Planlos ins Glueck
schnalzte missbilligend mit der Zunge.
Jane war erstaunt, dass ihre Mom empört über eine Frau war, die mit einundzwanzig einen Ägypter heiratete. Schließlich war sie gerade mal neunzehn gewesen, als sie ihren ersten Sträfling geheiratet hatte. Nur drei Jahre älter als Jane in jener Nacht, in der sie mit drei Fremden zu einer Party gefahren war.
Ihre Mutter plauderte über Mrs Jacksons ersten Besuch bei ihrer Tochter in Ägypten, doch Janes Gedanken schweiften in die Vergangenheit.
Ihre Mom hatte ein paar wirklich dumme Fehler gemacht. Aber es war auch niemand da gewesen, der sie davon hätte abhalten können. In Anbetracht der Fehler, die Jane in ihrem eigenen Leben gemacht hatte, hätte es ihr eigentlich leichtfallen müssen, ihrer Mom zu verzeihen.
Doch es war alles andere als leicht. Vielleicht, weil sie sich auch ihre eigenen Fehler verzeihen musste, wenn sie ihrer Mom vergeben wollte. Und diese Vorstellung war so ungeheuerlich, dass ihr bei dem bloßen Gedanken ganz flau im Magen wurde.
Vielleicht schaffte sie es ja, wenn sie kleine Schritte machte.
„Mom, ich dachte, wir könnten am Wochenende vielleicht zusammen einen Film angucken. Ich könnte mit einer DVD und einer Familienpizza bei euch vorbeikommen.“
Eine Sekunde lang sah ihre Mutter aus, als hätte Jane gerade vorgeschlagen, die nächste Bank auszurauben. Und dann lächelte sie so breit, dass ihre Backenzähne zu sehen waren. „Das wäre toll, Schätzchen! Vielleicht kann Grandma Olive ja auch dazukommen.“
Jane schnitt eine Grimasse, riss sich aber gleich wieder zusammen. „Ja, sicher. Wie du möchtest.“
„Seit Jessie weg ist, ist sie ein bisschen einsam.“
„Natürlich.“ Einsam wie ein Kampffisch, nachdem er seine Jungen aufgefressen hat. „Wie du möchtest, Mom.“
„Oh, das wird so ein Spaß! Seit ein paar Tagen gibt es den neuen Teil von The Fast … the Furious in der Videothek. Hast du den schon gesehen?“
„Ähm … nein.“
„Okay, ich kümmere mich um die Pizza, und du bringst den Film mit, okay? Oh, ich bin richtig aufgeregt!“
Janes Gewissen wurde angesichts der Begeisterung ihrer Mom noch schlechter. Zum Glück schien ihre Mutter sowieso aufbrechen zu wollen, denn sie sammelte ihre Handtasche und ihr Handy zusammen.
„Ich muss nach Hause und Abendessen für deinen Dad kochen. Denk doch noch mal drüber nach, ob du Jessie nicht vielleicht doch besuchen willst, okay? Und wir sehen uns dann am Wochenende. Oh Jane, ich freue mich so.“
Jane stand auf und wartete verlegen. Als ihre Mutter an ihr vorbeilief, streckte Jane die Arme aus und zog sie in eine kurze Umarmung. „Ich liebe dich, Mom.“
„Oh, Schätzchen, das ist so süß von dir! Ich liebe dich auch.“
„Dann sehen wir uns am Wochenende. Passt dir Samstag?“
„Ach, du kennst uns doch. So alte Ehepaare wie uns stört man höchstens mal am Sonntag.“
Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, zuckte Janes Blick zu ihrem Telefon. Sie war so nervös, dass ihre Hände zitterten. Sie musste unbedingt mit jemandem reden! Ob Chase zu Hause war?
Als ob das eine Rolle gespielt hätte. Sie hatte Schluss gemacht. Er bedeutete ihr nichts mehr.
Aber sie musste einfach irgendjemandem erzählen, dass sie einen Schritt auf ihre Mom zugegangen war. Natürlich konnte sie auch Lori anrufen. Allerdings würde Lori nicht verstehen, wie viel dieser kleine Schritt bedeutete.
Jane seufzte tief, ging zu ihrem Couchtisch und versuchte, dasHandy durch intensives Anstarren zum Klingeln zu bewegen. Wie harmlos es mit seinem schwarzen Display wirkte!
Es war vorbei. Chase war kein Mann, mit dem sie zusammen sein wollte. Sie hatte einen klaren Schlussstrich gezogen.
Trotzdem versuchte sie weiter, das Handy zu hypnotisieren.
Er hatte gesagt, dass er nicht mehr benutzt werden wollte. Aber das war Tage her. Mittlerweile hatte er es garantiert dringend nötig.
Vielleicht konnte sie ihn ja für Sex und eine kurze Unterhaltung in ihre Wohnung locken? Natürlich nur ausnahmsweise. Weil sie so unter Stress stand.
Jane klappte das Handy auf.
Sie hatte sich geschworen, ihn nicht anzurufen, aber das ließ sich umgehen.
Nervös tippte sie eine SMS ein.
Willst du vorbeikommen?
Sie drückte auf Senden und zählte bis zehn, und weiter bis zwanzig. Dann legte sie das Handy zurück auf den Couchtisch und ging davon weg. Es funktionierte: Nach wenigen Sekunden piepte das Gerät. Jane raste zurück und las Chases Nachricht.
Abendessen? Ein Spaziergang? Es ist ein
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