten Männer gingen voran und bahnten ihnen einen Weg durch die dichte Menschenmenge, die den Pfad säumte.
Die Leute riefen, lächelten und versuchten Eberly die Hand zu schütteln, ihn zu berühren und ein Lächeln von ihm zu erhaschen.
Er hätte ihnen gern die Hände geschüttelt, ihnen ein Lächeln geschenkt und sich in ihrer Verehrung gesonnt. Stattdessen ignorierte er sie, während er mit Morgenthau sprach.
»Sie ist in den Tunnels?«, rief er übers Stimmengewirr der Menge.
Morgenthau nickte und schnaufte, obwohl sie in der Menge kaum schneller als im Schneckentempo vorankamen.
»Cardenas' Assistent sucht in den Tunnels nach ihr«, schrie sie Eberly ins Ohr.
»Ich hoffe nur, dass er mehr Erfolg hat als Kanangas Affen.«
»Was?«
»Nichts«, sagte er lauter. »Schon gut.«
»Wir haben Cardenas und den Stuntman unter Hausarrest gestellt. Sie haben Hollys ursprüngliches Dossier.«
Das ließ bei Eberly die Alarmglocken schrillen. »Wie sind sie denn daran gekommen?«
»Sie haben es aus Atlanta. Die Neue Moralität hat anscheinend über jeden an Bord des Habitats ein Dossier angelegt.«
»Ich hätte diese Datei auch frisieren sollen«, sagte Eberly und rang frustriert die Hände.
»Dafür ist es nun zu spät.«
»Die Sache läuft allmählich aus dem Ruder. Wir können Gaeta und Cardenas nicht einsperren. Ich
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