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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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konnte es nicht aussprechen. Sie konnte nicht einfach sagen: Das hier ist mein wirkliches Ich. Ich bin eine Frau, die einen großen, starken Mann braucht. Ich bin ein trauriges junges Mädchen, das sich benutzt fühlen muss, um glauben zu können, dass es begehrt wird. Ich bin eine Frau, die glaubt, dass ein Mann kein Mann ist, wenn er keine Narben auf den Händen und Schmutz an den Jeans hat.
    Sie konnte es nicht aussprechen, weil sie jetzt eine Frau war, die an Bildung und Manieren glaubte. An Beziehungen, die auf Respekt basierten, nicht auf körperlicher Anziehungskraft. Sie maß den Wert eines Mannes jetzt an seinem Ehrgeiz, seiner Intelligenz und seinem Einfluss. Nicht daran, wie gut er sich prügeln konnte. Und auch nicht an seiner Schulterbreite.
    „Vielleicht habe ich eine Midlife-Crisis.“
    „Du bist gerade mal neunundzwanzig.“
    „Genau. Ich bin neunundzwanzig. Bald werde ich sesshaft. Heiraten, Kinder kriegen. Und da dachte ich, ehe ich dreißigwerden sollte ich einen kleinen Abstecher ins Abenteuer machen.“
    „Ach ja?“, murmelte er verärgert. „Ja.“
    Er ließ das Thema auf sich beruhen, musterte Jane aber weiterhin skeptisch. Und aus irgendeinem Grund war sein Schweigen schlimmer als alles andere. Als die Kellnerin die Rechnung brachte, atmete Jane erleichtert auf. „Bitte lass mich bezahlen!“
    „Nein. Bei unserem sogenannten Date im Ryders bin ich so billig davongekommen, dass ich am nächsten Morgen vor Scham kaum in den Spiegel gucken konnte.“
    Richtig, sie war ziemlich billig zu haben gewesen: ein Burger, eine Cola, Vögeln im Truck. Gott, es machte so viel Spaß, billig zu sein! Vielleicht würde Chase ihr heute Abend ja wieder das Gefühl geben, billig zu sein. Wie in den guten alten Zeiten. Sie versuchte, ihm einen verführerischen Blick zuzuwerfen, doch leider wurde ein Gähnen daraus.
    „Komm, Jane“, sagte Chase und reichte ihr die Hand, während er aufstand. „Du siehst aus, als ob du gleich umkippst.“
    „Nein, nein, alles bestens“, beharrte sie, obwohl ihre Knie nachgaben, als sie sich erhob. „Ich bin gleich wieder in Form.“
    „Na klar. Wie viele Stunden hast du gestern Nacht geschlafen?“
    Sie warf ihm ein nicht ganz jugendfreies Lächeln zu. „Willst du etwa behaupten, dass ich müde aussehe?“
    „Du wirkst erschöpft. Du hast dunkle Ringe unter den Augen, du gähnst, und die zwei Mai Tais haben dich fast umgehauen.“
    „Gar nicht“, schmollte sie. Doch als er ihr in den Truck half, sank sie auf dem Sitz halb in sich zusammen. Okay, wahrscheinlich war sie wirklich erschöpft. Und angetrunken. Aber sie wollte nicht zu Hause abgesetzt werden. Sie wollte sich nicht die ganze Nacht über alleine in ihrem Bett hin und her wälzen. Und ihr kleiner Schwips war die beste Ausrede überhaupt, um wieder mit Chase zu schlafen.
    Als sie ein paar Minuten später aufwachte, weil Chase ihr dieWagentür aufhielt, fand sie die Idee immer noch toll. „Hey“, murmelte sie und streckte sich.
    „Deine Schlüssel?“
    Sie kramte kurz in ihrer Handtasche, dann reichte sie Chase ihren Schlüsselbund. Gott, war es toll, dass er einfach so die Kontrolle übernahm! Er half ihr vom Sitz und brachte sie bis zu ihrer Wohnungstür, als wäre er hier zu Hause. Obwohl sie schon wieder gähnen musste, freute sie sich auf das, was gleich in ihrem Bett passieren würde. Klar, das mit Chase hatte nur ein One-Night-Stand werden sollen. Aber der Mann stellte Sachen mit ihrem Körper an, als würde er sie aus einem langen Dornröschenschlaf wecken.
    Chase hielt ihr die Tür auf. „Ich rufe dich an, sobald sich mein Dad meldet.“
    „Was?“ Sie fuhr zu ihm herum, musste sich dabei aber an der Wand abstützen, um nicht umzufallen.
    „Geh ins Bett, Jane.“
    „Aber es ist gerade mal halb sieben!“
    „Genau. Zwölf Stunden Schlaf, und morgen fühlst du dich wie neugeboren. Das wird dir guttun.“
    „Aber …“
    „Gute Nacht, Jane.“
    Als er draußen seinen Wagen anließ, starrte sie immer noch mit offenem Mund auf die Tür. Der Versuch, zu ergründen, was gerade passiert war, entpuppte sich aber als viel zu anstrengend. Also nahm Jane Chases Rat an und ging einfach ins Bett.

11. KAPITEL
    J ane Morgan verlor die Kontrolle. Sie verlor die Kontrolle, und zwar auf der Arbeit. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sie war eine Meisterin in ihrem Metier! Eine uneinnehmbare Festung der Professionalität und Contenance. Jane verkörperte ihren Job. Bei der Arbeit kamen ihre besten Seiten

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