Planlos ins Glueck
flüsterte ihre Mom: „Er hat gesagt, dass Jessie mal schön bleiben soll, wo er ist, bis er den Mut findet, anzurufen und uns um Hilfe zu bitten.“
So freundlich hatte Mac das ganz sicher nicht formuliert. Aber Jane nickte nur. „Okay. Alles wird gut, Mom. Jessie ist einundzwanzig Jahre alt, und er muss lernen, dass er seine Probleme alleine ausbaden muss. Ein paar Tage im Gefängnis tun ihm vielleicht sogar gut.“
„Aber … das fühlt sich einfach nicht richtig an!“, jammerte ihre Mutter.
„Und es ist auch nicht richtig“, murmelte Jane, dann verabschiedete sie sich und legte auf. Es war einfach nicht richtig, dass ihre Vergangenheit sie immer wieder einholte, ganz gleich, wie viel Mühe sie sich gab, ihr altes Leben hinter sich zu lassen: die Vorladungen, die Gerichtstermine, die Gefängnisbesuche, die Kautionszahlungen. Es spielte keine Rolle, wie hart sie arbeitete: Ein Telefonanruf reichte, und schon wurde Jane Morgan in die Wohnwagensiedlung zurückkatapultiert, in der sie ihre Jugend verbracht hatte.
Sie warf einen Blick auf die Visitenkarte.
Wenn sie schon immer weiter dem Abgrund entgegentrudelte, konnte sie auf dem Weg nach unten wenigstens noch ein bisschen Spaß haben.
3. KAPITEL
Lieber Himmel! In einem Anflug von Panik klappte Chase die Sonnenblende in seinem Truck nach unten.
„Scheiße!“, brummte er seinem Spiegelbild zu und rieb sich über sein stoppeliges Kinn. Unter neuerlichem Fluchen klappte er den Blendschutz wieder hoch. Er hatte keine Zeit mehr, basta. Jane Morgan hatte angerufen und ihn gebeten, sie zu treffen. Selbst mit den zwei Minuten unter der Dusche war er schon ein Risiko eingegangen. Fast hatte er erwartet, bei seiner Rückkehr aus dem Bad eine Nachricht auf seinem Handy vorzufinden, in der sie ihm mitteilte, dass sie es sich doch anders überlegt hatte. Jetzt, wo er nur noch ein paar Schritte von der Bar entfernt war, gab es kein Zurück mehr.
Er hatte keine Ahnung, was los war – und er würde sich auf keinen Fall davon abhalten lassen, es herauszufinden. Er knallte die Fahrertür hinter sich zu und hastete über die Straße zur Bar.
Er brauchte ein paar Sekunden, um Jane zu entdecken. Irgendwie schien sie … mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Obwohl Freitagabend war, hatte sie ihr Haar nach wie vor zu einem festen Knoten hochgesteckt, und sie trug immer noch dieses ziemlich teuer aussehende weiße Kostüm. Während er sie beobachtete, nahm sie die Brille ab und rieb sich die Augen. Jane wurde müde. Wenn er sich nicht beeilte, würde er seine Chance auf ein Date verpassen.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und blieb direkt neben Janes Tisch stehen. „Hey, Jane.“
„Oh!“, schrie sie leise auf und schob sich die Brille zurück auf die Nase. Dann stand sie etwas ungeschickt auf. „Hallo.“
„Ich freue mich sehr, dass Sie angerufen haben.“
„Ich … also … ich hatte doch Ihre Karte.“ Sie machte eine hilflose Geste, und Chase bedeutete ihr, sich wieder zu setzen.
Dann fiel sein Blick auf ihr Wasserglas. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen?“
„Ähm … klar, sicher.“
Chase winkte einer Kellnerin, die sofort zu ihm herüberkam. Ihr Lächeln verblasste, als er in Janes Richtung nickte. „Die Dame zuerst.“
Jane bestellte einen Martini. Als er selbst eine Cola bestellte, wirkte sie ein wenig überrascht. „Wollen Sie nichts Richtiges trinken?“
„Nein danke, ich trinke nicht.“
Sie musterte ihn verblüfft. „Oh, tut mir leid. Dann bestelle ich auch etwas anderes und …“
„Hey, keine Umstände. Mich stört das nicht.“
Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht … unhöflich sein.“
„Wirklich, kein Problem. Es ist ja nicht so, dass ich trockener Alkoholiker wäre und nervös werde, wenn ich anderen Leuten beim Trinken zusehen muss. Aber mein Vater hat viel getrunken, und da dachte ich, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich gar nicht erst damit anfange.“
Jane warf ihrem Wasserglas einen zweifelnden Blick zu.
„Im Ernst jetzt!“ Er lachte. „Sie wissen, dass ich im Baugewerbe tätig bin, oder? Ich kann Ihnen garantieren, dass meine Freunde deutlich mehr Alkohol in sich reinschütten als Sie. Also los, mich kann nichts erschüttern.“
Wie auf Knopfdruck wurde ihr Martini serviert. „Wenn das so ist …“ Mit einem verträumten Lächeln hob sie das Glas. „In Ordnung. Dann mal Prost!“ Trotzdem nahm sie nur einen winzigen Schluck.
„Und? Verraten Sie mir jetzt, warum Sie mich
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