Planeten 05 - Saturn
Gajetta oder wie auch immer du heißt«, unterbrach der Chef der Besatzung ihn. »Ich hole meine Leute rein, um den Sauerstoffvorrat zu ergänzen und schicke dann noch ein paar Gleiter raus, um den Tank abzufangen.«
»Was ist mit Tavalera?«, fragte die Frau unwirsch.
Gaeta driftete um die Wölbung des Tanks und hielt nach dem Verletzten Ausschau. »Ich sehe ihn«, rief er. »Ich werde mich um ihn kümmern.«
Tavalera trieb, von der Leine gehalten, ein paar Meter über der Oberfläche des Tanks. Gaeta sah, dass sein linkes Bein von drei kleinen Brandlöchern perforiert war.
Sonst schien der Hartschalenanzug unbeschädigt; die Sicherheits-Manschette musste das Bein wie vorgesehen abgedichtet haben.
Gaeta löste Tavaleras Leine und hängte sie in seinen Panzeranzug ein. Dann machte er sich mit dem verletzten Astronauten in den Armen auf dem Rückweg zur Luftschleuse des Habitats.
»Hörst du mich, Mann?«, fragte er Tavalera und klopfte ihm auf den Kugelhelm.
Tavalera schlug die Augen auf. »Wer, zum Teufel, bist du?«, fragte er benommen.
Gaeta grinste. »Dein Schutzengel, Mann. Ich bin dein verdammter Schutzengel.«
Holly beobachtete die ganze Aktion auf Fritz' tragbarem Monitor. Sie verfolgte mit den anderen Technikern, wie Gaeta mit dem schlaffen Astronauten in den mächtigen Armen des Panzeranzugs zur Luftschleuse zurückkehrte.
Er hat ihn gerettet, sagte Holly sich mit klopfendem Herzen.
Er hat diesem Mann das Leben gerettet.
Während die Techniker die Luftschleuse mit Luft füllten, lief Holly zum Wandtelefon an der Innenluke und rief einen Rettungssanitäter. Selbst auf dem handtellergroßen Display des Telefons war das Erstaunen im Gesicht des Sanitäters deutlich zu erkennen, aber er versprach, in weniger als fünf Minuten ein Team zur Luftschleuse zu schicken.
Die innere Luke öffnete sich mit einem Seufzen, und Gaeta ging hindurch, den verletzten Astronauten im Arm.
»Hast du alles aufgenommen?«, fragte Gaeta, wobei seine Stimme vom Anzug zu einem Dröhnen verstärkt wurde.
»Waren die Kameras alle an?«
»Ja, ja«, sagte Fritz. Er klang ungehalten. »Du wirst schon auf allen Nachrichtenkanälen erscheinen, nur keine Sorge.«
Drei Sanitäter in weißen Overalls kamen durch den Gang zur Luftschleuse geeilt, gefolgt von einer selbst fahrenden Trage und einer Art Rettungswagen. Sie zogen dem Verletzten schnell den Helm aus, klatschten ihm eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht, schälten ihn aus dem Anzug und stachen ihm eine Kanüle in den Arm. Dann transportierten sie ihn zur Krankenstation im Dorf ab. Holly wandte sich an Gaeta, der noch immer im massiven Anzug steckte.
»Du hast ihm das Leben gerettet«, sagte sie und schaute zu ihm auf. Sie vermochte sein Gesicht durchs stark getönte Visier kaum zu erkennen.
»Er hat für eine schöne Publicity gesorgt«, sagte Fritz mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.
»Er hat sein Leben riskiert, um einen Menschen in Not zu retten«, entgegnete Holly.
»Ja, er hat sein Leben riskiert«, sagte Fritz mit einem beinahe empörten Schnaufen. »Und er hat auch den Anzug riskiert, der 'zig Millionen wert ist.« Er schaute zu Gaeta auf und fügte hinzu: »Einen Draufgänger finden wir immer wieder; den Anzug zu ersetzen wäre aber nicht so leicht. Oder so billig.«
Gaeta lachte; es klang wie Donner, der von den Metallwänden des Korridors widerhallte. »Komm schon, Fritz, gehen wir in die Werkstatt, damit ich endlich aus dieser Blechbüchse rauskomme.«
Holly ging neben Gaeta her, die Tupperdose mit dem Chili in der Hand. Es war inzwischen eiskalt. Gaeta stapfte durch den Gang wie ein martialischer Roboter in einem schlechten Video, auf der anderen Seite flankiert von Fritz. Die Techniker liefen hinterher.
Schließlich erreichten sie die Werkstatt, und die Techniker öffneten die Luke im Rücken des Anzugs. Gaeta kroch heraus, richtete sich auf und streckte befreit die Arme über den Kopf.
Holly hörte Wirbel knacken.
»Verdammt, tut das gut«, sagte er lächelnd.
Sie trat näher an ihn heran und sah, dass seine Kleidung völlig durchgeschwitzt war. Er roch wie alte Käsesocken.
Gaeta sah ihren Gesichtsausdruck. »Ich sollte wohl erst mal duschen, was?«
Fritz grollte ihm noch immer. »Ein Weltraumspaziergang war nicht eingeplant. Du hättest das nicht tun dürfen. Was, wenn die Antriebseinheit versagt hätte? Sie war noch nicht für die Flugzulassung getestet.«
Gaeta grinste ihn an. »Fritz, jetzt ist sie getestet. Es hat alles bestens
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