Planlos ins Glueck
schreckte ihn ab. Während er von dannen zuckelte, musterte Jane sein Kreuz, das ihr ziemlich … zierlich vorkam. Er war nicht viel größer als sie selbst und hatte dieselbe schmale Silhouette wie Greg.
Jane war eins vierundsiebzig groß und ziemlich kurvenreich. War es da wirklich zu viel verlangt, sich einen großen – und vor allem breit gebauten – Mann zu wünschen?
Wieder sah sie auf die Karte in ihrer Hand. Chase. Groß war er ja. Und er machte sie an. Und aus einem bislang unbekannten Grund hatte er sie gefragt, ob sie mit ihm ausgehen würde. Es war ziemlich offensichtlich, dass er nicht die Art Mann war, die Ehe, Haus und Kinder plante. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihn nicht für eine Weile benutzen konnte, um ein bisschen Spaß zu haben.
Mr Jennings war mit einer Menge unbrauchbarer Frauen zusammen gewesen, ehe er Lori gefunden hatte. Und er hatte keine dieser Beziehungen ernst gemeint. Warum sollte Jane sich nicht dasselbe herausnehmen dürfen?
Außerdem hatte sie übermorgen Geburtstag. Natürlich war es keine sonderlich gute Idee, mit jemandem zu schlafen, mit dem sie beruflich zu tun hatte. Alles in allem war es sogar eine extrem schlechte Idee. Aber es wäre auch ein verdammt gutes Geburtstagsgeschenk.
Hatte sie sich nicht wenigstens eine einzige Nacht harten, ursprünglichen Sex mit einem richtigen Mann verdient? Einen winzigen, wunderbaren Umweg auf ihrer Reise in eine respektable Zukunft? Niemand hier wusste etwas über ihre Vergangenheit. Niemand hier konnte mit dem Finger auf Jane zeigen und sagen: „Dieses Mädchen ist noch genauso billig wie früher.“
Jane zog ihr Handy hervor. „Du hast einen im Kahn“, versuchte sie, sich selbst zu warnen. Leider sorgte dieser Umstand aber nur dafür, dass sie ihren Plan immer besser fand. „Das ist eine dumme Idee“, flüsterte sie sich selbst zu. „Extrem dumm sogar. Aber unter Alkohol macht man eben Dummheiten.“
Mit zitternden Fingern schaltete sie das Handy wieder ein. Doch als sie die erste Ziffer von Chases Nummer eintippen wollte, bekam sie Muffensausen, legte das Handy vor sich auf den Tresen und atmete einmal tief durch. Und da klingelte das dumme Ding.
„Gott!“ Erschrocken legte sie sich die Hand auf die Brust. Rettung in letzter Sekunde. Nur dass auf dem Display wieder das Wort „Mom“ blinkte, was nie ein gutes Zeichen war.
Jane nahm ab. „Hallo?“
„Oh Jane, Gott sei Dank! Ich habe schreckliche Neuigkeiten. Einfach schrecklich!“
„Mom, was ist denn passiert?“ Janes Herz begann, heftig zu klopfen.
„Es ist wegen Jessie“, klagte ihre Mutter.
„Was ist denn passiert?“
„Er hat sich immer noch nicht gemeldet! Ich habe den ganzen Tag über versucht, dich zu erreichen. Er ist … Also, ich habe einen Anruf von Bekannten bekommen, und er … Dein Bruder ist im Gefängnis.“
„Oh.“ Janes Herz hörte auf, wie verrückt zu hämmern. „Ich verstehe. Und weswegen?“
„Ich weiß nicht. Bisher habe ich nur Gerüchte gehört, und ich habe keine Ahnung, was eigentlich los ist, weil er sich ja nicht meldet.“
„Beruhig dich, Mom! Er weiß genau, dass Dad ihn umbringen wird, und deswegen will er nicht zu Hause anrufen.“ Sie sah sich nervös um und fuhr ganz leise fort: „Wahrscheinlich haben sie ihn wegen Drogenbesitz eingebuchtet. Du weißt doch, wie er drauf ist, Mom.“
„Kannst du nicht deinen Freund bitten, mehr herauszufinden? Ich weiß ja nicht mal, in welchem Gefängnis er ist.“
„Bist du verrü…“ Jane biss sich auf die Zunge. „Mom, es ist Freitagabend. Gerade gibt es nichts, was wir für ihn tun könnten.“
„Aber dann muss er ja das ganze Wochenende über dortbleiben!“
„Mom!“, unterbrach Jane sie etwas schärfer als beabsichtigt. „Jetzt beruhig dich mal! Wenn er kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen würde, hätte er sich schon bei dir gemeldet. Bestimmt geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Undwenn er sich bis morgen nicht gemeldet hat, sehe ich mal, was ich für ihn tun kann, okay?“ Allerdings würde sie einen Teufel tun und Greg anrufen.
„Aber …“, flüsterte ihre Mutter mit schwacher Stimme.
Janes Herz zog sich vor Sorge zusammen. „Mom, ist Dad da?“ Ihr Stiefvater Mac war ein Fels in der Brandung und hatte ihre Mutter bislang noch jedes Mal aufgefangen, wenn sie sich wieder in irgendetwas hineinsteigerte.
„Ja, er ist da.“
„Gut. Und was hat er zu der Sache gesagt?“
Für eine Weile drang nur Stille aus dem Hörer. Dann
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