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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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habe ihn nie kennengelernt, aber bis ich zwölf war, hat er mir jede Woche aus dem Gefängnis geschrieben . Danach ist er verschwunden. Oder sollte sie von Mac erzählen, der die einzige richtige Vaterfigur war, die sie jemals gehabt hatte? Mein Stiefvater wurde verurteilt, weil er eine alte Frau umgebracht haben soll. Er ist unschuldig, aber trotzdem haben bis heute alle Angst vor ihm. Und als er jung war, hat er mal einen Schnapsladen überfallen .
    Jane wusste nicht, was sie sagen sollte. Also schüttelte sie einfach nur wortlos den Kopf.
    Auch Lori schüttelte den Kopf. „Mein Dad war Automechaniker. Er hat mich meistens im ölverschmierten Blaumann von der Schule abgeholt. Und er hatte immer Dreck unter den Fingernägeln. Immer. Trotzdem wollte ich nie einen anderen Dad haben, ganz egal, wie meiner aussah.“
    „Ich schon“, flüsterte Jane. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, und nahm aus reiner Verzweiflung einen riesigen Schluck Bier.
    „Dann war dein Dad aus anderen Gründen kein guter Vater.“
    Oh Gott. Wenn das mal nicht die Untertreibung des Jahres war. „Ich weiß. Ich weiß, dass mein Verhalten irrational und albern ist. Ich weiß das alles. Und ich weiß, wie hässlich ich mich benehme. Aber ich …“
    Lori nahm ihre Hand. „Was?“
    „Ich habe Angst. Panische Angst.“
    „Keiner weiß besser als ich, was es heißt, Angst zu haben. Du kennst ja meine Geschichte, Jane. Aber irgendwann muss man die Angst loslassen. Hör auf, dich an ihr festzuklammern.“
    „Ich habe schon so vieles hinter mir gelassen. Und jetzt bin ich … einfach müde. Ich will nicht mehr kämpfen, und ich will nicht noch mehr hinter mir lassen. Ich will einfach nur einen netten, normalen Ehemann und eine nette, normale Familie. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein!“
    „Ich verstehe dich ja“, sagte Lori sanft. „Aber ich habe auch das Gefühl, dass noch viel mehr dahintersteckt. Bist du sicher, dass du nicht darüber reden willst?“
    „Ja“, versicherte Jane hastig. „Ich bin sicher. Tut mir leid, es hat nichts mit dir zu tun. Ich will mit all diesen Dingen einfach nichts mehr zu tun haben. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass sie mir wie ein Klotz am Bein hängen.“
    „Dir ist schon klar, dass das nicht besser wird, nur weil du dich weigerst, darüber zu sprechen, oder? Es wird dich verfolgen.“
    „Ich werde alles tun, um das zu verhindern.“
    „Und wie soll es jetzt mit Chase weitergehen?“
    Tja, wenn sie das nur gewusst hätte. „Keine Ahnung. Im Moment ist er wütend auf mich. Vielleicht brauche ich gar nichts mehr zu tun, weil es sowieso vorbei ist.“
    „Feigling“, sagte Lori mit einem Lächeln.
    Jane prostete Lori zu, dann kippte sie in einem Zug den halben Inhalt der Flasche herunter. Sie war vielleicht ein Feigling, aber dafür war ihr Geheimnis immer noch sicher. Und wenn es sein musste, würde sie mit fliegenden Fahnen vor allem und jedem davonlaufen, damit es auch so blieb.

14. KAPITEL
    D ie Tür von Grandma Olives Wohnung flog auf, und Jane stand einem ziemlich verschlafen wirkenden Jessie gegenüber. „Jess!“, jubelte sie. Es überraschte sie selbst, wie erleichtert sie war, ihm ohne eine Barriere aus Plexiglas zu begegnen.
    „Hey, Jane“, sagte er und erwiderte ihre feste Umarmung.
    „Toll siehst du aus.“ Und das tat er wirklich. Er war gerade mal sechsunddreißig Stunden frei, und schon wirkte er nur noch halb so blass und verängstigt.
    „Hab dich vermisst“, murmelte er. In seinem Blick lag Aufrichtigkeit. Jane wusste nicht, ob er von seiner Zeit im Gefängnis oder von den fast sechs Monaten vor seiner Verhaftung sprach, in denen sie einander nicht gesehen hatten.
    „Jessie!“, rief Olive aus dem Hinterzimmer. „Ist das Dynasty?“
    „Ja, Grandma“, rief er zurück und bedeutete Jane, hereinzukommen. Nachdem er einen nervösen Blick über die Schulter geworfen hatte, flüsterte er: „Kann ich bei dir wohnen?“
    „Bei mir?“, keuchte Jane. „Warum denn?“
    „Es is total ätzend hier! Grandma schläft nackt.“
    „Mein Gott, Jessie, du schläfst doch nicht im selben Bett wie sie!“
    „Nö, aufm Sofa. Wär alles halb so schlimm, wenn sie nich jede Nacht noch mal in die Küche spazieren würde, um den Kühlschrank leer zu futtern.“
    In diesem Moment betrat Grandma Olive das Wohnzimmer – glücklicherweise voll bekleidet. „Meckerst du schon wieder über mein Evakostüm, Junge?“
    „Grandma!“, jammerte Jessie.
    „Wenn man

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