Planlos ins Glueck
weiterführen und sich trotzdem wie eine gute Tochter fühlen, obwohl sie geheim hielt, woher sie stammte. Sie würde die Anwältin bezahlen und Jessie aus diesem Schlamassel heraushelfen, und dann würde alles wieder in gewohnten Bahnen verlaufen.
Ihre Mom schniefte. „Okay, dann wärm ich mal das Abendessen auf. Es gibt Chili, ich hoffe, das ist okay.“
„Danke, Mom, das klingt toll. Ich komme gleich nach und decke den Tisch.“
Ihre Mom verschwand in der Küche, während Jane sich zu Macs Bürotür schlich und lauschte. Nichts. Sie klopfte an und öffnete die Tür. „Mac? Alles okay?“
„Bestens“, knurrte er.
Sie setzte sich auf den Klappstuhl gegenüber vom Schreibtisch. „Dad.“
Er schob das Kinn vor, sagte aber nichts. Wie üblich machte er einen auf hart, trotzdem war offensichtlich, dass es ihn ziemlich mitnahm, dass sein Sohn im Knast saß. Mac würde Jessie nicht besuchen. Doch das hieß noch lange nicht, dass er sich keine Sorgen machte.
„Wir kriegen ihn da schon raus.“
„Vielleicht ist es besser für ihn, wenn er eine Weile drinbleibt.“
Sie dachte an all die Jahre, die Mac im Gefängnis verbracht hatte, und legte ihm kurz die Hand auf den Arm. Als ihre Mom ihn geheiratet hatte, war Jane schon sieben gewesen. Die frühen Kuscheljahre hatte er verpasst, deswegen kam es selten vor, dass sie sich berührten. Aber sie liebte ihn, und heute wirkte er unendlich einsam. „Dann willst du ihn also gar nicht besuchen?“
Seine Züge verzerrten sich vor Wut. „Er hat sich das selbsteingebrockt. Und er weiß es besser, verdammt noch mal. Wenn er jetzt hier wäre, würde ich ihm ordentlich die Ohren lang ziehen.“
Sie nickte.
„Nachdem ich raus war, habe ich deiner Mom versprochen, dass sie niemals wieder in einem Besuchsraum sitzen muss. Ich wollte ein besseres Leben. Für sie und für euch Kinder. Und ich habe mein Bestes gegeben, Jessie zu einem anständigen Mann zu erziehen.“
„Das hier ist seine Schuld, nicht deine.“
„Ich habe ihm viel zu viel durchgehen lassen. Wenn er rauskommt, wird sich hier einiges ändern.“
Wieder nickte sie. Sie wusste ganz genau, wie oft Mac Jessie ermahnt hatte, ein anständigeres Leben zu führen als sein Dad.
Jane stiegen Tränen in die Augen, und sie schluckte sie tapfer herunter. „Du hast mich gerettet, Mac. Bitte vergiss das nie!“ Sie legte ihre Hand auf seine.
Doch er schüttelte den Kopf. „Ich habe das viel zu lange schleifen lassen.“
„Du warst mir ein guter Vater. Und Jessie auch.“ Er ballte die Hand zur Faust. „Mom macht das Abendessen fertig. Isst du mit uns?“
„Ich weiß nicht, ob sie mich dabeihaben will. Sie ist stinksauer.“
„Du weißt doch, dass sie nie lange wütend sein kann.“
Mac zuckte die Achseln und starrte auf Janes Hand, die immer noch auf seiner lag.
Wenn Jessie im Staatsgefängnis landete, würde es Mac das Herz brechen. Und das konnte Jane nicht zulassen. Nicht nach allem, was er für sie getan hatte.
Sie konnte sich noch ganz genau erinnern, wie er sie damals auf der Polizeiwache in Denver abgeholt hatte. Wie er mit seinen kräftigen Armen die zerkratzten Türen aufgestoßen hatte, um Jane zu retten. Wie erleichtert sie gewesen war und wie viel Angst sie gleichzeitig gehabt hatte. Angst und Scham und Gewissensbisseund Trotz. Aber sie hatte keine Sekunde lang befürchtet, Mac würde sie schlagen. Nein, was ihr Angst gemacht hatte, war die Abscheu in seinem Blick gewesen.
„Ich liebe dich, Dad“, sagte sie, und dann ließ sie ihn mit seinen Sorgen allein, weil es nichts mehr gab, was sie für ihn tun konnte. Jedenfalls heute Abend.
Du hast keinen Grund, heute bei Jennings Architecture vorbeizuschauen, sagte Chase sich wieder und wieder. Anders konnte er sich selbst nicht zurückhalten. Und in Anbetracht seiner Abendplanung war Zurückhaltung gerade ausgesprochen wichtig. Jane nach der Arbeit hinterherzuspionieren war vollkommen verrückt. Und außerdem aufdringlich. Aber wenn er zufällig wieder beim Ryders vorbeikam … Also, falls ihm dort ein weißer BMW auffiel, würde er eben reingehen und sich ein bisschen umsehen.
Einfach nur, weil Jane so durcheinander zu sein schien.
Klar, er kannte die Frau kaum. Aber er hatte mit ihr geschlafen, was bedeutete, dass er sie vermutlich besser kannte als die meisten anderen Leute. Sie waren irgendwie befreundet. Na gut, das vielleicht nicht, aber sie waren gute Bekannte. Und er konnte in jede Bar gehen, die ihm gefiel. Es war eine freie
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