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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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…“ Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Chase sie intensiv musterte. Doch er sah hastig wieder auf seinen Teller, um sie nicht vom Erzählen abzuhalten.
    „Ich habe Schreiben gelernt, als ich vier war, nur damit ich ihm Briefe schicken konnte. Und von da an bekam ich jede Woche Post von ihm. Er hat mir geschrieben, wie stolz er auf mich ist und wie sehr er mich liebt und was für tolle Sachen wir eines Tages zusammen unternehmen würden. Aber dann kam er aus dem Gefängnis frei und verschwand einfach. Er hatte Besseres zu tun, als sich um seine Tochter zu kümmern. Ich war wütend auf ihn, aber ich glaube, tief in meinem Inneren habe ich meiner Mom die ganze Schuld gegeben.“
    „Weil sie ihn sich ausgesucht hat?“
    „Ja. Es war ihre Schuld, dass er mein Dad war. Aber vor allem habe ich meine Wut an ihr ausgelassen, weil sie eben da war. Es war so leicht, sie zu hassen. Aber wenn ich mein Leben lang auf die falsche Person wütend gewesen bin … Gott, das istdoch schrecklich, findest du nicht? Wirklich, wirklich schrecklich.“ Sie hörte seine Gabel gegen den Teller klappern, aber sie konnte nichts sehen, weil sich ein Tränenschleier über ihre Augen gelegt hatte.
    „Nein, nein, schon gut“, versicherte sie. Doch als Chase ihre Hand nahm, rollten zwei dicke Tränen über ihre Wangen.
    „Jane, du solltest wirklich mit deiner Mom reden.“
    Sie räusperte sich, um die Tränen zu vertreiben. „Aber das kann ich nicht. Ich weiß doch gar nicht, was ich sagen soll.“
    „Das, was du mir gerade erzählt hast.“
    „Aber ich will nicht zugeben, dass ich mich geirrt habe. Dass ich ein schlechter Mensch bin. Stell dir doch mal vor, wie das klingt: ‚Mom, ich bin ein schlechter Mensch. Tut mir leid.‘“
    „Ach, komm schon.“ In seinem leisen Lachen schwang Panik mit, vielleicht, weil Jane die Tränen mittlerweile unaufhaltsam übers Gesicht liefen. „Du bist kein schlechter Mensch, Jane. Himmel noch mal.“ Er drückte ihre Hand. „Hör auf zu weinen.“
    „Natürlich bin ich ein schlechter Mensch! Ich mag dich so gerne. Aber ich verbiete mir, dich zu mögen, weil ich einen Mann will, der aus einem stabilen Umfeld kommt. Einen Mann ohne Vorstrafe. Jemand Kultiviertes, Gebildetes, Spießiges. Jemanden, der alles ist, was ich nicht bin, aber gerne wäre. Alleine bin ich nämlich nichts weiter als ein Mädchen aus der Unterschicht mit einer dunklen Vergangenheit, das das Glück hatte, einen tollen Job zu finden.“
    „Jane, sieh mich an!“
    Sie tupfte sich mit einer Serviette die Tränen vom Gesicht, dann hob sie den Blick. Aber weiter als bis zu Chases Lippen kam sie nicht. Er duckte sich, bis sie ihm in die Augen sehen musste.
    „Hörst du dich eigentlich selbst reden?“
    „Was?“
    „Suchst du nach einem Mann, der dein Leben in Ordnung bringt?“
    „Nein. Das kann man von niemandem erwarten. Ich bin dochkeine Idiotin! Ich will einfach nur einen Mann, hinter dem ich mich verstecken kann.“
    Chase hob die Brauen, und seine Mundwinkel zuckten. Auch Jane musste lächeln.
    „Jane, ich bin zwar kein Psychologe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du echt ganz schön kaputt bist.“
    „Halt die Klappe.“
    „Ist doch wahr. Gott, wenn ich nicht schon längst in die verliebt wäre, würde ich spätestens jetzt die Beine in die Hand nehmen und flüchten.“
    Es war das erste Mal, dass er von Liebe redete und Jane nicht flau im Magen wurde. Stattdessen breitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Inneren aus, gepaart mit einem Hauch von Angst.
    „Liebst du mich?“, fragte er leise.
    Okay, es handelte sich wohl eher um Todesangst. Oh Gott. Seit Chase gestern aus ihrer Wohnung gestürmt war, hatte sie sich eingeredet, dass es nur sein Körper war, den sie vermisste. Sie hatte ihr Telefon angestarrt, mit schweißnassen Händen gewartet, dass er sie anrief. Aber sie war sicher gewesen, dass sie nur eins wollte: mit ihm schlafen, um Stress abzubauen. Doch jetzt konnte sie die traurige Wahrheit nicht mehr leugnen: Vor allem hatte sie mit ihm reden wollen. Seine Hand halten, in seinen Armen liegen, einen Film gucken. Und, ja, mit ihm schlafen. Weil Chase sie genau so nahm, wie sie es mochte, und ihr danach ins Ohr flüsterte, dass er sie liebte.
    „Das spielt doch keine Rolle“, murmelte sie.
    „Klar, deine Liebe ist für mich total unerheblich. Aber mach mir doch die kleine Freude und sag was dazu!“
    Sie liebte ihn. Eindeutig. Selbst die Dinge, die sie an ihm ablehnte, brachten ihr Herz dazu,

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