Planlos ins Glueck
und sie würde ihn abblitzen lassen. Was für Konsequenzen das wohl für Jessie haben würde?
Jane beschloss, ihre Mutter noch ein bisschen zu bearbeiten. „Er geht ins Gefängnis, Mom. Das ist kein Grund zum Feiern.“
„Du weißt ganz genau, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Wir feiern, und jetzt will ich kein Wort mehr davon hören.“
Jane warf ihrem Stiefvater, der gerade akribisch Kohlen auf den Grill häufte, einen Blick zu. Mac sah alles andere als glücklich aus, aber die Linien um seinen Mund waren nicht mehr ganz so tief wie noch vor ein paar Tagen. Er war erleichtert. So sehr, dass er Jessie sogar erlaubt hatte, sein Grundstück zu betreten. Aber nur für diesen besonderen Anlass. Wenn Jessie aus dem Gefängnis entlassen wurde, würde er sich ein neues Zuhause suchen müssen. Mac würde ihn niemals wieder in seinem Haus wohnen lassen.
Aber für heute Abend hatten die Männer ihrer Familie ein Friedensabkommen geschlossen. Und Jane fühlte sich wie die Verräterin in den eigenen Reihen. War es wirklich richtig, dass sie ihre nicht existente Tugend über Jessies Zukunft stellte? Sie hatte jahrelang mit Männern geschlafen, die sie kaum kannte.Also warum sträubte sich alles in ihr dagegen, mit Greg ins Bett zu gehen?
Ihr Magen brannte. Sie wollte weg von hier. Zumindest waren nicht sonderlich viele Gäste da. Wen lud man schon ein zu einer „Hurra, unser Sohn muss nur ins Bezirksgefängnis“-Party?
Natürlich war Grandma Olive da, und auch Arlo war gekommen. Und dieses Mädchen namens Eve, mit dem Jessie offenbar zusammen war. Jessies sogenannte Freunde waren nicht eingeladen.
Das hier war alles, was Jane an Familie hatte. Wie sollte sie es übers Herz bringen, sie im Stich zu lassen? Entweder, sie schlief wieder mit Greg – nur so lange, bis der Deal abgewickelt war -, oder … Nachdenklich betrachtete sie die leuchtend grünen Spitzen der ersten Grashalme, die sich durch die Decke aus toten braunen Blättern bohrten. Vielleicht war Greg ja nicht ganz so schlau, wie er dachte. Vielleicht konnte sie den Spieß umdrehen.
Zum ersten Mal an diesem Tag empfand sie etwas anderes als Angst. Sie konnte nicht verhindern, dass Greg ihren Ruf zerstörte. Aber sie konnte verhindern, dass er ihrer Familie schadete.
Sie hob das Kinn und marschierte zu Mac. Die Kohlen waren mittlerweile so heiß, dass die Luft um ihn herum flimmerte. „Alles okay bei dir?“
„Jepp. Aber demnächst muss mal ein neuer Grill her.“ Was er schon seit acht Jahren versprach.
„Bist du nicht wütend auf Mom?“
Er zuckte die Achseln. „Sie meint es doch nur gut.“ „Trotzdem könntest du wütend auf sie sein.“
Er bedachte sie mit einem prüfenden Blick. „Sie tut ihr Bestes. Sie ist eine gute Frau.“
Jane fühlte sich unangenehm an ein Gespräch erinnert, das sie vor vielen Jahren mit Mac geführt hatte. Sie ist eine gute Frau. Vielleicht war sie nicht die perfekte Mutter, aber sie hat ihr Bestes gegeben.
Am anderen Ende des Gartens zog ihre Mutter gerade Jessiein eine feste Umarmung. Als Jane klein gewesen war, hatte ihre Mom auch sie so festgehalten. Dann hatte Jane Wut, Verbitterung und Zorn für sich entdeckt und das meiste davon an ihrer Mutter ausgelassen. Und nachdem die Wut und die Verbitterung und der Zorn verpufft waren, hatte sie sich so schuldig gefühlt, dass sie nicht gewusst hatte, wie sie auf ihre Mom zugehen sollte. Irgendwie war es Jane niemals gelungen, die Kluft zu überbrücken, die sie seit ihrer Jugend von ihrer Mutter trennte. „Ich weiß, dass sie eine gute Frau ist“, murmelte sie. „Das hier ist einfach schwierig für mich.“
„Ich weiß.“
Sie hatte nie ganz durchschaut, wie Mac es schaffte, sie mit so wenigen Worten zu trösten. Er war ein einfacher Mann, und trotzdem verstand er sogar Janes komplizierteste Gefühle.
„Willst du ein Bier?“, fragte er. Wieder mal so ein Fall, in dem er ganz genau wusste, was sie gerade brauchte.
„Oh ja“, seufzte sie.
Er reichte ihr eine Flasche aus der Kühlbox. Mac, der ewige Retter.
„Danke“, murmelte Jane.
Als sie einen großen Schluck kaltes Bier nahm, hörte sie über die Eagles-Platte hinweg, die durch das offene Küchenfenster schallte, eine Autotür zuknallen. Als die beiden frisch eingetroffenen Gäste um die Hausecke bogen, war Jane froh, eine Bierflasche zum Festhalten zu haben.
„Was macht der denn hier?“, keuchte sie.
Ihre Mom rief ein fröhlich: „Oh, die Chases sind hier! Ich bin ja so froh, dass
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