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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Sprengung konnte ihm nichts und niemand die Laune verderben.
    Eintausendfünfhundert Pfund Dynamit, die sich durch den Granit fraßen, als wäre er Pappmaschee. Heilige Muttergottes … Kein Zweifel: Er hatte den besten Job der Welt.
    Grinsend trommelte er auf dem Lenkrad herum. Er liebte die Tage, an denen es ans Sprengen ging. Nur schade, dass sie so selten waren. Die Planungen dauerten ewig, und dann war da noch der ganze Papierkram. Außerdem brauchte man für die meisten Abtragungen nicht eine einzige Stange Dynamit, sondern nur einen Bulldozer und einen Bagger. Aber wenn sie auf dem Aspen Mountain ein neues Hotel bauten, musste das Fundament schließlich irgendwo hin. Und dieses Irgendwo war der Felsboden.
    Obwohl Chase seine Firma Extreme Excavations erst vor sechs Jahren gegründet hatte, galt er schon jetzt als der Mann, an den man sich in Härtefällen wenden musste. Nicht nur für die groben Jobs, sondern auch, wenn es um Feinarbeit ging. Chase konnte ein Fünfzehn-Meter-Loch in eine Felswand sprengen, ohne dass im hundert Jahre alten Schuppen nebenan auch nur die Glasscheiben klirrten.
    Er war gut, und das wusste er. Was seine Arbeit nur noch besser machte.
    Lächelnd bog er in die Main Street ab, fuhr aber an seinem Lieblingscafé vorbei. Heute brauchte er kein Koffein. Heute machte ihn das Leben im Allgemeinen high. Und Explosionen im Besonderen.
    Nachdem er auf den Parkplatz von Jennings Architecturegefahren war, blieb er noch eine Weile im Auto sitzen. Mit geschlossenen Augen wartete er ab, bis sein Lieblingslied zu Ende war. Als das Wummern des tiefen Basses verstummte, wurde das Platschen der Wassertropfen hörbar, die von Hunderten von Dächern fielen. Der Winter war offiziell vorbei, und vor Chase lagen viele Monate voll anstrengender Arbeit.
    Ein Auftrag von Quinn Jennings war der ganz große Coup. Quinn war einer der gefragtesten Architekten der Stadt, weswegen Chase sofort zugesagt hatte, obwohl es nur um ein paar Einfamilienhäuser ging und er normalerweise eher an gewerblichen Projekten arbeitete.
    Chase stellte den Motor ab, stieg aus und betrat das kleine Bürogebäude. Gleich hinter der verglasten Eingangstür versperrte ihm ein riesiger Schreibtisch den Weg. Dahinter wachte eine junge Frau mit eisiger Ausstrahlung.
    Durch eine schwarz gerahmte Brille musterte sie ihn aus großen braunen Augen. „Guten Abend“, sagte sie. Ihr Blick glitt kurz zu seiner Brust, dann sah sie ihm wieder ins Gesicht. Chase empfand einen Anflug von Interesse, aber so missbilligend, wie sie ihn musterte, fragte er sich doch, warum er überhaupt das Bedürfnis hatte zu lächeln.
    „Hi, ich bin Chase“, sagte er und lächelte trotz aller Vorbehalte.
    Ihre einzige Reaktion bestand im Heben einer Augenbraue. Selbst ihre Finger ruhten noch auf der Tastatur, so als warte sie nur, dass er verschwand, damit sie weiterarbeiten konnte.
    „Ich bin von Extreme Excavations“, erklärte er.
    „Ich verstehe. Schön, Sie kennenzulernen, Mr Chase.“
    „Ach, einfach nur Chase reicht.“ Wieder eine gehobene Braue. Chase räusperte sich und versuchte, unter ihrem gestrengen Blick nicht zusammenzuzucken. „Quinn Jennings hat mich gebeten, vorbeizukommen und ein paar Planzeichnungen abzuholen.“
    Endlich hob die Frau ihre Hände von der Tastatur und legte sie sittsam gefaltet vor sich auf den Tisch. „Mr Jennings telefoniert gerade. Wenn Sie sich vielleicht setzen möchten? Er wird gleich hier sein.“
    „Danke.“
    „Ich bin Jane. In Zukunft wenden Sie sich besser an mich, wenn Sie irgendwelche Unterlagen benötigen. Mr Jennings neigt dazu, solche Details zu vergessen, wenn er sich in seine Arbeit vertieft.“
    „Ähm … okay. Schön, Sie kennenzulernen, Jane.“
    „Kann ich Ihnen etwas bringen? Kaffee? Ein Wasser?“
    „Nein danke, ich …“
    Sie neigte den Kopf in Richtung der Sitzecke zu seiner Rechten, so als wäre Chase ein Kind, das man geduldig, aber bestimmt in seine Schranken weisen muss. Chase nickte und setzte sich wortlos. Zum Glück war diese Frau nicht seine Sekretärin. Er hätte in ständiger Panik gelebt, zu spät zur Arbeit zu kommen.
    Andererseits war sie aber auch irgendwie hübsch.
    Chase runzelte die Stirn. Er verstand selbst nicht, warum diese Frau ihn überhaupt interessierte. Er sah auf, um sie beim Tippen zu beobachten. Ihre elegante kleine Brille rutschte ihr die Nase herunter, und sie stupste sie wieder nach oben.
    War sie jetzt hübsch oder nicht?
    Hm, also für einen Eisklotz sahen

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