Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
»Dabei betrifft das Risiko uns doch praktisch alle. Es geht hier nicht um unsere individuellen Prioritäten, sondern um die der ganzen Welt.«
»Das ist ein schöner Gedanke«, meinte McMurry mit finsterer Miene. »Aber bis jetzt sieht es so aus, dass die Probleme der Welt wie üblich die Probleme Amerikas sind.«
»Sie sind eben ein Opfer Ihres eigenen Erfolgs.« Arjuna hob die Hand, um einer Erwiderung McMurrys zuvorzukommen. »Bitte, lassen Sie mich das erklären. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, wie es um Indien stünde, wenn es nicht so lange unter britischer Herrschaft gestanden hätte, aber das werde ich nicht tun.
Die Vereinigten Staaten waren ein großer Erfolg. Dafür gibt es natürlich viele logistische Gründe. Ihre Nation hat sich über praktisch jungfräuliches Terrain ausbreiten und so eine große Nation mit sehr guten strukturellen Bedingungen aufbauen können. Die Bedeutung des Mississippi wird weit unterschätzt, und heute nehmen Sie eine hyperdominante Position ein. Und in dieser Position der Hyperdominanz haben wir es jetzt mit einer Bedrohung nicht für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Welt zu tun.
Die Welt ist jedoch nicht bereit, im vollen Maß Beiträge zu ihrer eigenen Verteidigung zu leisten. Zunächst einmal weil die anderen Länder daran offen gestanden nicht gewöhnt sind. Die USA waren sehr lange Zeit so etwas wie der oberste Beschützer der ganzen Welt. Aber ein noch viel wichtiger Grund ist, dass einfach niemand glaubt, die Vereinigten Staaten könnten es unterlassen, uns zu schützen. So sehr sich auch die Menschen über die amerikanische Macht beklagen und dagegen protestieren und sich über unilaterale Invasionen aufregen, über Cowboys und Kriegshetzer – wenn die Zeit der Entscheidung kommt, und wir jemanden finden müssen, auf den man sich verlassen kann, dann haben alle Nationen der Welt gelernt, dass Amerika der einzige unabhängige Verteidiger, der größte Freund und der furchtbarste Feind ist.«
»Danke«, sagte McMurry ernst. »Das haben Sie sehr gut vorgetragen.«
»Ich bin Politiker.« Bhatnagar zuckte die Achseln. »Das ist unser Metier. Sie sind, wie ich schon sagte, Opfer Ihres eigenen Erfolgs. Niemand, wirklich niemand , glaubt ernsthaft, dass Amerika es unterlassen könnte, das Sonnensystem zu verteidigen. Ihre potenziellen Feinde«, der Premierminister sah zu der Gruppe hinüber, zu der sich die Führer Russlands, Frankreichs und Chinas zusammengestellt hatten, »sind mehr als bereit, Sie die Last dieser Verteidigung allein tragen zu lassen. Sie sehen darin einen Weg, Sie wirtschaftlich zu zerstören, so wie Sie einmal die Sowjetunion zerstört haben.«
»Was gar nicht so falsch gedacht ist«, sagte der Präsident.
»Da bin ich entschieden anderer Meinung«, wehrte Bhatnagar ab. »Ich glaube, dass diese drei Länder in wesentlich schlechterer Lage aus diesem Krieg hervorgehen werden, als die, in der sie sich jetzt befinden. Aber das ist eine Frage, über die die Geschichte zu entscheiden haben wird. Der entscheidende Punkt ist, dass es weder negativen noch positiven Druck gibt, die USA zu unterstützen. Weshalb sollte irgendein Land seine Verteidigungsausgaben steigern, wenn die USA sie recht gut verteidigen können und auch werden? Und das müssen die USA, um sich selbst zu verteidigen.«
McMurry klappte den Mund zur Antwort auf, machte ihn aber gleich wieder zu. Er atmete tief durch und zuckte dann die Achseln.
»Sie glauben also nicht, dass wir sehr viel Unterstützung bekommen werden?«
»Ich beabsichtige dieses Forum dazu zu nutzen, die volle Unterstützung Indiens zuzusagen«, erklärte der Premierminister. »Wir sind ebenfalls bedroht. Außerdem wird die größte Demokratie der Welt nicht untätig zusehen, wie die älteste Demokratie der Welt uns verteidigt.«
»Nochmals vielen Dank«, sagte McMurry. »Aber … Das ist ja alles schön und gut – aber wie sieht es mit harten Zahlen aus?«
»Die kann ich im Augenblick nicht liefern«, gab Bhatnagar zu. »Aber ich habe mit den Vorsitzenden der anderen Parteien gesprochen, und wir werden unsere Wirtschaft auf volle Kriegsproduktion umstellen. Wir werden Personal, Gerät und Material liefern und dafür nach unseren Kräften bezahlen. Was unsere Fähigkeiten übersteigt – nun, da werden wir Unterstützung brauchen. Aber wir sprechen von bis zu dreißig Prozent unseres Bruttosozialprodukts.«
»Das ist eine sehr große Zahl«, meinte Adler nachdenklich. »Für Deutschland
Weitere Kostenlose Bücher