Planlos ins Glueck
weg. „Ja, ich glaube schon. Danke.“
„Und? Soll ich den Bodyguard spielen, während du hier herumschleichst und darauf hoffst, dass sich irgendjemand im richtigen Moment verplappert?“
Jane sah ihn scharf an. „Machst du dich gerade über mich lustig?“
„Nur, weil dir Ketchup an der Nase klebt.“ „Oh. Mist.“
„Außerdem ist es ziemlich niedlich, dass dir trotz deiner Klamotten kein schlimmeres Schimpfwort als ‚Mist‘ einfällt.“
„Halt die Klappe“, murrte sie, auch wenn sie lachen musste. Vor ein paar Sekunden war sie noch kurz davor gewesen loszuheulen. Wahrscheinlich lag es am Essen. Oder an Chase. Chase war so tröstend wie ein Riesenbecher Schokoladeneis. Ungesund und lecker. Eine Erinnerung an ihre Vergangenheit. Entspannend .
Er wischte ihr mit einer Papierserviette über die Nasenspitze.
„Ich muss echt so was von kaputt wirken“, stöhnte Jane.
„Quatsch, ich hab doch alles weggewischt.“
„Nein, ich meine, so richtig kaputt.“
„Überhaupt nicht. Du bist die heilste Person, die ich jemals kennengelernt habe.“
„Von wegen.“
„Jane“, wies er sie streng zurecht, „du bist klug, du bist die Ruhe selbst, du bist professionell und kompetent und eine waschechte Bürofurie. Du verängstigst riesengroße Baustellenleiter so sehr, dass sie sich wie kleine Schulmädchen benehmen. Und du bist wie alt? Gerade mal dreißig?“
„ Neunundzwanzig .“
„’tschuldigung.“
Er verzog peinlich berührt das Gesicht, doch Jane winkte ab. „Im Augenblick bin ich kein bisschen professionell und kompetent.“
Er grinste aufmunternd. „Nee, aber dafür auf andere Weise ziemlich beeindruckend.“
Automatisch spähte Jane auf ihr Dekolleté hinab. Als sie wieder hochsah, begegnete sie Chases kritischem Blick.
„Das ist eigentlich nicht das, was ich gemeint habe. Aber dein Ausschnitt ist natürlich trotzdem nicht schlecht.“
„Oh Gott.“ Schamesröte setzte Janes Wangen in Flammen.
Chase brach in schallendes Gelächter aus, und plötzlich musste Jane ebenfalls laut lachen, was insofern problematisch war, als sie die ganze Zeit über aufpassen musste, dass ihr nichts aus dem Dekolleté purzelte.
Sie hatte ein Date in einer Bikerbar. Mit einem Typen, der überhaupt nicht in ihr Lebenskonzept passte. Sie aß einen fettigen Burger und trug nuttige Klamotten. Ihr Bruder saß im Gefängnis.
Und trotzdem hatte sie Spaß.
Jane machte sich über ihre Pommes her. Als sie ein paar Sekunden später aufblickte, stellte sie fest, dass Chase sie intensiv beobachtete. „Was?“
„Ich versuche, dein Auswahlverfahren zu durchschauen.“ „Mein was?“, fragte sie lachend.
„Dein Auswahlverfahren.“ Er zeigte auf ihren Teller. „Du durchforstest deine Pommes, als würdest du was Bestimmtes suchen. Aber was?“
„Ähm …“ Sie sah auf die Fritte in ihrer Hand. Obwohl sie noch nie bewusst darüber nachgedacht hatte, hatte sie wirklich so etwas wie eine Pommes-Hierarchie. „Als Erstes kommen die ganz kurzen. Die sind superknusprig, aber innen trotzdem ganz weich. Dann die langen, die sind an den Enden knusprig, aber in der Mitte meistens ein bisschen zu weich.“
„Und dann?“
„Dann die langen mit den dünnen, leicht verbrannten Enden. Wenn man die Enden abbricht, sind die super. Und der Rest hängt davon ab, wie hungrig und/oder verzweifelt ich gerade bin. Und wie machst du das?“
„Ich?“ Er beugte sich vor und studierte konzentriert seinen Teller. „Also, erst mal nehme ich den Pommeshaufen sorgfältig in Augenschein.“
„Interessant.“
„Und dann stopfe ich einfach alles in mich rein.“
Jane verdrehte die Augen. „Das ist echt erbärmlich. Du hast ja wirklich überhaupt kein Niveau!“
Chase zuckte die Achseln. „Ich mag meine Pommes, wie ich meine Frauen mag – heiß und bereit, vernascht zu werden.“
„Oh Gott.“ Jane schaffte es gerade eben so, den Bissen in ihrem Mund nicht auf den Teller zurückzuspucken. Nach einem schnellen Schluck Cola sah sie zu Chase, der ihren Blick brauenwackelnd erwiderte. Und von da an ging einfach gar nichts mehr: Sie lachte so sehr, dass sie äußerst unvorteilhaft grunzen musste. Blieb bloß zu hoffen, dass das kreischende Gitarrensolo aus den Lautsprechern ihre peinlichen Urlaute übertönt hatte.
Als ihr Gelächter abgeklungen war, warf sie Jessies Freunden einen letzten hoffnungslosen Blick zu. Sie hasste die Vorstellung, ihren Plan aufzugeben. Aber sie wusste, dass es nicht anders ging. „Wollen wir hier
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