Planlos ins Glueck
ihre Wange gegen seine warme, nackte Brust, die nach Schlaf und Wärme und Vertrautheit roch.
Wie aus weiter Ferne hörte sie Greg jammern, dass er sofort ins Krankenhaus müsse.
Jane schloss die Augen und lauschte auf Chases kräftigen Herzschlag. Und so standen sie die ganze Zeit über da, bis die Polizisten anfingen, Fragen zu stellen.
Eine knappe Stunde später waren die Beamten fort, und Jane musste sich alleine mit Chase auseinandersetzen.
„Soll ich auf dem Sofa schlafen?“, fragte er, aber Jane schüttelte den Kopf.
„Du solltest wirklich besser gehen. Greg wird jetzt alles dafür tun, dass jeder in der Stadt von meiner Vergangenheit erfährt. Und dann auch noch das Blaulicht vor meiner Haustür … Die Nachbarn reden jetzt schon. Wenn du morgen hier rausschleichst, gießen wir damit nur noch mehr Öl ins Feuer.“
„Ich hatte nicht vor zu schleichen.“
Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Danke, dass du gekommen bist. Und danke, dass du dich so um mich kümmerst. Aber ich kann einfach nicht mit dir zusammen sein, Chase. Mein Ruf ist jetzt schon ruiniert.“
„Und warum genau sollte dein Ruf wegen mir leiden? Wegen der Tattoos? Mittlerweile hat jedes zweite Mädchen in der Stadt eins, verdammt noch mal!“
Sie verschränkte die Arme noch ein bisschen fester. „Bist du vorbestraft, Chase?“
Ihm war anzusehen, dass ihre Frage ihn eiskalt erwischt hatte. Er zog das Kinn ein. „Was?“
„Greg hat behauptet, dass du vorbestraft bist. Stimmt das?“ Er starrte sie wortlos an.
„Oh Gott“, murmelte sie. „Ich habe nie gefragt, weil ich dachte, dass du gar keine Sprengerlaubnis bekommen hättest, wenn du vorbestraft wärst. Das ist doch einfach unfassbar.“
„Ich war siebzehn. Es war mein erstes und letztes Vergehen. Und die Vorstrafe wurde nach zwei Jahren aus meiner Akte gelöscht.“
„Aber passiert ist es trotzdem! Was hast du angestellt?“
„Ich habe meinem Chef einen Truck geklaut …“
„Oh, perfekt!“ Sie lachte und warf die Hände in die Luft. „Ein Dieb! Kein Wunder, dass du dich so gut mit meiner Familie verstehst.“
„Ich wollte übers Wochenende nach Grand Junction und dachte, ihm fällt nicht mal auf, dass der Wagen fehlt. Aber er hat ihn gestohlen gemeldet, und ich wurde auf dem Heimweg angehalten. Mein Chef hat meine Entschuldigung angenommen, und die Anklage wurde auf Sachbeschädigung reduziert.Ich habe ein paar Sozialstunden abgerissen und der Firma eine Entschädigung gezahlt. Keine große Sache also.“
„Und weil es keine große Sache war, dachtest du, dass du mir das Ganze verheimlichen musst?!“
Chase warf ihr einen entgeisterten Blick zu. „Soll das ein Witz sein? Willst du mir das wirklich zum Vorwurf machen, nach allem, was du mir verheimlicht hast? Mein Gott, Jane, du bist nicht der einzige Mensch auf der Welt, der eine schwierige Jugend hatte. Ich war genauso wütend und durcheinander wie du. Und weil ich von meinem ersten Job an mein ganzes Geld in die Miete und Supermarkteinkäufe gesteckt hatte, dachte ich eben, dass ich mir eine kleine Spritztour verdient hatte. Find dich damit ab, und hör auf, so verdammt selbstgerecht zu sein!“
„Ich bin nicht selbstgerecht. Ich will einfach nur mit einem Mann zusammen sein, der noch nie eine Gefängniszelle von innen gesehen hat. Ist das wirklich zu viel verlangt?“
Chase schüttelte den Kopf und seufzte. „Tut mir leid, dass ich dir nicht davon erzählt habe. Aber ich wollte eben nicht darüber reden.“
„Dann hast du es mir also mit Absicht verheimlicht?“
„Ja. Sehe ich etwa aus wie der letzte Idiot? Ich wusste, dass du das als Vorwand benutzen würdest, um mich loszuwerden. Und siehe da: Genau das tust du in diesem Augenblick. Es ist nichts weiter als eine Ausrede, Jane. Wir passen gut zusammen, und du hast selbst gesagt, dass ich einer von den Guten bin.“
„Aber das …“
„Und dass du jetzt Bescheid weißt, hat nichts an den Tatsachen geändert“, unterbrach er sie. „Du willst mich immer noch, ich liebe dich immer noch. Aber das bedeutet nicht, dass ich mir diesen Scheiß hier geben muss. Ich werde jetzt gehen, und du kannst mich gerne anrufen, wenn du ein Gespräch unter Erwachsenen führen willst. Alles klar?“
„Nein!“
„Pack dir ein bisschen Eis auf deine Hand, Muhammad Ali.“
„Chase …“
Doch er winkte ihr nur beiläufig zu und spazierte einfach aus dem Haus.
Nach einem kurzen Augenblick fassungslosen Schweigens schloss
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