Planlos ins Glueck
an. „Es tut mir leid, dass ich dir nichts von der Anzeige gesagt habe. Du hattest recht, ich hab dir die Sache bewusst verschwiegen. Weil ich wusste, was du davon halten würdest. Aber ich schwöre dir, dass das eine einmalige Sache war. Mein Chef hat mich noch nicht mal gefeuert.“
Sie nickte. Natürlich verstand sie das. So eine große Heuchlerin war sie dann auch wieder nicht. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe so viele Jahre lang so vieles geheim gehalten …“ Während sie noch versuchte, ihre Gedanken zu sortieren, kam die Kellnerin an den Tisch und stellte vier Teller vor Chase ab: das Holzfällerfrühstück mit Blaubeerpancakes, einer Extraportion Toast und eine halbe Grapefruit.
Chase goss Sirup über die Pfannkuchen. „Und, wie war es mit deiner Mom?“
Sie war so dankbar über den Themenwechsel, dass sie im ersten Moment kein Wort herausbrachte. Sie wollte nicht streiten. Sie wollte einfach nur mit ihm reden! „Es war sehr nett. Allerdings wäre es noch netter gewesen, wenn Grandma Olive nicht mit dabei gewesen wäre.“
Er lächelte, und Jane wurde es ganz heiß. Einige Sekunden lang sah sie Chase einfach beim Essen zu und empfand dabei einen seltsamen Anflug von Neid auf die Blaubeerpfannkuchen. Chase schien sie nämlich ziemlich lecker zu finden – und dabei war es doch Jane, die lecker gefunden werden wollte!
Er schob ihr den Teller hin. „Du kannst den Rest haben, wenn du willst.“
„Nein danke. Ich habe keinen Hunger.“
„Warum guckst du dann so gierig auf meine Pancakes?“
Mist. Jane nahm den Teller, nur um nicht sagen zu müssen, dass es Chase war, den sie gierig angeguckt hatte. Trotzdem sah sie ihm verstohlen weiter beim Essen zu. Wie sich seine Kiefermuskeln beim Kauen bewegten. Und dann diese kleine Ader,die an seiner Schläfe hervortrat und ihren Blick auf die Spitze seines Tattoos lenkte …
Es war schon seltsam: Eigentlich saß sie nur deswegen hier, weil sie es vor einigen Wochen nicht mehr ertragen hatte, Greg beim Essen zu beobachten. Und jetzt wurde sie ganz schwach, weil sie es so sexy fand, wie Chase frühstückte.
Unglaublich.
Wieder räusperte sich Chase. „Also, warum hast du angerufen?“
Weil ich dich so sehr vermisse, dass es nicht zum Aushalten ist.
Aber laut sagte sie: „Weil ich reden wollte.“
Er legte die Gabel ab. „Worüber denn?“
Über alles.
Chase sah sie so eindringlich an, dass sie kein Wort herausbrachte. „Iss weiter, ich will nicht, dass dein Essen kalt wird“, murmelte sie schließlich.
Er nahm die Gabel wieder in die Hand und fiel über sein Rührei her.
Jane fing an zu erzählen, anfangs noch über unverfängliche Themen: Loris Europareise und dass Quinn sie während ihres Spanienaufenthalts begleiten würde, weil er dort ein Jahr lang studiert hatte. Dann berichtete sie ihm von Jessie. „Er hat der Familie von Michelle Brown geschrieben.“
Chase hob die Brauen. „Tatsächlich?“
„Er wollte sich dafür entschuldigen, dass er mitverantwortlich für Michelles Tod ist. Die Anwältin meinte zwar, dass er die Browns dadurch auf die Idee bringen könnte, ihn zu verklagen, aber das war ihm egal. Er glaubt, dass er sowieso nichts mehr zu verlieren hat.“
„Schön zu hören.“
Und damit waren alle unverfänglichen Themen erschöpft. Sie wollte die Hand ausstrecken und Chase berühren! Aber wie sollte sie die Grenze überschreiten, die sie selbst gezogen hatte?
„Ich habe wirklich viel über meine Mom nachgedacht“, sagte sie schließlich.
Wieder legte er die Gabel ab, doch als er Jane die Stirn runzeln sah, nahm er sie seufzend wieder auf und konzentrierte sich auf seinen Teller.
„Sie hat gerade Fotos sortiert, als ich vorbeikam. Familienfotos. Und da ist mir etwas aufgefallen.“
„Und was?“
„Ich glaube, es gibt ein paar Jahre, die ich einfach vergessen hatte. Ich hatte sie vergessen, weil nichts Dramatisches passiert ist und alles in Ordnung war. Und als ich diese Fotos angesehen habe, dachte ich … Also, ich dachte, dass ich all die Jahre über vielleicht auf die falsche Person wütend war. Ja, meine Mom hat Fehler gemacht. Aber immerhin war sie da, und … und ich glaube, eine Zeit lang war ich richtig glücklich.“
„Und was ist mit den ganzen Sträflingen? Und all den Umzügen?“
„Ja, das war schlimm. Aber nachdem Mac entlassen wurde und Jessie auf die Welt kam … Weißt du, wir waren eine richtige Familie. Mein Leben war schön, bis mein Dad rausgekommen ist. Mein echter Dad
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