Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
»Und wie sieht’s mit der Gasmine aus?«
»Sämtliche Teile sind fertiggestellt«, erklärte Granadica. »Ich habe meine Fertigungspläne umgestellt und Baubots produziert. Die fangen gerade mit dem Einbau der Hauptprozessoren und dem Weben der Rohre an.«
»Okay.« Tyler nickte. »Das ist der nächste Punkt auf der Tagesordnung.«
»Also, es gibt eine erfrischende Veränderung in der interstellaren Lage«, sagte der Außenminister.
»Das klingt nach guten Nachrichten«, meinte der Präsident. »Und gute Nachrichten kann ich gebrauchen.«
Obwohl bei den bisherigen Angriffen keine KEWs auf die Erde abgeworfen worden waren, befanden sich Wirtschaft und Gesellschaft in einem desolaten Zustand. Neben der Vernichtung von Kapital und dem Zusammenbruch der internationalen Sicherheit war zu beklagen, dass ganze Bereiche des Planeten gescheiterte Staaten waren. Allein um die regelmäßige Versorgung mit Öl sicherzustellen, immer noch einem lebenswichtigen, strategischem Rohstoff – und dies trotz der technologischen Fortschritte –, wurden drei im Nahen Osten stationierte Divisionen benötigt, deren Aufgabe nicht so sehr darin bestand, gegen Terroristen zu kämpfen, sondern die vielmehr sicherstellen sollten, dass die »legitimen« Regierungen imstande waren, die Ölraffinerien am Laufen zu halten.
Die Regierung, insbesondere die Bundesstaaten, fingen gerade an, die Auswirkungen des Johannsen’s-Virus einigermaßen in den Griff zu bekommen. Frauen waren ein wesentlicher Bestandteil des amerikanischen Wirtschaftssystems, und der Präsident wünschte sich sehnlichst, dass sie das auch blieben. Das erste Mal hatte man sie im Zweiten Weltkrieg in großer Zahl in den Produktionsprozess einbezogen, das letzte Mal, dass die USA versucht hatten, auf volle Kriegsproduktion zu gehen.
Mutterschaftsurlaube hemmten gelinde gesagt die Produktivität, und der hohe Anteil von Schwangerschaften im Teenageralter beeinträchtigte die Ausbildung der Frauen erheblich. Mit einem Kind mochte eine junge Frau noch weiterhin die Schule besuchen können. Aber sobald das dritte da war, konnte sie das Thema Ausbildung weitgehend abschreiben und hatte in absehbarer Zukunft nicht die leiseste Chance, sich am Produktionsprozess zu beteiligen.
Der Kongress hatte auf diese Realität reagiert und die Steuerfreiheit für Eltern erhöht. Eine Familie mit vier Kindern und einem Einkommen bis zu 50.000 Dollar, und das entsprach etwa dem Mittelwert, zahlte praktisch null Steuern. Und das war wiederum ein schwerer Schlag für den ohnehin stark belasteten Haushalt gewesen.
Ein Lichtblick war es andererseits, dass die USA angesichts der Zerstörung zahlreicher Industrien auf der ganzen Welt und dem wachsenden Arbeitskräfteangebot infolge des Babybooms wieder zu einem industriellen Machtfaktor geworden waren. Der größte Teil der bei den Bombardements zerstörten Industrien waren überalterte Anlagen gewesen, die man nur mit erheblichem Kostenaufwand modernen Maßstäben hätte anpassen können. In den Jahrzehnten vor den Bombardements waren immer mehr Betriebe in Gegenden abgewandert, wo die Arbeitskräfte billiger und auch gefügiger waren als in den traditionellen Standorten der Vergangenheit. Und das hatte zur Folge, dass China, Japan und Europa den größten Teil ihrer Produktionskapazitäten durch das Bombardement verloren hatten, während die USA jetzt mit Kapazitäten in billigen, relativ ländlichen oder kleinstädtischen Bereichen, insbesondere im Süden, über eine funktions- und konkurrenzfähigere Produktionsbasis verfügten, als der ganze Rest der Welt zusammen genommen.
»Oh, das ist nicht gut«, sagte der Außenminister. »Ich sagte erfrischend . Wir haben tatsächlich eine Kriegserklärung bekommen.«
»Von den Horvath?« Der Präsident seufzte. »Wie viele Schiffe wollen die noch verlieren, bis sie es endlich kapieren?«
»Nicht von den Horvath, Mr. President. Von den Rangora.«
»Oh, zum Teufel«, sagte der Präsident und stützte den Kopf auf die Hände.
»Sie aktivieren ihr Verteidigungsbündnis mit den Horvath.«
»Gegen die USA?«, fragte der Präsident. »Klingt logisch. Wir sind ja die Einzigen, die kämpfen.«
Sämtliche anderen wichtigen Staaten der Welt arbeiteten an Weltraumkriegsschiffen. Aber in der komplexen Aufgabe der »Systemologie« waren die USA weitgehend deshalb absolut Meister, weil sie über all die Jahre schwere Kriegsschiffe produziert hatten. Systemologie bedeutete, dass man es schaffte, alle
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