Planlos ins Glueck
durchdringend. Ihre roten Lippen glänzten. „Arlo wird Mac anrufen.“
„Ich rede mit Arlo.“
„Du kennst ihn?“
Er zuckte die Achseln und versuchte, einen auf cool zu machen. „Klar.“
„In Ordnung. Ich esse einen Burger mit dir. Aber nur, wenn das als Date zählt.“
Er war so erleichtert, dass sich zum ersten Mal an diesem Abend sein Magen entspannte. Wenn sie abgelehnt hätte, hätte er heute Nacht vor lauter Grübelei kein Auge zubekommen: Wer ist Jane Morgan wirklich? Und was treibt sie undercover in einer Bikerbar? „Abgemacht. Aber du bleibst bei mir. Und deine Geheimoperation oder was auch immer du hier treibst, lässt du bleiben.“
Sie schenkte ihm ein geistesabwesendes Lächeln, dann spazierte sie schnurstracks auf die Tür zu. Doch sie blieb mit dem Absatz an der Schwelle hängen und geriet ins Stolpern.
„Du kannst gerne deine Brille aufsetzen, mich stört das nicht“, sagte Chase grinsend.
„Die beißt sich mit dem Zehenring.“
Chase sah nach unten. Bei all den visuellen Reizen, die Janes Outfit bot, war ihm der silberne Zehenring bisher gar nicht aufgefallen. Und er vergaß ihn auch gleich wieder, als Jane ihn bei der Hand nahm und zu einer leeren Sitzecke zog. Das Tanktop spannte sich über ihren Brüsten und gab die gesamte Herrlichkeit ihrer runden Kurven preis. Die bloße Erinnerung daran machte Chase den Mund wässrig.
„Okay“, murmelte er, als sie sich setzte. „Warte hier! Ich rede mit Arlo. Willst du einen Drink?“
Sie schüttelte den Kopf, und Chase zischte davon, um Arlozu versichern, dass er volle Verantwortung für Jane übernahm. Der Barkeeper schien erleichtert, die Bürde abgeben zu können, und spendierte ihnen mit Freuden zwei Cola aufs Haus. Chase bestellte noch zwei Burger, dann kehrte er zu Jane zurück.
„Okay“, sagte er, als er ihr gegenüber Platz nahm. „Dann schieß mal los.“
8. KAPITEL
J ane versuchte, das Zittern ihrer Hände zu verbergen, indem sie sich an dem Colaglas festklammerte, das Chase ihr mitgebracht hatte. Sie fühlte sich splitterfasernackt. Und zwar nicht nur wegen ihrer dürftigen Bekleidung.
Jahrelang hatte sie das Hintergrundrauschen ihrer Vergangenheit einfach ignoriert. Hatte so getan, als hätte es diese Zeit nie gegeben. Die letzten Highschooljahre über hatte sie sich in ihre Bücher vertieft, ohne auf die Beleidigungen der Jungs, denen sie früher hinterhergelaufen war, und der Mädchen, die sie noch nie hatten leiden können, zu achten. Bei der Abschlussfeier hatte sie tapfer gelächelt, obwohl ihre Mom in einem hautengen trägerlosen Top und einem kurzen Rock erschienen war, sodass Janes Schulkameraden ihr hinterherpfiffen. Nach dem Abschluss hatte sich Jane die Haare in ihr natürliches Braun zurückgefärbt, ihren Namen ändern lassen und einen Job in Aspen angenommen. Und das war das Ende der Geschichte gewesen. Und der Anfang von Janes neuem Leben.
Nur dass die Rechnung niemals ganz aufgegangen war. Jane hatte einen Neuanfang gemacht, aber sie war nicht konsequent genug gewesen.
Sie hätte nach Denver ziehen sollen. Nach New York oder London.
Warum war sie nicht weiter weggelaufen?
Als hätte sie die Antwort auf diese Frage nicht genau gekannt. Es war reine Arroganz gewesen. John McInnis Architecture war ihr allererster Job gewesen. Eigentlich nur ein Sprungbrett, eine Möglichkeit, Geld fürs College zu sparen. Aber sie hatte sich gut gemacht – sehr gut. Innerhalb kurzer Zeit war sie von der Kopierhilfe zur Empfangsdame und dann zu Mr McInnis’ persönlicher Assistentin befördert worden. Es war schön gewesen, einfach mal gut in irgendetwas zu sein. Respektiert und gelobt zu werden. Sie war so stolz gewesen, dass es sich fast wie ein Drogenrausch angefühlt hatte.
Drei Jahre lang hatte sie für Mr McInnis gearbeitet. Als er in den Ruhestand ging, empfahl er Jane an Quinn Jennings weiter, der gerade sein eigenes Architekturbüro gründete. Damit war ihr Schicksal besiegelt gewesen. Denn Mr Jennings hatte sie als Anfangsbonus an der Firma beteiligt, wenn auch nur in kleinem Rahmen. Ihre Verwandlung war abgeschlossen: Plötzlich war sie Chefsekretärin und Geschäftspartnerin.
Dass sie hin und wieder Leuten aus ihrem alten Leben über den Weg lief, war nicht weiter tragisch. Denn die nahmen Jane nicht einmal wahr. Sie war nicht mehr das Mädchen von früher. Und so hatte sie sich immer mehr der Illusion hingegeben, sie sei in Sicherheit. Das Hintergrundrauschen war zu einem leisen Summen
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