Planlos ins Glueck
mir schon, dass du so was sagst.“ Er drückte sie an sich.
Jane seufzte. Mac war einfach gut darin, ohne viele Worte Trost zu spenden.
„Manchmal muss man aufhören zu denken und auf sein Bauchgefühl hören.“
Sie schloss die Augen und schmiegte die Wange an Macs warme Brust. Sein Ratschlag war gut. Nur dass ihr Bauchgefühl ihr seit einer Ewigkeit dazu riet, so weit und schnell wie möglich vor ihrer Vergangenheit wegzulaufen.
Und jetzt hatte sie keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte.
19. KAPITEL
J ane sah zu, wie die Bürouhr auf halb sechs sprang. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich das Geräusch des Sekundenzeigers nur einbildete, oder ob es immer schon so laut gewesen und ihr nur nicht aufgefallen war. Vielleicht sollte sie das tickende alte Monstrum an der Wand einfach in den Müllcontainer hinter dem Haus werfen.
Was die Zeit allerdings auch nicht anhalten würde. Der Tag war vorbei. Irgendwann in der nächsten halben Stunde würde ihr Henker kommen, um sie zum Schafott zu führen.
Jessie würde sie retten können – sich selbst allerdings nicht. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Es gab zwar keine Möglichkeit, diesen widerwärtigen kleinen Kriecher von Greg zurück in seine Urschlammgrube zu verfrachten. Aber sie konnte versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten.
Es war schon seltsam: Ihr schlimmster Albtraum war kurz davor, zur Realität zu werden, und dennoch empfand sie eine schwer zu erklärende innere Ruhe. Als sie aufstand, um bei Mr Jennings zu klopfen, beschleunigte sich nicht einmal ihr Puls.
„Mr Jennings?“, rief sie. „Ich würde gerne kurz mit Ihnen sprechen.“
„Hey“, murmelte er und klickte weiter in seinem Grafikprogramm herum. Jane nahm auf einem der Besucherstühle vor seinem Schreibtisch Platz und wartete geduldig.
Ein paar Minuten später sah MrJennings mit gerunzelter Stirn auf. „Was gibt es, Jane?“
Sie holte tief Luft, verschränkte ihre Finger ineinander und wagte den Sprung ins kalte Wasser. „Ich war deswegen so lange abwesend, weil mein Bruder wegen Diebstahls festgenommen wurde. Er wird morgen ein umfassendes Geständnis ablegen und danach eine neunmonatige Gefängnisstrafe absitzen. Außerdem ist mein Stiefvater ein Exknasti, genauso wie mein leiblicher Vater. Und bis zu meinem achtzehnten Geburtstag lautete mein Name Dynasty Alexis MacKenzie. Ich habe ihn ändern lassen.“
Mr Jennings bewegte sich nicht. Er saß einfach da und musterte Jane, als würde er auf mehr warten.
„Das ist der Mensch, der ich bin“, sagte sie leise. Wieder runzelte er die Stirn. „Okay.“
„Ich wollte, dass Sie die Wahrheit wissen. Als Teenager war ich ziemlich durcheinander. Ich hatte viele Probleme. Irgendwann habe ich beschlossen, einen Schussstrich unter meine Vergangenheit zu ziehen. Deswegen habe ich meinen Namen geändert.“
„In Jane Morgan?“
„Ja.“
„Okay.“ Er schüttelte den Kopf und zog die Stirn in noch tiefere Falten. „Was Sie mir gerade erzählt haben, ist die Wahrheit über Ihre Vergangenheit. Aber die Wahrheit von heute ist Jane Morgan.“
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Ja.“
„Ich verstehe nicht, warum Sie mir all das erzählen. Hatten Sie Angst, mit mir darüber zu sprechen?“
„Ja.“
„Und warum?“
Warum? Weil sie ihre innere Ruhe gerade schlagartig verloren und jetzt am liebsten gleichzeitig geweint, sich übergeben und das Weite gesucht hätte. „Weil niemand davon weiß.“
Mr Jennings lächelte. Nein, es war eher ein breites Grinsen, von einem Ohr zum anderen. „Es freut mich, dass Sie mir vertrauen, Jane. Und ich werde niemandem davon erzählen. Na ja, jedenfalls solange Sie mir versprechen, dass Sie mich nicht bitten, Ihren Bruder einzustellen, wenn er entlassen wird.“
„Gott, das würde ich niemals tun!“
„Soll ich Ihnen morgen freigeben, damit Sie dabei sein können, wenn er seine Aussage macht?“
„Das wäre schön. Aber eine Stunde dürfte reichen.“
Er nickte. „Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.“
Das war’s. Sie hatte es getan. Sie hatte Mr Jennings die Wahrheit gesagt. Und es war überhaupt nicht schlimm gewesen. Aber das war nur der Anfang. Jetzt kannten drei Menschen inAspen die Wahrheit über sie. Und es würden immer mehr werden. Schleichend würde sich alles verändern. Und der Vorbote dieser Veränderungen schlenderte mit einem siegessicheren Lächeln durch die Eingangstür, als Jane gerade aus Mr Jennings’ Büro kam.
„Hi, Jane“, grüßte
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