Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
Dasher nicht sehr von seinem amerikanischen Amtskollegen.
William McMurry, ehemaliger Gouverneur von Oklahoma, war ein Veteran des zweiten Irak-Krieges und hatte Geschichte und Internationales Recht studiert. Kapitulation oder einen Kompromiss mit den Horvath in Betracht zu ziehen, kam für ihn nicht infrage. Er kannte seine Geschichte. Einschließlich die der jüngsten Vergangenheit.
»Das versuchen die ja alle.« Dasher deutete mit dem Kinn auf den französischen Präsidenten, der gerade auf seinen russischen Amtskollegen einredete.
»Glauben Sie, dass er damit weit kommen wird?«, wollte der Präsident wissen.
»Nein.« Dasher schüttelte den Kopf. »Und das aus ein paar höchst interessanten Gründen …«
»Sie haben dieselben Berichte wie ich gelesen, ja?«, sagte der Deutsche.
»Sie belauschen uns wohl, Hans?«
Hans Adler gehörte der deutschen Sicherheitspartei an, einer Mitte-Rechts-Gruppierung. Die – übrigens zahlreichen – europäischen Kritiker der DSP salutierten oft mit ausgestrecktem rechten Arm, wenn seine Partei erwähnt wurde. Die DSP hatte sich dafür ausgesprochen, aus der EU auszutreten, falls diese weiterhin eine gemeinsame Militärstreitmacht ablehnte, und hatte zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten die Militärausgaben erhöht. Großteils zulasten von Sozialausgaben im Inland, die vielen am Herzen lagen. Aus dem obligatorischen Zivildienst, der jahrzehntelang dafür gesorgt hatte, dass Wehrpflichtige in Altersheimen arbeiteten, war jetzt wieder ein obligatorischer Militärdienst geworden.
Die Franzosen machte die DSP gelinde gesagt einigermaßen nervös.
»Ich klinke mich nur in das Gespräch ein«, sagte Adler. »Sie sprechen über die Johannsen’s-Berichte?«
»Das wollte ich gerade«, erwiderte Dasher.
»Was hat Johannsen’s denn damit zu tun?«, fragte McMurry. »So wie ich das verstanden habe, haben die Glatun-Impfstoffe dafür gesorgt, dass wir gegen so etwas künftig ziemlich resistent sind.«
»Aber die Wirkung bleibt«, wandte Adler ein. »Und wächst und wächst«, fügte er finster hinzu.
»Jüngere Bevölkerungen, William«, sagte Dasher. »Kennen Sie die McDonald’s-Theorie der Kriegsführung?«
»Länder, in denen es McDonald’s gibt, führen keine Kriege.« McMurry nickte. »Diese Theorie ist aber ziemlich gründlich widerlegt worden. Mir fällt da Bosnien ein.«
»Die Wirkung hielt eine Weile an«, sagte Adler. »Man hat nur die Gründe dafür nicht richtig verstanden.«
»Als die Theorie aufkam, war die Bevölkerung in den meisten Demokratien relativ alt«, sagte Dasher. »Sie hatten ihren Baby-Boom in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Als die Theorie aufkam, war das Durchschnittsalter angestiegen.«
»Junge Gesellschaften kämpfen«, sagte McMurry. »Das haben Sie wohl mit dem Hinweis auf Johannsen’s gemeint. Ich habe den Bericht gesehen, aber er zielte in eine andere Richtung.«
»Die Franzosen hatten nicht den gleichen Geburtenboom wie viele von uns«, sagte Adler und zuckte auf höchst gallische Art die Achseln. »Nicht so viele Blondinen. Sie sind sehr pazifistisch geblieben. Und das gilt auch für Griechenland, Italien und Spanien.«
»Die Russen vermehren sich wie die Kaninchen.« McMurry grinste und rieb sich das Kinn. »Skandinavien, ganz Osteuropa. Aber nicht Japan.«
»Die Japaner haben es nicht gern, wenn ihre Städte zerstört werden«, erwiderte Dasher trocken. »Sie kapitulieren auch nicht so leicht.«
»Es lohnt sich, daran zu denken, dass Russland, Frankreich und China seit geraumer Zeit ein lockeres Bündnis geschlossen haben, um ein Gegengewicht zu Amerika zu bilden«, sagte Adler. »Russland wächst, das stimmt. Aber es wird für populäre Wünsche, sagen wir, nicht ganz so offen wie einige andere sein.«
»China scheint mitmachen zu wollen«, sagte McMurry und runzelte die Stirn.
»Wer glaubt, den Osten unter Druck setzen zu können, macht einen schweren Fehler«, sagte Dasher. »Was die Chinesen zu tun scheinen , hat nichts damit zu tun, dass sie jede Art von Wandel vermeiden wollen.«
»Irgendwie bin ich ganz froh darüber, dass die Franzosen dezidiert gegen Krieg sind«, sagte McMurry. »Wenn die sich begeistert gegeben hätten, hätte ich das für ein plumpes Täuschungsmanöver gehalten. Aber um bei der Realität zu bleiben – wir sitzen in der Klemme. Ich habe meine Wahl damit gewonnen, dass ich den Orbit gesichert, dem System Sicherheit versprochen und die Horvath in den Hintern
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