Planeten 05 - Saturn
der Kondensator doch noch etwas Power, sagte er sich und betätigte den Abzug.
Es geschah alles so plötzlich, dass er keine Chance hatte, es zu verhindern. Der Laser feuerte eine Salve von Pikosekunden-Pulsen. Dann hatte Tavalera die Klinke in der Hand und verlor das Gleichgewicht. Er taumelte und ließ den Laser los. Der wirbelte zum Ende der Leine, wurde abrupt abgebremst und schnellte wieder zu Tavalera zurück.
Dabei wurde noch eine Salve von Pulsen abgefeuert, die ihn ins Bein trafen.
Er schrie schmerzerfüllt auf. Der Brennstofftank riss sich von der Graham los und driftete ab in den Raum.
»Verdammt! Er entfernt sich von uns!«, rief der Boss der Habitat-Besatzung.
»Ich kann ihn nicht stoppen«, schrie der Skipper zurück.
Tavalera war das egal. Der Schmerz, der ihm durchs Bein schoss, war so stark, dass er fast die Besinnung verlor. Er wusste, dass er sterben würde ‒ die Frage war nur, ob er eher verbluten oder ersticken würde, während die Luft aus dem Anzug entwich.
Rettung
Gaeta hatte nichts anderes zu tun, als in der Luftschleuse zu stehen und darauf zu warten, dass Fritz ihn übers Ende des Tests informierte. Also tippte er auf die Tastatur am Ärmel des Anzugs, um den Gesprächen der Crew zu lauschen, die die Brennstofftanks am Habitat anflanschte.
Offenbar gab es Probleme mit dem dritten Tank ‒ er war noch immer draußen beim Transportschiff, und jemand machte sich mit einem Laser-Schweißbrenner daran zu schaffen.
»…verdammter Idiot«, hörte er die keifende Stimme einer Frau, »…wie, zum Teufel, hast du nur den Anzug beschädigt?«
»Ich brauche Hilfe!« ertönte eine ängstliche Stimme. »Ich blute.«
Bluten?, fragte Gaeta sich. Beschädigter Anzug?
Dann sagte eine dritte ‒ männliche ‒ Stimme ebenso verärgert wie besorgt: »Der Tank ist vom Kurs abgekommen!
Wir kommen nicht an ihn ran!«
»Ich kann auch nichts machen«, jammerte die Frau. »Er hat es vermasselt.«
»Helft mir«, rief die Stimme des Verwundeten.
»Wir können dich nicht erreichen, verdammt!«, belferte der Mann. »Du driftest in Gegenrichtung ab und bist fast schon außerhalb unserer Reichweite.«
»Ich sterbe…«
»Das hast du deiner eigenen Dummheit zu verdanken«, kreischte die Frau.
Gaeta schaltete wieder auf die Interkom-Frequenz um und sprach ins Helmmikrofon: »Schalte alle Kameras an, Fritz.«
»Was? Was hast du denn vor?«
»Schalte die Kameras an,, verdammt!«, blaffte Gaeta und stürzte sich aus der Luftschleuse. Das ist ein Job für Superman, sagte er sich.
Die Triebwerke des Anzugs zündeten schon beim ersten Versuch, und Gaeta sah, dass er in der Grabesstille des leeren Raumes auf den vagabundierenden Brennstofftank zuflog.
Doch im Helmlautsprecher herrschte alles andere als Stille.
»Komm zurück!«, schrie Fritz. »Du kannst…«
Gaeta wechselte einfach von der Interkom-Frequenz zur hektischen Kommunikation der anderen.
»…können, verdammt noch mal, nichts machen«, sagte der Chef der Besatzung.
»Er wird dort draußen umkommen!«, sagte die verzweifelte Frau.
Der Verwundete selbst meldete sich nicht mehr.
»Dranbleiben«, sagte Gaeta ins Mikrofon. »Ich werde ihn zurückholen.«
»Wer, zum Teufel, ist das denn?«
»Manuel Gaeta«, stellte er sich vor. »Ich bin zu dem Verletzten unterwegs. Seht ihr mich?«
»Ja!«, sagten der Besatzungs-Chef und die Frau im Chor.
Der Brennstofftank wurde größer. Mein Gott, was für ein Brocken, sagte Gaeta sich. Trotz allem musste er lachen.
Huevos tremendos.
»Wie ist sein Name?«, fragte Gaeta, während er auf den Brennstofftank zuflog.
»Was?«
»Wer hat das gefragt?«
»Der Name der verletzten Person. Wie ist ihr Name?«
»Tavalera«, erwiderte die Frau. »Raoul Tavalera.«
Ein Chicano, sagte Gaeta sich. »He, Raoul, habla Espanol?«, rief er.
Keine Antwort.
»Raoul!«, schrie Gaeta. »Raoul Tavalera! Wo bist du? Bist du in Ordnung?«
»Ich bin… hier.« Die Stimme klang sehr schwach. »Aber nicht mehr lange.«
»Halte durch, Mann«, sagte Gaeta. Der Brennstofftank füllte bereits den größten Teil des Blickfelds aus und raste wie eine riesige runde Metall-Welt auf ihn zu. »Dein Anzug hat sich wahrscheinlich selbst abgedichtet und auch die Blutung gestillt.«
Nichts.
»Wo bist du verletzt, Mann?«, fragte Gaeta, während er den Anflug verzögerte und sich für die Landung auf der riesigen Kugel vorbereitete.
»Am Bein…«
»Ach, das ist nicht so schlimm. Du kommst schon wieder in Ordnung.«
»He,
Weitere Kostenlose Bücher