Planlos ins Glueck
geworden.
Bis jetzt.
Chase beobachtete sie geduldig. Sie wollte nichts erzählen. Aber trotz ihres Outfits schien er die Wahrheit über sie nicht zu erkennen. Er zeigte nicht mit dem Finger auf sie und bezeichnete sie als Schlampe. Für ihn war das hier die Verkleidung.
Sie atmete tief durch, dann platzte sie heraus: „Mein Bruder Jessie steckt in Schwierigkeiten.“
„Jessie“, wiederholte er stirnrunzelnd, so als habe er den Namen noch nie gehört. Gott sei Dank.
„Und ich versuche, ihm zu helfen.“
„Was genau ist los, Jane?“
Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte kurz nach. „Du musst mir versprechen, dass du niemandem etwas davon erzählst.“
„Ich bin die Diskretion in Person.“
Jane schaute sich nervös um. Die beiden engsten Freunde von Jessie befanden sich nach wie vor im Ryders. Sie machten weiter, als wäre nichts passiert. Dass ihr Freund im Knast saß, schien ihnen völlig egal zu sein. Was für Idioten. Jane sah zwar etwas unscharf, aber sie konnte trotzdem deutlich erkennen, wie die beiden lachten und sich gegenseitig schubsten und jedem Mädchen nachjohlten, das an ihnen vorbeilief. Als Janesie vorhin angesprochen hatte, hatten sie als Erstes gefragt: „Na, hast du es dir schon mal von beiden Seiten gleichzeitig besorgen lassen?“
Gott, die beiden verfügten nicht mal über den kleinsten Funken Raffinesse. Und diese Typen sollten dazu in der Lage sein, Autoradios zu klauen und Drogen zu verticken?
„Mein Bruder ist festgenommen worden. Und ich glaube, dass die Polizei ihm etwas anhängen will, das er gar nicht getan hat.“
„Im Ernst?“
„Ja. Ich hatte gehofft, dass seine Kumpels vielleicht mehr wissen. Oder sich verplappern. Ist ja ziemlich offensichtlich, dass der eine dümmer ist als der andere.“
Chase reckte den Hals, um ihrem Blick zu folgen. „Die zwei Typen, mit denen du vorhin getanzt hast?“
„Genau.“
„Soll ich mal schauen, ob ich mit ihnen ins Gespräch komme?“
Wollte sie das wirklich? Jane dachte sorgfältig über sein Angebot nach. Je länger sie hier war, desto lächerlicher kam ihr die ganze Aktion vor. Mittlerweile war ihr klar, dass sie einfach nur blindlings dem Impuls gefolgt war, etwas tun zu müssen. Irgendetwas. Selbst wenn das bedeutete, sich wie ein Flittchen anzuziehen und mit Losern zu flirten und ihren Stiefvater in den Wahnsinn zu treiben.
Eine übel gelaunte Kellnerin knallte zwei Teller auf den Tisch und verschwand wieder.
Jane seufzte. „Nein danke. Mac hatte recht. Das hier ist Unsinn. Keine Ahnung, was ich hier eigentlich tue. Ich kämpfe gegen Windmühlen.“
„Du tust was?“
„Ach, nichts. Es ist einfach nur zwecklos.“
Chase ignorierte seinen Burger und umfasste ihre Hand. „Deswegen warst du gestern auch so durcheinander, oder? Warum hast du mir nichts erzählt? Ich hätte dir sofort geholfen. Soweit ich kann, jedenfalls. Du wirkst hier ein bisschen fehl am Platz.“
Ach, war das so? Auf jeden Fall nett, dass er das sagte. „Danke.“
Er ließ ihre Hand los und schnappte sich den fettigen Burger. „Und was will die Polizei deinem Bruder deiner Meinung nach anhängen?“
„Sie haben Diebesgut bei ihm gefunden, aber sie stellen ihm auch Fragen nach einer Frau, von der er noch nie gehört hat.“
„Ist das alles?“
Sie zuckte die Achseln und schob die Pommes auf ihrem Teller hin und her. „Es kommt doch ständig vor, dass Leute unschuldig verurteilt werden.“
„Glaubst du das wirklich?“ Allerdings.
Jane biss von ihrem Burger ab. Der salzige Geschmack erinnerte sie daran, dass sie heute nicht zu Mittag gegessen hatte. Erst jetzt machte sich der Hunger bemerkbar. Wahrscheinlich war sie wirklich nicht ganz bei Sinnen gewesen. Schließlich hatte sie seit Samstag nicht mehr richtig geschlafen und jede Menge Mahlzeiten ausgelassen, um zu recherchieren und herumzutelefonieren. Und jetzt versuchte sie, ihrem Bruder zu helfen, indem sie die Hauptrolle in einem superschlechten Film spielte. Jane Morgan: Anständiges Mädchen undercover.
Wie unfassbar dämlich.
Plötzlich brannten ihr Tränen in den Augen. Jane ignorierte sie trotzig und aß einfach weiter. Mit jedem Bissen fühlte sie sich ein wenig stärker und gefasster. Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass die Cops und der Staatsanwalt ihren Bruder fair behandeln würden. Aber trotzdem musste es einen besseren Weg geben, als im Ryders neugierige Fragen zu stellen.
„Hey, alles okay?“, fragte Chase.
„Ich …“ Sie blinzelte die Tränen
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